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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-03-04/0081
als daß an jedem der so bezeichneten Orte ein Fluß namens *Novios vorliegen
könnte 8).

Der Vergleich Bucks mit der Limmat, dem Abfluß des Zürichsees9), führt den
Etymologen auf eine andere Möglichkeit. Hinter dem aus ahd. * Lintimac, * Linti-
mages latinisierten Lindimacus, Lindimagi steht ein kelt. Kompositum * Lindo-
magos mit der Bedeutung „Linth und Maag" zugleich, gebildet aus den F1NN.
* Linda/L'mth und * Maga/Maag, eine Namensbildung, die den geographischen
Gegebenheiten genau entspricht: Linth und Maag flössen einst in der Linthebene
oberhalb des Zürichsees zusammen 10). Ahd. * Lintimac mit männlichem Geschlecht
entspricht später in der rein deutschsprachigen Uberlieferung nur das Feminium
Lindemaga usw.

Ebenso könnte Niumaga aus vorgerm. * Novimaga entstanden sein. Daß vor-
germ. lol vor /i/ im Ahd. als /u/ erscheint, vgl. z. B. lat. molina — ahd. mulina
„Mühle", wird auch bei ONN. beobachtet11). Das somit aus * Novimaga entstandene
ahd. * Nuwimaga wird zu * Nüivemaga, nach Synkope des Mittelsilbenvokals
in spätahd. oder frühmhd. Zeit zu * Nüwmage, worin /w/ — vielleicht unter Dehnung
des /ü/ — schwindet mit dem Ergebnis: Nümage, geschrieben Niumaga. In
vorgerm. * Novimaga müßten nach der Analogie zu Limmat zwei FlNN. komponiert
sein, etwa * Nova mit dem gleichen Stamm wie der von Buck vermutete
Name Novios lä) und kelt. * Maga „die Große". * Nova und * Maga waren vielleicht
die vorgerm. Bezeichnungen für die Bäche des Ober- und Untermünstertales,
die bei Ziegelplatz zusammenfließen.

Der Vorteil dieser Erklärung liegt darin, daß auf die Annahme der Übertragung
eines am Neumagen bislang nicht nachgewiesenen SN. * Noviomagus verzichtet
und der F1N. als F1N. gedeutet werden kann. Auch scheinen die lautlichen
Verhältnisse leichter erklärbar.

Abgesehen aber von der lautlichen Schwierigkeit, wie Novio- zu Niu- wird,
kann sich die Gleichung * Noviomagus — Niumaga — Neumagen rein sprachlich
doch auf den SN. Neumagen im Kreis Bernkastel stützen. Für diesen Ort sind
nämlich Namenformen seit der Römerzeit bezeugt: 4. Jh. n. Chr. Noviomagus
(Tabula Peutingeriana), Noiomagum (Ausonius, Moseila 12), 6. Jh. Noviomago
(Itinerarium Antonini)13), 815 Niumaga, 966 Nuimaga, 1030 Numaga, usw.14).
Mit der nahezu ununterbrochenen Tradition des moselländischen SN. Neumagen
seit der Spätantike ist immerhin bewiesen, daß Neumagen aus Noviomagus entstehen
konnte und zwar über ahd. Niumaga. Für den Markgräfler FlN. Neumagen
mit der gleichen spätahd. Form Niumaga können wir also ebenfalls als Ausgangsform
* Noviomagus ansetzen; lautliche Unebenheiten brauchen uns nicht zu hindern
, den FlN. Neumagen/Niumaga mit dem kelt. SN. Noviomagus in Verbindung
zu bringen. Die sprachliche Parallelität zum SN. Neumagen (Bernkastel)
<C Noviomagus ist so treffend, daß andere Schwierigkeiten in den Hintergrund
treten. Zu diesen gehört das Problem, an welcher Siedlung entlang dem Neumagen
der postulierte Name * Noviomagus gehaftet habe. Hier hat die Archäologie
das entscheidende Wort zu sprechen. Kann sie eine römische oder keltische
Siedlung ausfindig machen, die bedeutend genug war, daß ihr Name für die Umgegend
bestimmend wurde? Es hat den Anschein, daß am ehesten das Gebiet von
Bad Krozingen die Forderung der Namensforschung erfüllen kann.

Nehmen wir, vorerst noch ohne Stützung durch die Archäologie, folgendes an:
auf der Gemarkung von Bad Krozingen lag eine römische Siedlung mit dem
Namen Noviomagus, die vielleicht an einen älteren Ort der Helvetier anknüpfte.
Daß der Name dieser Siedlung als SN. an Ort und Stelle bei den seit dem Ende
des 3. Jh. eindringenden Alemannen kein Weiterleben hatte, ist für das südliche
Dekumatenland nicht besonders auffällig. Beachtliche Ausnahmen sind Breisach/
mons Brisiacus und Zarten/Tarodunum. Ein ähnlicher Fall wie der für Krozingen
vermutete, begegnet in Offenburg, das an der Stelle eines römischen Kastells liegt.
Der Name dieses Kastells kann nur aus der Landschaftsbezeichnung Ortenau (763,

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