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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-03-04/0092
Walter Füßlin: Chronik der Markgräflergemeinde Laufen-St. Ilgen. Endingen
1972; 115 Seiten mit Illustrationen. Brosdiürt; 15,— DM.

In treuer Verbundenheit hat der bekannte Sachwalter der „Muettersproch", Dr. Füßlin
, den Wunsch seiner Heimatgemeinde aufgegriffen und die Ortschronik für den ge-
schichtsträchtigen Rebort Laufen vorbereitet und in einem schmucken Büchlein veröffentlicht
. Angenehm empfindet der Leser innerhalb einer begrenzten Stoffwahl den „Mut zur
Lücke" und die menschliche Nähe der persönlichen Einfühlung in den zwölf Kapiteln.
Dem Mediziner und Psychiater gelang es, mit Liebe und Verständnis den Menschen und die
Dorfsippe in ihrem Wirken als Träger und Mitgestalter des Dorfgeschehens lebensnah
in die Mitte zu stellen. Er kannte aus persönlicher Erfahrung die Fragen der Menschen
unserer Tage an das vielgestaltige Gesicht des Dorfes und bot daher mit alten Dorfplänen
und Stammtafeln alteingesessener Familien (Kaltenbach, Engler und Füßlin) die lebendige
Verbindung aus der Vergangenheit zur Jetztzeit. Das befragte Aktenmaterial ist leider
nicht zitiert und in einem Quellennachweis vermerkt. Das wird nicht nur der benachbarte
Heimatforscher vermissen, sondern auch der nächste Verfasser einer erweiterten Ortschronik
. Denn sicher wird der vorliegende erste Beitrag später einmal einen berufenen
Heimatfreund jener gesegneten und historisch reichen Landschaft ermuntern, in einigen
weiteren Kapiteln die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Ortes mit eingehenderen
Untersuchungen über die Entwicklung des Reb- und Weinbaus zu ergänzen und Tatsachen
aus unserer selbst erlebten „jüngsten Vergangenheit" im Rückspiegel auch aus dem erforderlichen
persönlichen Abstand zu sehen und sachlicher zu werten. Dem mit Zeichnungen
und Bildern geschmückten Büchlein, das eine bisher fühlbare Lücke in der Reihe
der Ortschroniken zwischen Britzingen und Sulzburg zu schließen versucht, sei die verdiente
Aufnahme bei allen Freunden unserer Heimatgeschichte gewünscht. Es kann bei der
Gemeindeverwaltung Laufen bestellt werden. (Schü.)

Karl Kurrus: „Ruaf in d Zit ni". Verlag Rombach, 1972.

Das Bändchen, das Kurrus uns hier vorlegt, beweist einmal mehr, daß Gedanke und
Sprache in der alemannischen Mundart in einzigartiger Knappheit und Treffsicherheit identisch
sein können, Widersprüche aufdecken, Zweideutigkeiten bloßstellen können. Es enthält
Aphorismen zu Zeiterscheinungen, Gedanken zum Zeitgeist und Sprüche, die uns zum
Mitdenken anregen. Wünsche und Ratschläge an den Mitmenschen mögen weniger gefragt
sein. Dennoch: Der Hinweis auf ein geistiges (ja sogar geistliches) Leben ist hier so unaufdringlich
, lebendig und erfaßbar, daß alle, die sich für „gebildet" halten, froh sein sollten,
daß es sie noch gibt, die alemannische Sprache, und daß der Geist so schlicht, so ungeschraubt
zu uns reden kann.

Die Idee von Kurrus' knappen Sätzen läßt sich in Beispielen zeigen. In „Wer tuat s?"
braucht er neun Zeilen mit zwei oder drei Worten zum Thema, und dann: „dr Teifel
süfliart: Selli solle!" Steht in dieser Zeile nicht der Jammer der heutigen Gesellschaft vor
uns? Und was vermögen die drei Verse von „Verputze" auszudrücken!

Daß nicht nur der Kaiserstühler Dialekt, sondern auch der Kaiserstühler Kurrus in
Temperament und Gemütslage dem Elsässer verwandt ist, zeigt sein „Gmiatlig si". Dennoch
schenkt er uns nichts. „Frischbaches un Nuß", ein herrliches Thema aus der heilen
Welt? Probieren Sie:

Z'ackre, saaie, jette,
maihe, dresche, mahle, knette,
gformt in heiße Ofe stecke:
knusprig tuat s dno schmecke.
Hintergründig doppeldeutig ist sein „Nit miaße":

Loß dr s Lebe nit verdriaße;

was dr witt, des muesch nit miaße!

Das Büchlein enthält nichts Gesuchtes, viel Gekonntes, viel Liebenswertes. Man wird
es immer wieder zur Hand nehmen. Es wird Bestand haben. Und das Schönste daran, es
vermag in seiner Art auch den anzusprechen, der nicht selber Dialekt spricht. (C. M. V)

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