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fährt den Fluß entlang bis zu einer Fabrik. Etwa 200 Meter danach steht am
Rheinufer der Stelli-Wachtturm.
Diese Warte unterscheidet sich von den andern sogenannten Rheinfelder
Wachttürmen durch ihre überraschende Größe, denn die Länge der Seiten beträgt
hier 15 m. Ihre Mauern sind 1,8 m dick, und innerhalb des von ihnen
umschlossenen Quadrats erkennt man noch die Fundamente von vier Steinpfeilern
, die den Boden des zweiten Stockwerks abstützen. An der Außenseite
der Nordmauer sind zwei schießschartenartige Fenstergewände aufgestellt, die
jeweils aus einem Felsblock gehauen sind und ursprünglich in die Wände eingesetzt
waren18).
Leider ist dieser Turm von den Einwohnern Wallbachs früher als Steinbruch
benutzt worden, indem man die hier liegenden Quaderstücke zum Hausbau
verwendete. Zu Beginn unseres Jahrhunderts wurde dann auch noch der letzte
Mauerstutz weggebrochen19).
Bei diesem Wachtturm muß es sich auf Grund seiner besonderen Größe um
ein Hauptquartier für die Wachtposten der kleineren Türme gehandelt haben.
Warten ähnlicher Größe wurden auch noch an anderen Stellen des Hochrheins
entdeckt, und dabei jeweils an Stätten, von wo man mehrere kleine Türme
überblicken konnte, wie z. B. vom Wachtturm „Unteres Bürgli" in Schwaderloch
aus 20).
Um zum besterhaltenen römischen Wachtturm am Hochrhein zu gelangen,
fahren wir nun nach Koblenz bei Waldshut. Etwa 1,5 km östlich dieses Städtchens
liegt an der Straße nach Zurzach und kurz vor der Bahnunterführung an
der linken Straßenseite der sogenannte
Wachtturm Kleiner Laufen
Die Mauern dieses Turmes erheben sich noch heute 2,5-4 m über die Fundamente
und stehen 1,5—3 m über den Erdboden vor. Sie sind aus mehr oder
weniger regelmäßigen Quadern von Tuff und Kalksteinen gebaut und bilden ein
Quadrat von 8 m Seitenlänge, so daß wir diese Anlage zu den kleineren Rheinwarten
zu zählen haben. Der Eingang zu diesem Wachtturm befindet sich auf
der Rheinseite, und in der Sandsteinplatte, die als Schwelle diente, ist noch das
Loch zu erkennen, in dem sich die Tür drehte. Eine nur wenig tief unter der
Erdoberfläche liegende Brandschicht beweist, daß dieser Turm einst durch Feuer
zerstört wurde21).
Von besonderem Interesse ist hier die schon oben erwähnte Inschrift auf
der Westseite des Turmes. Dabei handelt es sich allerdings nur um eine Kopie,
denn das Original davon befindet sich im Landesmuseum in Zürich. Aus der
Inschrift geht hervor, daß hier „unter der segensreichen Gesamtherrschaft des
Kaisers Valentinian, seines Bruders Valens und seines Sohnes Gratian, der
ruhmvollen, stets siegreichen Gebieter", im Jahre 371 dieser burgus errichtet
worden ist.s)
Diese schräg gegenüber der Wutachmündung gelegene Warte war, mit Ausnahme
der Rheinseite, von einer Mauer und einem Graben umgeben und
wahrscheinlich noch von einer Palisade geschützt gewesen. Eine Rekonstruk-
tionszeichnung dieses Wachtturmes ist auf einer Tafel beim Eingang angebracht
und vermittelt uns einen ungefähren Eindruck von seinem Aussehen.
Diese wenigen Beispiele mögen genügen, um die römische Grenzbefestigung am
Hochrhein zu charakterisieren. Manche der Wachttürme wurden im Laufe der
Jahrhunderte vom Fluß hinweggespült, andere sind zwar festgestellt, aber noch
nicht ausgegraben worden. Die noch jetzt sichtbaren Reste geben uns aber doch
ein recht anschauliches Bild vom Bestreben der Römer, die Rheinlinie gegen die
immer wieder vordringenden Alemannen zu verteidigen. Diesen Grenzbefestigungen
und Wachttürmen war es immerhin zu verdanken, daß das Land
südlich des Stromes noch fast 200 Jahre lang römisch blieb. Seit der Mitte des
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