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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 1/2.1973
Seite: 77
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-01-02/0079
Es tut mir leid, das schöne Stück wieder hergeben zu müssen. Freiburg, den
18. 2. 1972. Prof. Dr. Wimmenauer."

3. Zu dem Fundstück wäre noch zu sagen, daß es sich um ein spitznackiges
Steinbeil handelt mit annähernd rechteckigem Querschnitt. Es hat eine Länge von
12 cm und ein Gewicht von 245 Gramm.

Unser Steinbeil ist nicht der erste vorgeschichtliche Fund auf Gemarkung
Endenburg. In den Bad. Fundber. HI/1936, S. 350 und 13/1937, S. 43, wird ein
Bohnerzjaspis (Kratzer, Bohrer, Schaber) erwähnt. Solche Werkzeugformen wurden
schon in der älteren und jüngeren Steinzeit hergestellt, Steinbeile kannte
man noch nicht. Der Mensch hatte noch keinen festen Wohnsitz, er schweifte als
Jäger, Fischer und Sammler umher.

4. Anders in der Jungsteinzeit! Der Mensch hatte einen festen Wohnsitz. Er
baute sich ein Haus mit Wirtschaftsgebäuden, trieb Ackerbau und Viehzucht.
Wenn sich im Laufe der Jahre Bodenmüdigkeit zeigte, gab er seine Felder auf
und suchte sich neues Land, nötigenfalls durch Rodungen.

Wenn man mit offenen Augen durch den Schwarzwald wandert, wird man
feststellen, daß die unteren Hänge der Berge vorwiegend mit Laubholz bestockt
sind, die oberen mit Nadelbäumen. Diese Entwicklung ist von der Forstverwaltung
gesteuert worden; der Wald wurde nach seinem wirtschaftlichen Ertrag
bewertet, er wurde zur Holzfabrik.

Heute streben wir wieder den ursprünglichen Zustand an, den Mischwald. Die
Natur gibt uns hierfür deutliche Hinweise. Im Schwarzwald wie auch in anderen
Gebirgen gibt es Flächen, die unzugänglich sind und deshalb nicht genutzt werden
können. Sie sind dem Urwald vergleichbar. Baum für Baum stirbt, der Boden
wird immer wieder neu besamt. Diese Beobachtungen sagen uns, daß der Boden
immer wieder neu bestockt wird und daß dabei ein Mischwald entsteht. Auch die
Pollenanalyse führt zu ähnlichen Ergebnissen. Es ist falsch, daß Buche und Eiche
in Höhen über 1000 Meter nicht gedeihen können. Hier darf auf die Wetterbuchen
beim Schauinsland verwiesen werden, die jeder Freund des Schwarzwaldes kennt.

5. Zur Geographie des Schwarzwaldes. Auf die Namen, welche unser Gebirge
in römischer und vorrömischer Zeit trug, soll nicht eingegangen werden. Sie sind
untergegangen und wurden vergessen, anders als bei den Vogesen, dem Jura und
dem Taunus. Der heutige Name ist von den Alemannen geprägt worden. Er
begegnet uns erstmals in einer Urkunde des Klosters von St. Gallen vom Jahre 868.

Sprachlich gehen die Begriffe „Wald" und „Wild" auf dieselbe Wurzel zurück.
Sie bedeuten unheimlich, unwegsam, unzugänglich, dunkel. Der Name „Schwarzwald
" besteht begrifflich zu Recht, wenn man ihn von der Rheinebene aus betrachtet
. Schwarz und dunkel hebt sich seine Kammlinie vom Hintergrund ab.

6. Wurde der Schwarzwald in der Ur- und Frühgeschichte von Menschen
begangen und durchschritten? Die neueren Anschauungen sagen uns, daß der
Schwarzwald in der Nacheiszeit ein Mischwald war. Dabei kommt es bei unseren
Überlegungen besonders auf die Buche an. Ihre Stämme streben in die Höhe und
unterdrücken mehr oder weniger das Unterholz, ohne dieses jedoch vollkommen
zu verdrängen. Auch die Nutzung als Viehweide hielt das Unterholz zurück.
Zum Unterschied etwa vom Tannenwald ist der Buchenwald verhältnismäßig
durchsichtig und leicht zu durchschreiten. Zu diesen Einsichten, zu der die Forstbotanik
gekommen ist, mußte die Urgeschichte Stellung nehmen. Dabei war auszugehen
von dem Sammelwerk „Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher,
römischer und alamannisch-fränkischer Zeit in Baden", von Ernst Wagner. Die
beiden Bände erschienen in den Jahren 1908 und 1911. In diesem Werk werden
für den Schwarzwald neun steinzeitliche Funde aufgezählt. 1921 faßte Karl
Schumacher, der Altmeister der deutschen Vorgeschichtsforschung, den Stand der
Wissenschaft in dem Satz zusammen: „Das ganze Innere des Schwarzwaldes ist
frei von vorgeschichtlichen Funden".

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