http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-01-02/0095
Die Leute von Minsein bewundern das Bild von Daur.
An dieser Stelle ist chronologisch etwas nachzuholen, Daur schrieb am 12.
November 1914 an das Fräulein Franziska Trüby: „Es ist schwer in dieser Zeit
das rechte Wort zu finden für das, was wir für Sie empfinden, wo Sie den
guten, treuen Schatz im fernen Norden verloren haben, gefallen auf dem Felde
der Ehre, für ein großes, freies Vaterland."
Zusammen mit Koger schickt Daur einen Gruß im November 15 aus Berga-
lingen. Der nächste erhaltene Gruß an das Jüngferli trägt erst wieder das Datum
vom 3. Januar 1917 und die Ansicht ist sein bekanntestes Werk „Auf einsamer
Höhe", das Bild der stillen Frauengestalt bei den Linden auf der Tüllingerhöhe.
In seinen Worten schwingt das Bedauern über den langen Krieg. Diese Karte
hatte er von Kandern aus geschrieben, wo er im Heimatmuseum tätig war.
Am 23. Februar 1917 bedankte sich der Maler für die Glückwünsche des
Jüngferlis und deren Familie zu seinem Ehrentag ... es war sein 47. Geburtstag,
und genau ein Jahr später dankt er in einem langen Briefe wieder für die
Wünsche und erwidert sie für sie, die am 23.2.1918 ihren 26. Geburtstag feierte,
und wieder schwingt sein Bedauern über den langen Krieg in seinen Worten,
„vielleicht kommt noch einmal der Frieden" heißt es da.
Der Mangel jener Zeit wird in einem Brief vom 1. Mai 18 deutlich, in dem
sich Daur sehr für das feine Gebäck bedankt, welches das Jüngferli geschickt
hatte und von dem seine Mutter steif und fest behaupte, solch ein feines Gebäck
schon lange nicht mehr gesehen zu haben.
In jener Zeit hatte Daur an einer Schule in Lörrach Zeichenunterricht
gegeben. Er erwähnt in einem Brief Ende März 18 dankbar einen Besuch mit
der Schule in Minsein. Sie wären dann noch nach Schwörstadt gegangen, wo die
Kinder die Kirche zeichneten. Um die Bilder dieser Kinder dürfte es sich aber
vermutlich nicht handeln, wenn Daur schreibt, wenn er in zwei oder drei
Wochen komme, hole er die 30 oder 40 Bilder ab, der Preis sei nebensächlich,
ein Bild könne 25 bis 30 Mark kosten, wenn er sie nur für das Museum bekommen
könne. Eher dürfte es sich um einige seiner vielen Farbzeichnungen
handeln, die auf Postkarten vervielfältigt wurden. Daur hatte ja viel auf dem
Dinkelberg gemalt, und da und dort und auch in Minsein wird es von diesen
Farbzeichnungen gegeben haben.
Am 2. November bedanken sich Daur und seine Frau für das gute Bauernbrot
, welches das Jüngferli . . . gleich fragt er in launigen Sätzen noch an,
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