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hinausgehen lassen. Begrüßenswert sind die in großen Zügen gebotenen geschichtlichen
Aufrisse auf der Rückseite zahlreicher Bilder, so auf denen von Schliengen, Müllheim,
Beuggen, Fischingen, Steinenstadt, Biengen, Eichsei und Kleinkems. Dankenswert ist die
Wiedergabe einer der typischen Bleistiftzeichnungen — oder besser Bleistiftgemälde —
von Ernst Schleith: Tegernau.
Aus der geistigen Welt des alemannischen Markgräflerlandes treten uns Namen von
dichterischem und schriftstellerischem Gewicht entgegen. Daß an der Spitze Hebel und
Burte stehen, ist selbstverständlich, Hebel mit seiner Geschichte vom einträglichen
Rätselhandel und Burte mit zwei hochdeutschen Gedichten, darunter mit dem auf der
Rückseite seiner Kohlezeichnung vom Friedhof Tannenkirch stehenden großartigen
Gedicht „Das andere Dorf. Als ebenbürtig ist hervorzuheben das Gedicht von Gerhard
Jung: „Mi alti Schuel". Es folgen Proben des Schaffens von Lina Kromer, Paula
Hollenweger, Ida Preusch, Lina Ritter und Hedwig Salm, von Hubert Baum, dem
Elsässer Emile Storek, Richard Gäng und Alfons Kind. Daß des verstorbenen Otto
Ernst Sutter, des unermüdlichen Landschreibers unserer Heimat gedacht wird, ist ein
Zeichen liebender Erinnerung an diesen gütigen Menschen.
So können wir auch diesem neuen Markgräfler Heimatkalender eine glückliche
Reise ins Land hinaus wünschen, dem Verlag Christian Frenzel aber sei Dank für seine
Gabe. Konstantin Schäfer
Uli Däster: „Johann Peter Hebel in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten"
In der Reihe von „rowohlts monographien" erschien diese ausgezeichnete Arbeit über
Hebel. Unter den vielen Hebel-Biographien der letzten Jahre zeichnet sie sich durch eine
Fülle neuer Angaben aus. Däster baut sorgsam auf wissenschaftlich Gesichertem auf und
erweitert es durch eigene Studien über den „unerschöpflichen" Hebel.
Die Freude über diese Neuerscheinung darf uns nicht abhalten, wieder einmal Grundsätzliches
zu Hebelausgaben im allgemeinen zur Sprache zu bringen. Bei der Wiedergabe
von Hebels Alemannischen Gedichten begegnen uns in letzter Zeit immer wieder sprachliche
Unrichtigkeiten. Diese sprachlichen Fehler — das muß ausdrücklich betont werden —
haben weder mit Hebels eigener Schreibweise noch mit irgendwelcher Orthographie etwas
zu tun. Es sind vielmehr Druckfehler, die von ersten Auflagen in die folgenden und
so. bis auf den heutigen Tag übernommen wurden. Selbst diejenige „letzter Hand" blieb
nicht davon verschont. Z. B. druckte die Inselausgabe zu solchen alten ebensoviele neue
Unrichtigkeiten. Einige Beispiele aus Dästners Monographie mögen zeigen, was gemeint
ist: Anstatt „e Her" steht das bayerische „a Her" (S. 18). Hebel sagt nicht „wie s er mer"
sondern „wie ner mer's" (S. 25). Das e in „sieht" sollte nicht mehr geschrieben werden,
denn es gibt heute alemannische Dichtungen auch auf anderen Gebieten; so spricht der
Hotzenwälder das e in „sieht" aus, während Hebel und die Markgräfler „siht" sagen
(S. 62). „i d Hüft" heißt es im Hotzenwald, bei Hebel gilt überall „in" (S. 71). Wo
„närrsch" dem Sinn nach als Hauptwort zu erkennnen ist, sollte „Närsch" gedruckt
werden (S. 59). „go" ohne h bedeutet bei Hebel um zu; auf S. 61, Z. 10 ist der Sinn
aber „gehen", es sollte daher „goh" stehen. Man sieht, es sind dies alles neue sprachliche
Fehler (einige andere sind nicht angeführt). Gerade in einer Hebelmonographie, der man
weiteste Verbreitung wünscht, — und diese kann nach dem bisherigen Verkaufserfolg
vorausgesagt werden —, tragen solche Fehler bedauerlicherweise dazu bei, die Sprache
des Dichters immer mehr zu verfälschen.
Der Hebelfreund vermißt in einem solchen Buch die Erwähnung anderer bedeutender
Arbeiten über Hebel, wie z. B. diejenigen von Robert Feger (in „Die Markgrafschaft")
oder von Karl Friedrich Rieber, der die „Hebellieder" neu herausgab und u. a. das großartige
Essay „Vom Lautklang in J. P. Hebels alemannischen Gedichten" (in „Freude am
alemannischen Gedicht", Rombach, Freiburg, 1968) publizierte. Vermißt wird auch die
Ansicht Hebels über hochdeutsche Ubersetzungen seiner Alemannischen Gedichte, ebenso
wie ein Hinweis auf das Wirken von Heimatverbänden und Zeitschriften, die sich um
das Hebeische Erbe annehmen. Zu den Essays über Hebel gehörte auch „Die Seele des
Maien" von Burte, sowie dessen „Rede auf Hebel" (1943). Die Basler Hebelgemeinde
verdiente, besonders genannt zu werden, denn ihr verdanken wir das „Hebelmähli" in
Hausen, bei welchem Volksfest der „Hebelpreis" vergeben wird, und auch die „Hebel-
Plakette".
Erfreulich ist, daß das erst jüngst wiedergefundene Bildnis Hebels (Universitätsbibliothek
Freiburg) den Einband des Büchleins ziert. Auch die zahlreichen andern, meist
unbekannten Bilddokumente werden dem Untertitel gerecht. Natürlich kann nicht jeder
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