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Unter P. Brunner wurde am 16. September 1656 die Klosterkirche durch Georg
Sigismund, Weihbischof von Konstanz, Titularbischof von Heliopolis, wieder neu
geweiht, nachdem sie im 30jährigen Krieg entweiht worden war. Am gleichen
Tage wurde auch ein neuer Altar, der inmitten des Chores aufgestellt wurde, zu
Ehren der Gottesmutter geweiht und in diesen Reliqien des hl. Josef und der
hll.Germanus und Ursicinus eingeschlossen. In den eigentlichen Hochaltar wurden
Reliquien der hl. Ursula und des hl. Norbert und anderer Heiliger eingefügt.
In die beiden Seitenaltäre wurden ebenfalls Reliquien eingelassen. In den
linken Seitenaltar, der hl. Anna und dem hl. Joachim geweiht, wurden Reliquien
der hll. Desiderius, Albina, Generosa, Valentinus, Germanus, Donatus, Kunigundis
und der hl. Jungfrauen von Eichsei eingeschlossen; in den rechten Seitenaltar,
den Kreuzaltar, Reliquien der hll. Felicius, Honestus, Ursinus, Urban, Laurentius
und der hl. Jungfrauen von Eichsei. Daß Reliquien der hl. 3 Jungfrauen von
Eichsei in beiden Seitenaltären aufbewahrt wurden, dürfte wohl auf die unterschiedlichen
Daten der Schenkungen zurückzuführen sein.
Ebenso wurden bei dieser Gelegenheit 2 Glocken für die Klosterkirche geweiht.
Die eine der beiden Glocken ist noch vorhanden, während die zweite 1694 umgegossen
wurde. Die noch vorhandene Glocke trägt die Jahreszahl 1652, wiegt
zwei Zentner und weist folgende Inschrift auf:
„Hans Heinrich Weitnauer von Basel, goset mich
Ave Dei mater alma, ave dulcis celi porta"
(„Gegrüßet seist du, gütige Mutter Gottes, gegrüßet seist du, geliebte Himmels-
pforte");
außerdem die Namen Joachim, Anna, Josef, Jesus, Maria, Ägidius.
Die zweite nicht mehr vorhandene Glocke wurde von Hans Friedrich Weitnauer
von Basel gegossen und trug die Inschrift:
„A fulgure et tempestate Libera nos, Domine, Jesu Christe"
(„Vor Blitz und Unwetter bewahre uns, Herr Jesus Christ"). —
Nachfolger von Propst Brunner wurde Pater Gregor Guisinger, der 1610 in
Pruntrut geboren wurde und 1630 Profeß gemacht hatte. Uber seine Amtszeit in
der Himmelspforte ist nichts bekannt; er starb am 20. Januar 1674.
Am 27. Mai 1666 setzte der Kanonikus und Kustos der Stiftskirche zu Solo-
thurn, Ursus Schwaller, den neugewählten Abt Georg Schwaller von Bellelay und
Himme-lspforte in den Besitz der Propstei ein.
Nach P. Guisinger wurde Pater Konrad Vogelsang Prior der Himmelspforte.
Auch über ihn ist nichts bekannt, nicht einmal seine genaue Amtszeit kann man
aufgrund der vorhandenen Akten feststellen, wir kennen nur seinen Todestag,
den 20. Juni 1702.
Von seinem Nachfolger, Pater Augustin Megnet, wissen wir auch keine genaue
Amtszeit; er starb 1696 als Prior von Bellelay in Bellelay.
In die Amtszeit von Pater Megnet fiel der französische Einfall in Wyhlen
während des holländisch-französisch-österreichischen Krieges (1672—1679). Am
2. Januar 1676 fielen 600 französische Soldaten über Wyhlen her und zwischen
ihnen und den Wyhlener Einwohnern kam es zu einem verzweifelten und erbitterten
Kampfe, aber die Franzosen waren in der Überzahl, und so mußten die
Wyhlener nach langem und hartem Ringen in den Wald fliehen. Daraufhin wurde
Wyhlen angezündet, wobei 60 Wohnhäuser den Flammen zum Opfer fielen. Bei
diesem Kampf fielen 41 Einwohner, viele wurden verwundet. In den Flammen
kamen fünf Menschen um, darunter Johann Bregeltz, Jakob Döbelin und ein
Mädchen namens Margaret Dannerin, das infolge Krankheit nicht fliehen konnte.
Die Verluste der Franzosen sind nicht bekannt.
1678 während der Belagerung von Rheinfelden durch die französischen Truppen
in Stärke von 30 000 Mann unter Marschall Crecqui mußten die Wyhlener
Einwohner große Opfer durch Truppeneinquartierungen bringen. Diese Belagerung
war aber erfolglos, denn als auf der brennenden Rheinbrücke beim Sturm
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