http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-06/0043
Am 23. Mai 1784 wurde Abt Monnin durch den Fürstbischof von Basel unter
Assistenz der Äbte Martin von St. Urban und Hieronymus von Mariastein feierlich
konsekriert. Die kirchliche Feier dauerte 3V2 Stunden, von V28 bis 11 Uhr,
abends war Theater und Feuerwerk im Klosterhof von Bellelay.
Eine der ersten Amtshandlungen des neuen Abtes war die Erneuerung der
Bürgerschaftsverträge mit den Städten Biel und Solothurn; am 9. März 1791 wurde
der Abt zum Präsident der Landstände des Fürstbistums Basel gewählt.
Sein Aussehen erfahren wir aus einem Brief vom 23. Januar 1802, ausgestellt
in der Himmelspforte, worin er Pater Migy bat, ihm einen Paß und ein Visum
beim französischen Gesandten in der Schweiz zu besorgen. Er beschreibt seine
Person wie folgt: 64 Jahre alt, Bürger von Solothurn, 5 Fuß und 3 Zoll groß
(1 Fuß = 25—34 cm, 1 Zoll = 1T0 oder 1/12 eines Fußes), braune Haare, an
den Schläfen grau meliert.
Der Abt machte sich große Sorgen um Bellelay, da die Französische Revolution
(1789) ihre Schatten auch in das Fürstbistum Basel warf. Ein Mann namens Reng-
guer7) hetzte in Basel und Umgebung die Leute gegen den Fürstbischof auf. Um
sich vor Gefahren zu schützen, bat der Bischof bei Kaiser Leopold II. (1790—1792)
um eine Schutz wache, die am 20. März 1791 in Pruntrut einmarschierte. Aber
Rengguer war in der Zwischenzeit nach Paris geflüchtet und drängte dort die französische
Nationalversammlung, den Einmarsch ins Fürstbistum Basel zu beginnen.
Um sich davor zu schützen, erbat Abt Monnin eine Schutztruppe aus Solothurn,
welche am 30. Juni 1791 in Bellelay eintraf, aber diese Maßnahme nutzte wenig,
da die Franzosen schon an den Grenzen standen. Abt Ambros flüchtete am
30. April mit einigen Mönchen seines Klosters nach Biel und Solothurn, der Fürstbischof
von Basel begab sich nach Konstanz; sein Bistum wurde an Frankreich angegliedert
.
Abt Ambros hielt sich, von Biel kommend, 1792 3 Wochen in der Himmelspforte
auf und ging dann wieder zurück nach Bellelav, flüchtete dann aber wieder
am 23. Mai 1793.
Am 15. Dezember 1797 brach dann das Unheil herein: der französische General
Gouvion St. Cyr erschien in Bellelay und erklärte das Kloster für aufgehoben
und seine Güter zum Eigentum des französischen Staates. Am 19. Dezember 1797
mußten die Mönche Bellelay verlassen und begaben sich nach Solothurn, beim Einmarsch
der französischen Truppen in diese Stadt mußten jedoch die Patres wieder
die Flucht ergreifen und gingen nun in die Klöster ihres Ordens in Deutschland
und Österreich; 8 Patres begaben sich in die Himmelspforte.
Auch Abt Ambros kam nach Himmelspforte, nachdem ihm am 8. Januar 1798
die österreichische Regierung ihre Erlaubnis gab. Am 1. September d. J. reiste jedoch
der Abt wieder ab und ging nach Roth, wo er i/t Jahr blieb, sodann weiter
nach Roggenburg, wo er sich 8 Monate aufhielt, dann für 3V2 Monate nach Augsburg
. Er kehrte anfangs September 1800 in die Himmelspforte zurück, wo er bis
1807 blieb. Damals waren in der Himmelspforte folgende geflohene Mönche der
Abtei Bellelay: P. Prior Josef, die Patres Gerlac und Ludolf und Bruder Dodo,
nachdem im Jahre 1798 außer den genannten noch die Patres Augustin, Hugo und
Norbert und ein Gärtner Heinrich von Coeuve in der Propstei weilten.
Einer dieser Mönche, P. Gerlac, war am 9. Juni 1784 von Abt Ambros zum
Verwalter der Himmelspforte eingesetzt worden. P. Gerlac wurde 1736 in Pruntrut
geboren, hatte 1757 in Bellelay Profeß gemacht und war 1763 zum Priester
geweiht worden; 1768—1784 bekleidete er den Posten des Pfarrers von Genevez.
Er war Prior der Himmelspforte bis zur Rückkehr Abt Ambros' von Augsburg
Anfang September 1800, kehrte 1801 oder 1802 nach Pruntrut zurück und starb
dort am 4. Mai 1814.
Aus den Rechenbüchern der Himmelspforte können wir ersehen, daß das
Priorat in jener Zeit über ca. 950 Gulden jährlich verfügte, allerdings waren die
Ausgaben aber meistens größer. Deshalb mußte das Mutterkloster finanzielle Hilfe
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