http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0029
Das Lörracher Gasthaus „Zur Lerche" in alter Umgebung
(Archivfoto Heimatmuseum Lörrach)
tag war ich wieder beim noch immer höchst anmutigen Grenzacher Bäbeli, welches
jetzt Frau Lerchenwirtin Senn in Lörrach und zwar sehr glücklich verheiratet
ist« 86). Doch seine Beziehungen zu Grenzach hat Burckhardt trotz des Wegzugs
von Bäbeli nicht abgebrochen. Sogar in Florenz sehnt er sich im August 1881 nach
dem Rebdorf am Fuße des Dinkelbergs: »Bisweilen verspüre ich wahre Sehnsucht
nach Grenzach und zwar als solchem, nicht nach Diesem und Jenem, sondern
nach seiner Grenzachigkeit, und dieß in einem Zaubernest wie Florenz« 87).
Doch langsam wird es immer einsamer um den nun schon vierundsechzigjähri-
gen Jacob Burckhardt, wie folgende Briefstelle vom 14. Mai 1882 an Alioth zeigt:
»Ich lebe außerhalb der Welt, gehe zweimal per Woche in die Halle und habe
schlechterdings keine Art von Erholung mehr als abends von 9 Uhr an Klavierspielen
und am Sonntag nachmittag womöglich einen Bummel« 88). Diese Wanderungen
waren noch immer sehr ausgedehnt, und manchmal begleiteten ihn dabei
auch noch einige Freunde. In einem Brief vom 17. Februar 1884 berichtet er Alioth
von einem Spaziergang nach Steinen, wobei er auf dem Heimweg wieder Bäbeli
besuchte, »welches zwar ein wenig magert, aber alle Hauptsachen, z. B. Teint,
Zähne und Augen noch hat wie vor Alters und auch die angenehme Sprechstimme,
die ich bei Weibsleuten für ein Principale halte.« Im selben Brief geht er auch auf
die »Krone« und die Verhältnisse in Grenzach ein: »In Grenzach ist Luise nach
dem Tod von Mutter und Bruder jetzt völlig vereinsamt und (soviel ich habe merken
können) sehr der Frömmigkeit ergeben, welche alldort (bei völliger Nullität
des Dorfpfarrers) durch Chrischonabrüder gehegt wird. Es ist ganz in der Ordnung
so, und kein Aufklärungsstaat und keine Reformkirche wird es hindern können,
daß ernsthafte und bedrängte Leute sich im Christentum, und zwar im wirklichen,
nicht im optimistisch umgedeuteten, ihren Trost suchen« 89).
Louise Schlupp hatte dann später ein noch schwereres Schicksal zu tragen, das
bei ihrem Tode am 4. Dezember 1928 im Grenzacher »Toten- und Beerdigungsbuch
« wie folgt vermerkt wurde: »War über 20 Jahre gelähmt, über 6 J. blind.
Letzter Sproß aus der berühmten Wirtschaft z. Krone.«
27
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0029