http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0030
Im Jahre 1884 traf sich Jacob Burckhardts späterer Nachfolger auf dem Basler
Lehrstuhl für Kunstgeschichte, Heinrich Wölfflin, einige Male mit ihm in Grenzach.
In einer Notiz Wölfflins vom Pfingstsonntag 1884 heißt es: »Pfingstsonntag Abend
mit J. B. in Grenzach. Er ist sehr liebenswürdig. Die Konversation begann mit der
Idee des Pfingstbummels. J. B. kam von Rheinfelden« *°). Etwa eine Woche später
notiert sich Wölfflin: ». . . 6—7 nach Grenzach . . . Ich bin allein im Gastzimmer,
der junge Wirt fragt nach meinem Namen, der Herr Professor hat ihn geschickt.
Bis dieser selbst kommt, erzählt mir der gute Mann gar viel von ihrem Gast. Er
habe so sehr Furcht vor dem Sterben, aber noch immer erzähle er mit Begeisterung
von Kunst und Musik« 91). Auf dem Heimweg macht Burckhardt dann seinen
Schüler Wölfflin mit der Geschichte des »Emilienbads« und des »Ziels« bekannt,
denn er sei ja auch ein alter Basler, und da müsse er »jetzt etwas erfahren von
dieser Herrlichkeit« 92).
Im Jahre 1887 wurde dann die von Burckhardt so geliebte »Krone« geschlossen
, wie wir aus einem Brief an Preen vom Pfingstsonntag desselben Jahres erfahren
: »In unserer Nähe ist zu meinem großen Leidwesen die ,Krone' zu Grenzach
eingegangen, weil es die einzige Übrige vom Hause Schlupp, Jungfer Luise, auch
ohne das Wirten bequem machen kann. Sie glauben gar nicht, wie wehmütig das
Haus jetzt ohne die stattliche herausgehängte Krone anzuschauen ist« 9S).
Das Wirtshausschild
der »Krone»
Aus einem Brief vom 5. Juni 1889 an Preen spüren wir dann, wie einsam es
um den großen Weisen von Basel geworden ist und wie sehr er noch immer an dem
inzwischen verwitweten Bäbeli hängt: »Von Kaiser habe ich seit ewiger Zeit nichts
erfahren noch gesehen. In Lörrach bin ich seit Jahresfrist nicht mehr gewesen. Ob-
schon die Lerchenwirtin, Witwe Senn (ehemals Bäbeli Richter von Grenzach) noch
immer ein Anziehungspunkt wäre — Wenn ich Geld hätte nach Belieben, ich kaufte
Frau Senn von Lörrach los und bezöge hier ein nettes Haus und ließe mich von ihr
verpflegen bis an mein Ende. Dies aber ganz unter uns! Das sind nur solche übermütige
Ideen, mit welchen ich vielleicht bei Frau Senn recht übel ankäme. (Dodi
nein, eigentlich übel nähme sie mir es nicht)« w).
Jacob Burckhardt hat aber dann doch die verwitwete Lerchenwirtin Bäbeli
Senn gebeten, seine Haushälterin zu werden, doch diese lehnte ab, da sie den Bildhauer
Robert Schwab heiraten wollte. Diese Mitteilung verdanke ich einer in Bel-
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