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Zu den prominenten Persönlichkeiten, die auf Anraten Platters in Maulburg
badeten, gehört auch der Basler Bürgermeister Bonaventura von Brunn (1520—
1591). Schon Felix' Vater, Thomas Platter, war mit Bonaventura von Brunn befreundet
17). Aus zahlreichen unveröffentlichten Briefen Felix Platters an den Bürgermeister
geht hervor, daß sich die beiden Männer des öfteren zu einem nahrhaften
»imess« oder zu einem Abendtrunk zusammenfanden Die guten Beziehungen
zu dem einflußreichen Bürgermeister, dessen Hausarzt Platter war, scheinen
diesem auch für seine berufliche Laufbahn und für Universitätsbelange nützlich
gewesen zu sein. Die Neigung beider Herren für das Theater mag die Bindung
noch vertieft haben. So hat Felix Platter Bonaventura ein nicht identifizierbares
»Stuck« gewidmet und es mit einem Begleitgedicht, das sich erhalten hat, dem Bürgermeister
ins Haus geschickt 19). Platter spielt hierin auf die am 6. Juni 1546 auf
dem Basler Kornmarkt aufgeführte »Pauli Bekehrung« von Valentin Bolz an, in
der der damals 26jährige Bonaventura die Titelrolle übernommen hatte:
». . . Dywil der herr
in spilen auch eriecht hatt eer
Darinnen er in iungen tagen
Die firnembste person hatt dragen« 19).
Daß dabei ein arges Mißgeschick passierte, überliefert Felix Platter in seiner
Autobiographie: »der burgermeister von Brun war Saulus, der Balthasar Han der
hergoth, in eim runden himmel, der hieng oben am pfouwen. Dorus der strol schoß
ein fürige racketen, so dem Saulo, alß er vom roß fiel, die hosen anzündet« 20).
Im Sammelband der Gedichte von Felix Platter hat sich ein teilweise publiziertes
Delikations-Gedicht erhalten, dessen Überschrift folgendermaßen lautet: »Alß
herr Burgermeister von Brun zuo Mulberg im badt was, schickt im mein frauw ein
panicen« 21). Der in ein irdenes Gefäß gefüllte »welsche bry oder salat« sollte den
Empfänger noch in warmem Zustand erreichen. Platter spielt dabei auf jenen
Hirsebrei an, den die Zürcher im Sommer 1576 per Schiff zum Gesellenschießen
nach Straßburg »in eim tag hinab brachten, denselbig also wärmet uff deß am-
meisters stuben«, wie es u. a. der Basler Chronist Peter Ryff der Nachwelt überliefert
hat
Bei dem aus Frau Madien Platters Küche stammenden »Panicen« 2S) — eine
von Felix Platter als »ringe gob« bezeichnete Aufmerksamkeit — handelte es sich
offenbar um eine recht nahrhafte Speise:
So findt sich das die spetery
Damit gebüfft ist diser bry
Sampt dem kraftmäl vnd andern stucken
Verstopft dem magen seine lucken
Vnd die wurmslöcher der gestalt,
Das in den tag nit hungert baldt
Firnemiich gibt er gute kraft
So man in nießt mit rebensafft
Mit wein DE (s. . .?) Hippocras 2i)
So glesin sindt vnd gfiert die fas
Den »rebensafft« hat die »Academy«, also die Universität, »sampt den gleseren
vnd gemachten Kesten (?)« dem Bürgermeister verehrt, wie aus der Marginalie von
Platters Hand hervorgeht. In den rationes rectoratus zum Universitätsjahr 1583
1584 ist unter »Honoraria« diese Vergabung aufgeführt: »Item D. Consuli ä Brunio
ad aquas Mulbergenses 4 mensurae vini Hippocratici missae, voluntate procerum,
3 1b, 6 ß, 8 d. Umb das Kästlein mit vier gläsin Häschen D. Guarino zalt, vnd dan
darann etwas bessern lassen. 3 lb, 6 ß« -3). Auch der Basler Rat hat seinem Bürger-
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