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würdigen und schweren Prozeß gestürzt worden und statt, daß ich mein Geld bekam
, mußte ich den Freihof Ehnerfahrnau annehmen und durch einen Meyer besorgen
lassen, was mich viel Geld kostet.«
Lt. Margarete Krieg !) besaß die Familie Grether den Freihof Ehnerfahrnau -)
bis zum Jahre 1840 3) und ging von da an das Geschlecht derer von Roggenbach
über. Von einem Besitzrecht des Pfarrer Zandt in den Jahren 1760/63 ist nirgends
die Rede, dennoch überliefert dieser aktenkundig: „Ich würde gerne Ehnerfahrnau
verkaufen, denn die Ausgaben übersteigen die Einnahmen, es findet sich aber kein
Käufer und ich muß jährlich noch draufzahlen".
So stand nun der wackere Seelsorger Tegernaus am Sonntag predigend in der
Kirche, fand in der biblischen Weisheit »eher gehet ein Kamel durch ein Nadelöhr
, als daß ein Reicher in das Reich Gottes eingehe« wenig Trost, gedachte mit
Wehmut des wöchentlich kleiner werdenden Sonntagsbratens und der roten Zahlen
im pfarrhäuslichen Soll und Haben, nahm sich den weltlichen Grundsatz »Hilf
Dir selbst, dann hilft Dir Gott« und den Apotheker Sahler von Schopfheim, »der
vor kurzen Jahren gute Geschäfte mit Basel gemacht, indem er einen ganzen
Waldteil abgeholzet« zum Vorbild, holte sich den Rat guter Freunde und eröffnete
nebenberuflich einen Holzhandel.
Joh. Christoph Ernst Zandt behauptete von sich einmal, er habe »eine blöde
Brust«; auf seinen Kopf scheint indessen diese Krankheit nicht übergegriffen zu
haben, denn Tatkraft, Schlagfertigkeit und Geschäftssinn zeichneten ihn aus.
Er verhandelte mit einem Fabrikanten aus Basel, der ihm versprach »zu einem
schönen Preis jährlich so viel Holz abzunehmen, als ihm geliefert werde«, ließ den
Pfarrwald ausholzen und veräußerte, was verkaufenswert war, stellte sich den
Pfarrkindern nach dem kirchlichen Amen als frischgebackener Holzhändler vor,
verkündete, »ich kaufe jede Partie Holz, das Klafter 6 Schuh hoch, 6 Schuh weit,
ohne Macherlohn für 24—27 Batzen«, erregte Neid und Erstaunen und gewann
Freunde und Feinde. Sein Name war bald in aller Munde, und Holz gleich ihm
wurde zum Zankapfel. Das Mutterdorf selbst gab ihm keines, die Bergdörfer
rechts und links hoch oben im Wald viel.
Vom Köhlgarten bis zur Wasserscheide der Großen und Kleinen Wiese waren
die 27 Batzen Ursache, daß sich so mancher wetterharte Waldbauer, den Hinterkopf
kratzend, des Nachts im Bett wälzte und dem mehr oder weniger schnarchenden
Eheweib schlaftrunken erklärte: »Du Muetter, i verchauf üser Holz im
Pfarrer, do mueß i nit haue, nit füehre, ha kei Ärger mit em Forschtamt und s
Geld hämmer einewäg.«
Der Holzhandel blühte, der Zorn der Feuerarbeiter glühte, die Holzhauer
hieben, die Handwerker schrieben, die geistliche Verwaltung schrieb empört: »Es
ist ein ohnmögliches Gewerbe für einen Pfarrer und schickt sich nicht«, und in der
fürstlichen Residenz sammelten sich die Beschwerden all derer, die sich geschädigt
fühlten.
Das Bergwerk Hausen, das aus den nahegelegenen Waldungen des Bergdorfes
Gresgen bislang Holz bezog, sah bitterböse die Buchen und Eichen auf des Herrn
Pfarrers Konto verschwinden, doch Zandt meinte gelassen: »Wegen meinem Holzhandel
wird der Bergwerksdirektor kein Gramm Eisen weniger schmieden, denn
er hat eine so große Hand, daß er das nötige Holz auftreiben wird.«
Den Hilferuf der Eisenwerke »im Badenweilerischen«, die von den Dörfern am
Köhlgarten Nahrung für ihre Öfen bezogen, beantwortete der Pfarrer auf Vorhalt
der Hofkanzlei in eigener Logik: »Ich mache nur glückliche Untertanen, die Bergwerksadministratoren
zahlen den Leuten pro Klafter 17—18 Batzen, ich, der
Pfarrer, bis zu 10 Batzen mehr, also geben die Leute das Holz lieber mir wie den
1) Geschichte der Schopfheimer Grether/Markgräflerland 3/4 1939/S. 163.
2) Gemarkung Schopfheim.
3) lt. Eberlin: Geschichte der Stadt Schopfheim/ 1878 /S. 116.
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