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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 112
(PDF, 24 MB)
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der Naturschönheit keine wirtschaftlichen oder politischen Opfer gebracht werden
dürfen. Die wenigen Naturschützer und Wissenschaftler, die offene Augen für das
hereinbrechende Unglück haben, sind völlig machtlos. Einige der Gemeinde gehörige
Parzellen oben am Waldrand erhalten erhöhten Verkaufswert, wenn eine
Straße zu ihnen führt, also wird das reizende Bächlein, das sich durchs Dorf
schlängelt, in Röhren gefaßt, begradigt und überwölbt, und schon ist aus einer
wunderschönen Dorfstraße eine scheußliche Vorstadtstraße geworden.« Ende des
Zitats.

Lorenz sieht sicher in manchem Kapitel seines Buches zu düster, was er selbst
einräumt. Da und dort gibt es auch gute Lösungen von neuzeitlicher Planung und
Bauweise. Oft braucht es auch nur eines Gesprächs und der Einsicht des Planers,
um etwa die Trasse einer Straße etwas mehr nach rechts oder links zu verlegen
und dadurch wertvolle Bäume vor dem Tod zu retten. Mit vielen Müllheimern
zusammen würde ich mich glücklich heißen, wenn solches auch von den bedrohten
Müllheimer Platanen berichtet werden könnte. In jüngster Zeit zeigt sich, daß
die Gefahr der Umweltzerstörung mehr Menschen, mehr Naturschützer und Wissenschaftler
, ja auch Politiker auf den Plan gerufen hat. Der Schwarzwald-Erlaß
des Landes Baden-Württemberg, von dem Sie gewiß gelesen haben, ist ein hoffnungsvolles
Zeichen. Freilich ist es hohe Zeit!

Liebe Landsleute! »O Freunde!« möchte ich jetzt mit den Worten Schillers
sagen: »Nicht diese Töne! Sondern laßt uns angenehmere anstimmen und freudenvollere


Möge dies mir gelingen, wenn ich versuche, noch ein Wort über das Markgräfler-
land und uns Markgräfler zu sagen. Das ist nicht leicht, wenn man selber einer ist,
dem wie vielen von uns die neue Kreisgrenze wie ein Pfahl im Fleische sitzt. Aber
in meinen Adern fließt Wiesentäler- und Rebländer-Blut und darin ist nichts von
einer Demarkationslinie zu spüren, auch wenn sie die dümmste aller bisherigen auf
diesem Gebiet ist. Die Geschichte lehrt uns, daß es schon mancherlei Kreisgebilde
gegeben hat, zu denen wir einst gehörten. Wir gehörten schon zu einem Wiesenkreis
, zu einem Dreisamkreis, einem Oberrheinkreis, und alle sind eines Tages wieder
verschwunden.

Am 7. August 1812 schrieb Johann Peter Hebel aus Karlsruhe an seine Freundin
Gustave Fecht ins Weiler Pfarrhaus: »Es wird nächstens eine Veränderung
in der Organisation publiziert werden. Man erwartet, daß der Wiesenkreis eingehe
und mit dem Freiburger vereinigt werde. Sie werden eben wieder eine Breis-
gauerin. Wenn jetzt nur die Wiese nicht vertrocknet!«

Diese heitere Resignation Hebels, der sich über die irdische Realität innerlich
zu erheben vermochte, möchten wir uns wünschen. Der Markgräfler ist in seinem
Charakter nicht weit entfernt davon. Über dem Markgräflerland und bis tief ins
Baseische hinein ist auch heute noch Hebel der gute Geist, auch wenn mancher im
Land kaum noch seinen Namen kennt.

Ein Einiger anderer Art wie Hebel ist der Wein, der an den Rebhängen vom
Grenzacher Horn bis zum Batzenberg wächst. Dieser Wein wird allgemein »Markgräfler
« genannt. Ohne die Rebe wäre das Markgräflerland ein anderes Land.
Ohne sie gäbe es auch keine Markgräfler, zu denen nun einmal der Wein gehört.
Selbst jene Einheimischen und Zugezogenen, die keine eigenen Reben besitzen, wären
anders, wenn nicht die Rebe und der Wein wären. Behaupte ich zuviel, wenn
ich ihn unseren Gästen und allen, die in unsere Stadt und unser Land kommen,
als die beste Medizin empfehle? Der Markgräfler Wein, die Schönheit der Landschaft
und das Wesen der Markgräfler Menschen haben schon viele hier heimisch
werden lassen.

Wie sieht dieser Markgräfler Mensch aus? Adolf Kußmaul, der nach der 48er
Revolution Arzt in Kandern gewesen ist, schildert ihn so: »Das Volk besaß gutes
Urteil und war verständiger Belehrung zugänglich. Aus dem ärztlichen Berater
wurde leicht ein geschätzter Hausfreund. Man mußte sich aber in der gastfreien,

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