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zu bewahren und somit einen Beitrag zur Erhaltung der alemannischen Mundart,
aber auch der hochdeutschen Sprache zu leisten, die heute mehr denn je gefährdet
sei. Dann zeigte er verschiedene Aspekte im reichen Werk Hermann Burtes auf, so
die Beziehung des Dichters zur Landschaft »An Klotzen, Rhein und Blauen«, mit
der er sich so verbunden gefühlt hatte, und zu ihren Menschen, den »Bauern und
Winzern«. Auch die köstliche Gabe dieses Landes, den Wein, hat Burte immer
wieder besungen, wie der Vortragende in einigen Proben, besonders dem Gedicht
»Lob des Ruländers«, zeigte. Abschließend beleuchtete er noch die Gestalt des
Dichters als Christ, dessen religiöses Empfinden z. B. in den Gedichten »Advent«
und »Gabe« zum Ausdruck kam. — Seine ausgezeichnete Vortragskunst erwies
Ratschreiber W. Jung (Lörrach), der einige heitere alemannische Burte-Gedichte zu
Gehör brachte, besonders an dem verblüffend gestalteten, humorvollen Gedicht
»Müpfy, der Prophet«. — Ein weiterer Höhepunkt des Abends war der vom
Tonband gehörte Vortrag von Gedichten aus »Madlee« durch Hermann Burte
selbst. — Der stellvertretende Vorsitzende der Burte-Gesellschaft, H. Schöpflin
(Haagen/Riehen), dankte abschließend der Gemeinde Auggen und allen Mitwirkenden
hocherfreut für den wohlgelungenen Burte-Abend. M. N.
Jubiläumstreffen der Hermann-Daur-Freunde
in Otlingen 1974
Zum 50. Male versammeln sich heute an dieser Stelle Verwandte, Bekannte,
Freunde oder Verehrer Hermann Daurs, um eines Mannes zu gedenken, der als
Mensch und Künstler Wesentliches zu leben und mit seinen Bildern festzuhalten
versuchte. Dies allein schon rechtfertigt ihn als Persönlichkeit und unser alljährliches
Bemühen, uns an ihm sich immer wieder neu zu orientieren.
Auch die Welt Hermann Daurs war nicht nur eine heile Welt, wie sie sich
uns in der fast idealisierten Wiedergabe seiner Landschaften präsentiert. Aber seine
Kunst war es oder versuchte es wenigstens, das Wesentliche in der Vielfalt der
Strömungen und Deutungen der Zeit festzuhalten und aufzuzeigen, uns Mut zu
machen, bei aller Erdgebundenheit das Ewige, das Zeitlose, das Ideale in unser
Leben miteinzubeziehen, es mit ihm zu krönen, ja allein sinnvoll zu gestalten.
Diesen immerwährenden Zwiespalt unseres Menschseins durchlebte und durchlitt
Daur mehr als es seine Bilder verraten, weil er nicht seine Konflikte vor uns
ausbreiten wollte, sondern uns jene Welt zeigte, nach der wir uns sehnen, in der
wir zu uns selbst und zur Ruhe gekommen sind. Unsagbare Qual mit unendlicher
Wonne zu verbinden, das ist immer wieder das Geheimnis von Daurs Bildern, die
stets eine Endaussage seiner bewegten inneren Kämpfe bedeuten. In der Sehnsucht
seiner verhaltenen Farben, in der Zartheit des in einem unbestimmten Blau
sich verlierenden Horizonts hält sich der am Boden Ringende immer noch bereit
für eine letzte Offenbarung, die er nicht von dieser Erde erwartet.
So sind seine Bilder ein Teil seiner selbst, für uns aber mehr als ein Gegenstand
kunstkritischer Betrachtung, nämlich Erlebnis und Bekenntnis.
Wir ehren in Hermann Daur den Maler unserer Heimat, des Markgräfler-
landes und des Schwarzwaldes; aber das Motiv der Heimat war für ihn nur ein
Ansatz, um von hier aus die Welt im weitesten Sinne zu erfassen und damit uns
aufzufordern, die Einheit zwischen Welt und Mensch immer wieder neu herzustellen
.
In diesem Bestreben sind Hermann Daur seither zahllose Künstler von Rang
und Namen aus unserer Landschaft gefolgt und haben damit sein geistiges und
künstlerisches Erbe als Auftrag und Aufgabe übernommen und fortgeführt.
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