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Zu den flächenmäßig weiten und ergiebigen Vorkommen des Rohstoffes kommt
der außerordentliche Holzreichtum in unmittelbarer Nähe des Ortes, der nie
Mangel an dem für das Handwerk so wichtigen Heizmaterial aufkommen ließ.
Schließlich aber trägt die für den Handel geographisch günstige Lage hauptsächlich
zur wirtschaftlichen Bedeutung des Ortes bei. An einer schon im Mittelalter
wichtigen Nord-Süd-Handelsstraße zwischen Schweiz und Elsaß am Rande
des Schwarzwaldes gelegen, sind die Verkaufsmöglichkeiten des Ortes besonders
gut. So konnte sich schon früh eine bedeutende Kleinindustrie entwickeln. 1512
ist zum ersten Mal das Eisenwerk beurkundet; 1564 eine Papiermühle. 1883 wurden
die Tonwerke Kandern gegründet, die einen beachtlichen Umsatz im gesamten
badischen Raum erreichen.13)
Auf Grund dieser Kleinindustrie und zahlreicher Betriebe war der Handel
auch mit ferner liegenden Orten gewährleistet. Davon profitierten auch die Hafner,
die ihre Waren bis ins Elsaß, die Schweiz, bis tief ins Hinterland und nach
Freiburg verkauften. ")
Zusammenfassend sind es drei Komponenten, die Kandern zu diesem noch
heute bedeutenden Töpferort werden ließen. 1. Ein hervorragendes und reichhaltiges
Tonmaterial am Orte. 2. Die für den Handel geographisch günstige Lage.
3. Die kontinuierliche Entwicklung des Handwerks seit dem 16. Jahrhundert, begünstigt
durch die Freizügigkeit in Baden und dem damit verbundenen Zustrom
neuer Gesellen.15) Sie brachten neue Anregungen und hielten das Handwerk die
Jahrhunderte hindurch lebendig. So konnten Kanderns Hafner schließlich in den
Ruf kommen, daß „in Kandern die Universität ihrer Profession wäre und daselbst
ein Meister gescheiter als der andere sei", wie es ein mißgünstiger Schopf-
heimer Hafner etwas spöttisch formulierte. 18)
B. Entwicklung des Handwerks bis zum 19. Jahrhundert
/. Die historischen Voraussetzungen in Kandern und Umgebung
In einem Güterverzeichnis des Klosters Lorsch, im Codex Laureshamenis wird
Kandern das erste Mal unter dem wahrscheinlich falsch geschriebenen Namen
Cancer 776 erwähnt. Einzelne Teile Kanderns gehörten damals zum Kloster
Lorsch, während ganz Kandern zum Bistum Konstanz zählte. 17) Im Jahre 790
erscheint im gleichen Verzeichnis das Eisenerz aus „villa cantara". Wegen des
Reichtums an Bohnerz und der Möglichkeit seiner Verarbeitung mit Hilfe der
Wasserkraft war hier schon früh eine Siedlung angelegt worden. Die Lage an der
alten Ost-West-Straße vom Rheintal ins Wiesental und der großen Nord-Süd-
Handelsstraße nach Basel war äußerst günstig.18) Kandern gehörte seit dem 13.
Jahrhundert zu dem Herrschaftsgebiet der Landgrafschaft Sausenberg. Die Grafen
von Hachberg-Sausenberg gehörten einer Seitenlinie der Markgrafen von Baden
an. Sie waren die Vögte des Klosters St. Blasien und hatten die weltliche Macht
für ihr Herrschaftsgebiet. Neben St. Blasien war auch das Kloster St. Alban in
Basel in Kandern begütert.19) 1311 kamen die Sausenburger in den Besitz von
Rötteln, wo sie fortan ihren Wohnsitz hatten. Als ihnen 1444 noch die Herrschaft
Badenweiler zufiel, waren die Herrschaften Rötteln, Sausenberg und Badenweiler,
die sogenannte Markgrafschaft, in einer Hand.20) 1503 kam die Landgrafschaft
Sausenberg an den Markgrafen Christoph von Baden. Aus seiner Regierungszeit
stammt eine erste Hafnerordnung für das gesamte Land, die Landgrafschaft Sausenberg
ausgenommen, die bereits zu der „gesell- oder bruderschaft zwischen Strass-
burg, Basel und den beiden bürgen" gehörte. Unter den Söhnen Christophs wurde
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