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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-03-04/0046
Töpferwaren. Sowohl durch Musterankäufe vom Handelsministerium, als auch
durch längere Aufenthalte der Hafnersfrauen in Heimberg, die dorthin geschickt
wurden, um sich im Bemalen der Geschirre zu vervollkommnen, wurden Schweizer
Muster nach Kandern gebracht.125) Karl Brombacher hatte seine Gesellenzeit in
Langnau in der Schweiz gemacht, bevor er in Kandern eine eigene Werkstatt
errichtete. Ebenfalls ist aus mündlichen Berichten bezeugt, daß zu Anfang dieses
Jahrhunderts Schweizer Hafnergesellen aus Heimberg in Kanderner Werkstätten
mitarbeiteten. Fest bestimmbar als Schweizer Einfluß sind daher nur die im
späten 19. Jahrhundert aufkommenden Edelweiß- und Maiglöckchenmuster (Abb.
7) der Thuner Dekor und eine weiß-blaue Malerei, die über die Schweiz aus
Italien kam.

Ein Einfluß aus dem Elsaß nach Kandern ist kaum anzunehmen. Die beiden
dafür in Frage kommenden Hafnerorte Betschdorf und Soufflenheim liegen
weit entfernt im nördlichen Elsaß. Die Betschdorfer Hafner kommen fast alle
ursprünglich aus dem Westerwald und dem Kannenbäckerland und sie haben sich
bis heute ausschließlich auf die Herstellung von Steinzeug spezialisiert. 12s)

Davon aber wurde in Kandern nie etwas hergestellt. Der andere im Hagenauer
Forst gelegene Hafnerort ist Soufflenheim. Hier werden bis heute sehr schöne
Hafnerwaren hergestellt. Sie sind schon durch das hellgelbe Tonmaterial, das
heute noch zusätzlich mit Westerwälder Ton vermischt wird, leicht von den
dunkelrot gebrannten Tonwaren aus Kandern zu unterscheiden. Auch im Dekor
unterscheiden sie sich wesentlich von der Schwarzwälder Bauernkeramik. Dies
gilt hauptsächlich für die reichhaltigen Verzierungen mit Auflegearbeiten, die vor
allem auf Suppenterrinen und den sog. Hochzeitsschüsseln angewendet werden.
„Aufgelegte Ware" ist typisch für die Marburger Keramik und sie kam wahrscheinlich
auch über die Pfalz aus Hessen ins Elsaß.127) Eine einzige Schüssel in
dieser Auflegetechnik gearbeitet fand sich auch in der Sammlung des ehemaligen
Heimatmuseums Kandern. 128)

Einige Teller aus dem frühen 19. Jahrhundert weisen große Ähnlichkeit in
Farbgebung und Dekor mit gleichen aus Kandern auf.129) Dies ist wahrscheinlich
dem Einfluß Kanderns auf die Elsäßer Hafner eher zuzuschreiben als umgekehrt.
Daß mit dem Elsaß ähnlich wie mit der Schweiz ein reger Handel schon seit dem
15. Jahrhundert bestand, ist bekannt. Die gesell- oder bruderschaft zwischen
Straßburg, Basel und den beiden bürgen", die sowohl vom Markgrafen Georg
Friedrich 1604 als auch später 1622 durch Kaiser Ferdinand II. bestätigt wurde,
beweist die enge Verbindung zwischen den Landschaften. Die einzigen urkundlich
bekannten Hafner, die sich in Kandern ansässig gemacht haben, bleiben jedoch
Abraham Beer aus Mühlhausen, der sich 1730 in Kandern verheiratet130) und
Sebastian Beer aus Mühlhausen, der sich 1733 verheiratet. Zu untersuchen bleibt
noch der Einfluß der aus anderen Landschaften nach Kandern zugezogenen
Hafner, die sich hier für immer ansässig machten und große Hafnerfamilien
gründeten. Aus der Pfalz, dem Bistum Würzburg, Frankfurt, aus Württemberg
und dem nördlichen Baden sind im Laufe der Zeit viele Hafner nach Kandern
gekommen, das immer einen großen Anziehungspunkt für Gesellen darstellte wegen
seines guten Rufes als Töpferstadt.131) So sind auch die vielen verschiedenartigen
Geschirrformen, die zum Teil in Kandern selbst, im Lörracher Heimatmuseum,
im Augustinermuseum in Freiburg als auch im nahen Umkreis gelegenen Orten gesammelt
wurden, Beweise für die Vielseitigkeit Kanderner Hafnerwaren. Das
große Standgefäß, anläßlich einer Hochzeit wahrscheinlich angefertigt, erinnert
an ähnliche Krüge aus Mittelfranken.132) Auf dem ganzen Gefäß verstreute
Figuren und Inschriften, findet man auf ähnlichen Gefäßen aber auch in anderen
Töpferlandschaften. Charakteristisch für die Kanderner Ausprägung ist auch hier
wieder der braune Grund mit den dezent in braun, ocker und weiß aufgetragenen
Bemalungen mit Umrißritzung (Abb. 4). Ein anderer Krug mit Palmettenmustern
, Granatblüten und Wellenlinien, weiß auf braunem Grund erinnert an
gleich ausgeführte Muster ebenfalls aus Mittelfranken (Abb. 2). Die meisten der

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