http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-03-04/0116
Der Waldfriedhof in Markt
(Aufn.: F. Schülin)
Wenn Glaube und Totenverehrung, Kunst und Natur bei der Gestaltung und
Pflege eines Friedhofs so vollkommen harmonisch zusammentreffen und wie bei
der neu angelegten Ruhestätte der Toten in Markt offenbar werden, bleibt auch
die Anerkennung der Nachbarn für die betreffende Gemeinde nicht aus. Beim
besinnlichen Erwandern und Beschauen der heimischen Landschaft, ihrer Dörfer
und Städte besucht der für alle Dinge seiner Umwelt aufgeschlossene Heimatfreund
nach einem ersten Rundgang durch die Gassen zunächst den Friedhof der
Gemeinde, das „stille Dorf" ihrer Toten, die „Visitenkarte" des Ortes und seiner
Gemeindeverwaltung. Die Ergebnisse eines solchen, im Laufe der Jahre oft wiederholten
Umgangs, sind weitgespannt von rückständig, lieblos bis mustergültig,
lobenswert, im großen und ganzen aber hierzulande auch in den Ansätzen hoffnungsvoll
, sowohl bei der Einfriedigung, der Wahl und Zahl des Baumbestandes
wie auch bei der Art und Pflege der Gräber.
Zum Glück wirken im besten Sinne unsere berufenen Gartenbau-Architekten
auch mit dem rechten Gespür für landschaftsgemäße Planung und Gestaltung. Wer
unbefangen den neuen Friedhof im kleinen, sonst so unscheinbaren Rheindörfli
Märkt betritt, ist überrascht und beglückt über die gelungene Idee des gestaltenden
Architekten H. Fischer von Haltingen und den tätigen Gemeinschaftsgeist der
Bürger: beide haben die von der Natur angebotenen Gegebenheiten mit dem
Erwerb eines Waldgrundstücks am Dorfrand erkannt, für die Planung genutzt
und großenteils mit freiwilligem Arbeitsinsatz in Jahresfrist bis 1972 gestaltet.
Der von einer selten merkwürdigen Stimmung des friedlichen Ortes aufgenommene
und daher tief beeindruckte Besucher verweilt hier gerne im Licht und Schatten
des maßvoll gelichteten, ursprünglichen Auwaldes mit ausgesuchten Bäumen und
sparsam gewählten Sträuchern und ist überrascht von der Wirkung der aufgelockerten
Gruppierung der Grablegen.
246
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-03-04/0116