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Geologie und die Entstehungsgeschichte der Erzgänge durchwandern wir mit ihm die
Perioden des Silberbergbaues, des Bleibergbaues und des Spatbergbaues, die vom 11. bis
zum 2C. Jahrhundert mitbestimmendes Element waren. Abrundend zu diesem Themenkreis
stehen die Beiträge über „Wappen, Siegel und Gepräge . . ." von Dr. Franz Kirch-
heimer, „Das Schaubergwerk Teufelsgrund" von Dr. Hansjosef Maus und „Die Asthma-
Therapiestation" von Dr. Helmut Hille.
Damit werden die Saiten eines neuen Instrumentes im Konzert dieser Landschaft zum
Klingen gebracht: das Bestreben, die reizvolle Gegend Außenstehenden zu erschließen.
„Über das Gästewesen" (so der Untertitel und damit um Vieles besser den Kern der Sache
treffend als das technikbetonte Wort „Fremdenverkehr") begleitet uns Manfred Lange
auf dem Weg „Von der Sommerfrische zum Luftkurort" und — parallel dazu der gleiche
Verfasser — „Vom Bierwirtschäftle zum Schwarzwaldgasthof". „Alte Gasthäuser im Münstertal
", deren Bildunterschriften sich auf Aufzeichnungen von W. Strohmeyer aus dem
Jahre 1934 stützen, locken Einheimische und Gäste in gleicher Weise an. Kein Schwarzwaldtal
ist denkbar ohne das Schwarzwaldhaus. Wer könnte berufener sein, uns „Von
den Schwarzwaldhäusern des Münstertales" zu erzählen, als Hermann Schilli? Fachkundig
führt er den Leser und Besucher in das Wesen der beiden hier vorherrschenden Haustypen
— das Heidenhaus und das Schauinslandhaus — und die aus ihnen durch wirtschaftliche
und soziale Umstrukturierungen hervorgehenden Mischtypen ein, daß er sich bald in ihnen
heimisch fühlt und die „Kunst" am Kachelofen wie den „Herrgottswinkel" in gleicher
Weise schätzen und lieben lernt. Und wenn wir schon bei den Bauwerken sind: daß das
Münstertal „Eine reizvolle Barocklandschaft" ist, erfahren wir von Walter Vetter, der
uns nicht durch den Reichtum der Klosteranlage von St. Trudpert führt, sondern auch auf
die Kapellen und Gebäude weltlicher Provenienz hinweist, die uns auf Schritt und Tritt
im Münstertal begegnen. Manches, was wir bisher nur im Unterbewußtsein als schön empfunden
haben, wird uns nun als Produkt des Zusammenwirkens von Landschaft und
Mensch bewußt und damit zu neuem Reichtum.
Kultur und Natur sind hier wie anderorts untrennbar. So darf in diesem Buch ein Kapitel
„Vom Wald und Forstwesen, von der Köhlerei und der Jagd" nicht fehlen. Dr. Rolf
Killius vermittelt uns die Gedanken zu diesen Erwerbszweigen ebenso gekonnt, wie uns
Dr. Peter Mühlner die „Landwirtschaft im Münstertal" vor Augen führt. Ihre Besonderheiten
unterstreichen Beiträge wie der von Agathe Steck, die uns erzählt, „Wie man einst
auf dem Stohren geheut hat", oder der von Alfons Kind, der „Erinnerungen an die Zeit
der Hütebuben" weckt.
Aus all dem, was bisher erwähnt wurde, könnte man schließen, daß das Münstertal ein
romantisches Tal sein müsse. Mag es dem, der heute dem Getriebe der Großstädte für
kurze Zeit entflieht, vielleicht so scheinen — der aufmerksame Leser aller bisher aufgeführten
Beiträge wird gemerkt haben, daß dem nicht so war, und er findet seine Auffassung
bestätigt, wenn er die Beiträge von Karl Kraus-Mannetstätter über „Die Bauernkriege
im Münstertal" und von Trudpert Wiesler über „Die Weltkriege" kennen lernt.
Die Kriegsfurie ist auch an diesem Winkel des Schwarzwaldes nicht spurlos vorübergegangen
. Doch stets sind solch grausamen Zeiten wieder freundlichere Abschnitte gefolgt,
und — Gott sei es gedankt — der Mensch vermag es, das Schönere besser in Erinnerung
zu behalten als das Schwere.
Bunt ist der Reigen der Mosaiksteine, die Ingeborg Hecht hier meisterhaft zum farbenfrohen
Bild des Münstertales zusammengefügt hat. Mögen Konrad Ruh, Dr. Hermann
Blaese, Willi Fahrner, Fridl Pragher und Irma Schüle dem Rezensenten verzeihen, wenn
er ihre Beiträge nicht ebenso aufführt wie die anderen: er möchte damit keine Wertmaßstäbe
setzen. Nicht übergehen möchte man das, was Bürgermeister Eugen Baur in sachlicher
Weise über die Zukunftsaussichten der Gemeinde Münstertal schreibt: „Oberstes Ziel . . .
wird sein müssen, unser Schwarzwald in seiner Eigenart und reizvollen Vielfalt zu erhalten
und trotzdem den Anschluß an die wirtschaftliche Entwicklung nicht verpassen."
Wenn sich alle am Entstehen des hier besprochenen Buches Beteiligten und alle am Wohl
der Gemeinde Interessierten an diese Maxime halten und sich der Briefstelle J. P. Hebels
verpflichtet fühlen, die dem Geleitwort vorangestellt wurde — „Man muß alles, was sich
nah und fern um den Belchen lagert, in besonderen Schutz nehmen" —, wird der Weg
des Buches und der in ihm dargestellten Gemeinde in die Zukunf erfolgreich sein.
Der Durckerei Karl Schillinger, Freiburg, muß für die ansprechende drucktechnische Gestaltung
des Buches eine besondere Anerkennung ausgesprochen werden. Dieses Lob gilt
auch allen denen, die an der Ausstattung des Buches mitgewirkt haben, sei es durch die
Bereitstellung der Federzeichnungen und Fotografien, sei es durch die Gestaltung des
Einbandes. (J. Helm)
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