http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-01-02/0055
Für Lörrach zieht diesen Schluß auch Fassl (1966, S. 151; vgl. auch Pfister 1939,
S. 206—207).
Diese weite Verbreitung der Buntsandsteinbrunnen und ihr schon im 18. Jahrhundert
großes Areal bestätigen das früher bei einer Untersuchung der einheimischen
Bausteine erhaltene Ergebnis, daß der Buntsandstein das traditionelle Material
im Markgräflerland ist, das nur im Nordwesten und Norden durch ortsgebundene
tertiäre Kalksandsteine teilweise ersetzt wird (Wittmann 1971).
Differenziert man bei den Buntsandsteinstöcken weiter, so ergeben sich interessante
Tatbestände. Die barocken Rundsäulen und die spätbarocken quadratischen
Stöcke aus Buntsandstein bilden deutlich endemische Areale, die sich nicht überschneiden
. Die quadratischen Stöcke sind für das südliche Markgräflerland, die
Rundsäulen für das nördliche charakteristisch.
Vergleicht man die beiden Areale der spätbarocken quadratischen Stöcke des
südlichen Markgräflerlandes mit dem der alten Tröge vor 1800 (vgl. oben) und
nimmt man zugleich an, daß ursprünglich zu jedem der alten Tröge auch einmal
ein entsprechender Buntsandsteinstock gehört habe, so ist kein Zweifel, daß es sich
bei diesen Endemismen um stark reduzierte Relikte handelt. Das dichter besetzte
liegt nahe Lörrach und verleitet zur Vermutung, daß hier auch das Ausbreitungszentrum
liege. Ein zweites Relikt hat sich im Raum Bellingen — Hertingen —
Tannenkirch — Blansingen erhalten.
Das Areal der hochbarocken Rundsäulen im nördlichen Markgräflerland ist insofern
bemerkenswert, als für Britzingen (Kummer 1962, S. 7), Laufen (Kaltenbach
1962, S. 26) und Obereggenen (Trenkle 1930, S. 206) nachgewiesen ist, daß die
Säulen aus Steinbrüchen bei Heimbach (Lahr/Emmendinger Buntsandsteinzone)
stammen. Der Stock des Mittleren Brunnens in Laufen (in seiner älteren Form von
1768) stammt aus einem Bruch bei Bleichheim (Kaltenbach 1962, S. 22). Die Stöcke
wurden in den Bleichheimer bzw. Heimbacher Brüchen angefertigt, von den Steinhauern
nach Freiburg gebracht und dort von den Markgräflern abgeholt (Kummer,
Kaltenbach). Man darf daher vermuten, daß unsere Areale Werkstattareale sind.
Durch Inventarisierung der Breisgauer Dorfbrunnen und deren geographische
Auswertung könnte das überprüft werden.
Warum man aber in Heimbach Rundsäulen gefertigt, im Bereich Wiesental —
Inzlingen — Degerfelden ein Faible für rechtseitige Stöcke mit Obelisken entwickelt
hat, bleibt offen. Man möchte an Einflüsse der Territorialgrenzen denken.
Auch die Tröge aus Jurakalk sind weithin gestreut, besetzen aber das südliche
Markgräflerland dichter als das nördliche. Ihr Ausbreitungszentrum liegt ja auch
im Süden, im Schweizer Jura. Insgesamt findet man auch hier in etwa zwei Drittel
aller Orte Jurakalktröge. Im südlichen Teil sind abgesehen von Rheindörfern
(Rheinweiler, Bamlach, Bellingen) nur Mappach, Haagen, Hauingen und Riedlingen
ohne Jurakalktröge.
Bei den Trögen zeigt sich eine geographische Differenzierung auch in den Trogformen
. Etwa 60% aller Orte mit Jurakalktrögen zeigen ausschließlich die Kastenform
ohne Randprofil (Typus A) bei gleichzeitiger Zurundung der Basalkanten.
Es ist dies die ländliche, die reine Gebrauchsform. In der Stadt (Lörrach, Müllheim,
Sulzburg) oder stadtnah (Stetten bzw. Vögisheim) treffen wir ausschließlich die
Wannenform mit Randprofilen, also die ästhetisch anspruchsvollere. Sonst kommt
die Wannenform auf dem Lande nur vereinzelt vor und in der Hälfte dieser Fälle
zusammen mit dem Typ A.
Diese Differenzierung in ländliche, stadtnahe und städtische Formen kann mitunter
sogar an Einzelheiten aufgezeigt werden. Der Vergleich des Ochsen-Br. in
Binzen mit dem Kronen-Br. in Lörrach bietet ein solches Beispiel. Die Tröge beider
Brunnen haben gerundete und zugleich zurückgesetzte Kanten (Abb. 2/1.6), aber
beim ländlichen Binzener Trog sind die Seitenwände nicht skulpiert, der Trog zeigt
den ländlichen Kasten, nicht die Wanne, und der Sims bleibt schlicht (Typus A).
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