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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-01-02/0059
eignis: 1753 beschied der Vogt Reich von Reichenstein eine Petition der Gemeinde
Binzen abschlägig, die bisher hölzernen Brunnen durch steinerne zu ersetzen, doch
ohne bleibenden Erfolg, denn schon von 1756 datiert der steinerne Trog des
Schmied-Br. (Bild Schülin 1967, S. 259). Haltingen hat nach Schülin (1967, S. 366)
sogar bis 1792 hölzerne Stöcke gehabt, in Weil waren 1800 von den fünf Brunnen
der Hauptstraße noch drei hölzerne (Tschamber 1928, S. 345).

Die ältesten Stöcke und Tröge sind aus Buntsandstein und entstammen den
seit Jahrhunderten (Hauingen, Hägelberg, Maulburg, Steinen), ja seit bald zwei
Jahrtausenden (Degerfelden, Inzlingen) betriebenen Gruben. Im nördlichen Mark-
gräflerland wurden auch Sandsteine aus Bleichheim und Heimbach verwendet.
Schon die älteste Rundsäule (1659) ist aus Buntsandstein, auch die Rundsäulen von
Auggen und Obereggenen (1741) und von Sulzburg (1747). Gleiches gilt für die
Tröge Sulzburg 1747, Binzen 1756, Mappach 1759, Kandern und Riedlingen 1766,
Dattingen und Riedlingen 1767 usf. In den 70er und 80er Jahren häufen sich dann
diese Tröge.

Im nördlichsten Teil des Gebietes sind auch die tertiären Kalksandsteine schon
früh da, die Tröge in Britzingen 1768, St. Ilgen 1768, Britzingen 1771, Stöcke in
Britzingen 1768, dann aber vor allem in den 90er Jahren.

Nach kurzem Unterbruch um die Jahrhundertwende geht es mit dem Buntsandstein
weiter: Tröge ab 1812, Stöcke in Maulburg 1803, Wollbach-Nebenau
1804. Entsprechend mit dem Kalksandstein: Tröge Haltingen 1804, Bellingen
1808, Oberweiler 1810, Stöcke in Haltingen 1804, Vögisheim 1806. Nach der
Jahrhundertmitte treten die Sandsteine insgesamt auffallend zurück.

In der Zeit des historisierenden Stils versucht man auch im Sandstein den bereits
praktizierten Zeitstil der Jurakalktröge nachzuahmen: 1843 in Hüsingen, 1846 in
Grenzach erscheinen Sandsteintröge in Wannenform mit dem Profil A, in Degerfelden
1845 mit dem Profil B. Als zeitlich späte und letzte Stücke seien genannt
die Tröge von Bamlach 1871, Egisholz 1873, Stöcke von Inzlingen 1885 und
Höllstein 1894. Tröge und Stöcke aus tertiärem Kalksandstein enden schon gegen
die Jahrhundertmitte: Riedlingen 1833, Efringen 1836. In Müllheim bezeichnet
ein Ensemble im Hof Wilhelmstraße 9 mit einem Trog aus Kalksandstein und
einer Wandplatte in historisierenden Formen von 1890, bekrönt von einer heute
funktionslosen Gaslaterne, den Abschluß dieser Entwicklung.

Ein Wort zur Belegdichte dieser Angaben: 43 0 o aller Buntsandsteintröge, 33 °/o
der Kalksandsteintröge und gar 61 0 o der Jurakalktröge sind nicht datiert. Zu
beachten ist weiter, daß die Zahl der erhaltenen Brunnenstöcke aus dem 19. Jahrhundert
fünf mal größer ist, als die der Stöcke aus dem 18. Jahrhundert (Mondada
1970, S. 35 fürs Tessin: „l'ottocento e il secolo d'oro per le fontane"), aber viele
ältere Brunnen sind wohl auch schon verschwunden und durch jüngere, modische
ersetzt worden.

Erst mit dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts erscheint im Aufnahmegebiet
als ortsfremder Werkstein der Jurakalk aus dem Schweizer Jura (Solo-
thurner und Laufener Kalkstein). Der Transport der oft ungewöhnlich großen
Monolithe erfolgte zunächst auf den Straßen. Ein Beispiel: zum Transport des
großen Troges (500 x 500 cm) des Gems-Br. auf dem Heuberg in Basel von Solo-
thurn her wurde 1861 ein eigenes Fahrzeug gebaut (heute noch im Werksmuseum
der Firma Bargetzi in Solothurn); die Last wurde mit einem Gespann von 24
Pferden an ihren Bestimmungsort gebracht, dazu neben dem Äschengraben eine
Bresche in die Stadtmauer gelegt und der Äschengraben aufgeschüttet (Burger 1970.
S. 121). Ein weiteres Beispiel nennt Lang (1885, S. 17): Gebweiler im Elsaß erhielt
1867 einen 200 Kilozentner (das sind 20 to) schweren Brunnen aus Solothurn
(Bargetzi) „mit zierlich gemeißelten Delphinen reich geziert". Der Transport erfolgte
innerhalb sechs Tagen von Solothurn nach Gebweiler mit einem Gespann
von 24 Pferden. Der Bau der Bahn brachte eine gewisse Erleichterung. Ihre

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