http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-01-02/0060
Abb. 27
Müllheim (Unter-Müllheim),
Kaiser-Brunnen. Alte Post-Str. 40.
Stock aus Jurakalk (Solothurner
Kalkstein) von 18. 7 (zweitletzte
Ziffer schon abgeplatzt), halbrunder
Trog aus Jurakalk, ohne
JZ, Vorderwand mit Scheibenmuster
. (Zeichnung: Fritz
Fischer 1963)
Normalspur mit 277 cm Ladebreite reichte in nahezu allen Fällen aus. 1858 wurde
die Hauensteinbahn, 1875 die Bahn Delsberg — Laufen — Basel eröffnet. Doch
sind auch schon vorher Laufener Tröge nachzuweisen.
Wie schnell der Wechsel vom herkömmlichen Buntsandstein zum ortsfremden
Jurakalk vonstatten ging, mag ein Beispiel aus Wollbach zeigen: das Sinnhüsli von
1831 ist aus Buntsandstein, der daneben stehende Brunnentrog aus Jurakalk von
1835.
Eine andere Frage ist, ob bossierte Rohblöcke oder fertige Tröge angeliefert
wurden. Für Huttingen ist mündlich überliefert, daß dort ein einheimischer Steinhauer
roh bossierte Blöcke zu Trögen ausgearbeitet hat. Vielleicht ist dies die
Ursache, daß sich gewisse Grundrißformen gerade in diesem Umkreis finden.
Deutlich zeigt das Beispiel von Lörrach und Müllheim, daß der Import der
Jurakalkstücke zunächst auch einer Mode entsprach, nämlich der Vorliebe des
Klassizismus (Weinbrennerzeit) für helle Kalksteine. Wo die Mittel es zuließen,
hat man die älteren Sandsteinbrunnen durch neue ersetzt. In Stetten war man
dabei insofern sparsamer, als man schon 1844, aber auch noch 1897 zwar die Tröge
durch Jurakalkmonolithe ersetzte, aber den älteren Sandsteinstock, wenigstens
dessen Aufsatz mit Abschluß, beibehalten hat. Auch in Herten sieht man, wie die
älteren hübschen Sandsteinurnen den jüngeren Jurakalkstöcken aufgesetzt sind.
Sicher geschah das nicht nur aus Sparsamkeit, sondern auch aus Anhänglichkeit
an das Überkommene. So steht auch in Hertingen die ältere Sandsteinsäule des
Kirch-Br. von 1790 auf einem jüngeren Jurakalksockel. Oft ist man bei neuen
Kalksteintrögen überhaupt für die Stöcke bei einheimischem Material geblieben,
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