http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-01-02/0063
Abb. 29
Hertingen, Dorfstraße. Brunnen
bei Haus 12. Trog aus Buntsandstein
ohne JZ, monolithisch.
Rundsäule aus Britzinger Sandstein
(unteroligozäner Kalksandstein
) auf quadratischem Sockel
und Zwischenglied, 1792
(Zeichnung: Fritz Fischer 1966)
Die Jurakalke hatten weniger unter der Verwitterung zu leiden, vor allem
dann nicht, wenn sie aus dem besten Stein, der „Schalenbank", gefertigt waren.
Bei weniger geeignetem Stein sind vor allem mergelig-brecciöse Teile herausgewittert
und machen nun die Wände im Ansehen, vor allem bei den Trögen,
löcherig, ohne sofort den Bestand zu gefährden. Der Solothurner Kalkstein bleicht
auch im Regen aus und wird rissig (de Quervain 1969, S. 172). So habe ich
wiederholt beobachtet, daß an den Stöcken besonders auf der Wetterseite die
Schichtung aufblättert. Das gilt auch für die Wand mit dem Strahlrohr, wo der
Stein durch das dauernde Besprühen feucht gehalten ist. Wiederholt wurde beobachtet
, daß die vom Stockhammer bearbeiteten Flächen bis zu einer geringen
Tiefe empfindlich geworden sind und, auch entgegen der Schichtung, abblättern.
Gelitten haben auch Deckplatten aus einem ruppig-mergeligen, etwas bräunlichen
Kalkstein (Binzen Ochsen-Br., Weil Läublinpark), die im Gegensatz zum
üblichen Solothurner Stein zu Bruch gehen. Wenn man sie erneuert, wird man ein
anderes Material wählen müssen.
Besonders betroffen sind auch bei den Jurakalken die Abschlüsse, besonders
die Urnen. Sie sind gelegentlich abgebrochen oder schon in Kunststein ersetzt
(Degerfelden Grenzacher Straße, Haltingen Rathaus-Br., Tumringen „Pflug", Weil
Hauptstraße). Nicht selten sieht man, wie der empfindliche Ansatz dieser Skulptur
schon mit Zementmörtel geflickt ist.
Unsere Dorfbrunnen, nicht nur die anspruchsvolleren städtischen Formen, sind
durchaus erhaltensiverte Baudenkmäler, wenn auch kleinen Maßes und geringer
Baumasse, und dies gerade in einer Landschaft, in welcher etwa bei profanen und
kirchlichen Bauten des 18. Jahrhunderts eine erstaunliche Sparsamkeit waltete.
Manchmal ist es, wie wenn sich in den Brunnenstöcken der barocken Formenfreude
ein kleines Ventil geöffnet hätte. Daher verdienen insbesondere die noch
barocken Brunnen unmittelbar Denkmalschutz. Ein gutes Wort möchte ich aber
auch für die zwar schlichten, aber doch monumentalen Sandsteinmonolithe der
gleichen Zeit einlegen. Diese Tröge aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
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