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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-01-02/0097
großen Stein gesucht, um diesen unter ein Hinterrad des Wagens zu legen, hat
aber keinen gefunden. So hat er den großen Brotlaib aus dem Zwerchsack gerissen
und diesen unter das Rad gelegt. Das Rad hat aber den Brotlaib in den
Boden gedrückt und verdorben. In seinem Zorn hat der Fuhrmann Rosse und
Wagen verwünscht und gerufen:

„Wenn nume Roß un Wage uf dere Stell versufe täte! Hüh!" Das „hüh" ist
das letzte gewesen, das man vom Fuhrmann gehört hat; denn kaum hatte er es
ausgesprochen, sind Rosse und Wagen in den Boden versunken. Weil der Fuhrmann
so geflucht, die Rosse geschlagen und das Brot verdorben hat, darum hat es
auch ihn mitgerissen. Noch lange hat er als „das Chilstigmännli" umgehen müssen,
und noch oft hat man es am Chilstig mit der Peitsche knallen oder an den Türen
im Unterdorf rütteln hören. Aber kein Mensch hat das Chilstigmännli je einmal
gesehen, und keinem Menschen hat es je einmal etwas zuleid getan. Der Platz, an
dem Fuhrmann, Rosse und Weinwagen versunken sind, wird nie trocken. Und
wenn in nassen Jahren die Quelle wie ein Bächlein zum Berg herausläuft, sagen
die alten Leute: „Der Wii lauft us!"

„Das Riedbrünnlein" lief bis vor wenigen Jahren an der Straße von Feldberg
nach Müllheim, unterhalb vom Riedbuck, auf dem in früher Zeit einmal ein Schloß
gestanden haben soll. Am frühen Morgen konnte man manchmal die weiße Schloßjungfer
am Riedbrünnlein sehen, die sich dort gewaschen und gekämmt hat. Am
Rockbund trug sie stets einen Bund Schlüssel. Wenn in der Nacht Fuhrleute am
Riedbrünnlein vorbeigefahren sind, hat ihnen die Schloßjungfer oftmals die
Laternen am Wagen ausgeblasen, und nie war es dort geheuer. Einmal ging ein
Mann um Mitternacht von Müllheim heim. Da sah er beim Riedbrünnlein eine
kleine Schar weißgekleidete Jungfern stehen, die sich lebhaft unterhielten. Der
Hund lief aufgeregt bellend auf die Frauen zu, rannte aber plötzlich winselnd
und mit eingezogenem Schwänze davon. Die Jungfern waren lautlos verschwunden
, und erst im Dorf fand der Mann seinen Hund wieder.

„Das Muniloch" liegt an der Grenze zwischen Feldberg und Auggen im Gewann
Pelzacker. Dort läuft eine Quelle, deren Tiefe nicht auszumessen ist. Einmal
fiel ein junger schwerer Muni (Bulle) in das grundlose Wasserloch und kam bald
darauf beim Rathaus in Auggen wieder ans Tageslicht. Das Loch hieß darum
immer noch Muniloch. (Der Name kommt von Muri, weil früher, als in der Nähe
nach Erz gegraben wurde, an dieser Quelle das Erz geschwemmt wurde.) Anschließend
an das Gewann erhebt sich der Steinacker. In diesem soll ein großer See
verborgen sein. Wenn die Auggener mutwillig und ausschweifend würden, dann
werde dieser See ausbrechen und das Dorf Auggen bis in den Rhein hinausschwemmen
. So erzählt die Sage.

Vom „Heiligenbrünnlein" bei Auggen wird berichtet: Als die Söldner des
Grafen von Habsburg im Jahre 1272 das kleine Frauenkloster Sitzenkirch plünderten
und sein Holzkirchlein niederbrannten, flüchteten die adeligen Frauen des
Klosters in äußerster Not bis nach Basel. Eine der Frauen wollte das Frauen-
klösterchen Gutenau bei Neuenburg erreichen, wurde aber von Soldaten verfolgt.
In ihrer großen Angst flehte sie die Gottesmutter um Errettung an. Sie war beinahe
bis Auggen gekommen, als sie ihre Kräfte verließen und sie erschöpft zu
Boden sank. Immer näher sah sie ihre Verfolger herankommen, und wieder rief
sie die Heilige um Hilfe an. Plötzlich floß eine reine Quelle neben ihr aus der
Erde; sie trank gierig von dem wunderbaren Wasser und fühlte sich so gestärkt,
daß sie bis an den Rhein fliehen konnte. Dort setzte sie ein Fischer über, und sie
war in Sicherheit. Zu Ehren der heiligen Jungfrau wurde das Brünnlein bei
Auggen bis heute „Heiligenbrünnlein" geheißen.

„Der Nagelbrunnen" in Schliengen hat seinen Namen von dem Junker von
Nagel von der alten Schönstein. Vor etlichen hundert Jahren gab es durch diesen
Junker viel Ärger und Verdruß, denn er wollte keine Steuern zahlen und

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