http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-01-02/0098
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Der Nagel-Brunnen im alten Schloßpark in Schliengen (Aufn. F. Schülin)
(Trog aus Buntsandstein von 1773; Stock Kalksandstein, ohne Jahr)
Die Herrenfamilie „Nagel von der Alten Schönstein" war von 1523 bis ins 17. Jhdt. mit
dem Dinghof, einem Murbach'schen Stiftsgut, belehnt.
unterdrückte die Leute, wo er konnte. Einmal prügelte er sogar einen Schäfer zu
Tode. Zur Strafe mußte er an jener Stelle einen großen Brunnen aufstellen, den
„Nagelbrunnen", der heute noch im Schloßhof in Schliengen steht.
Ein Feldbrunnen in einem Rebstück von Schliengen hieß „der Löschbrunnen".
Wer Durst hatte, Mensch und Vieh, kam zum Brunnen. Das sah aber der Besitzer
des Rebstücks gar nicht gerne; er mißgönnte den anderen das Wasser, das ihn
ja auch nichts kostete. Lange besann er sich, wie er Menschen und Tiere von dem
Brunnen abhalten könnte. Da beschaffte er sich eines Tages Quecksilber und schüttete
es in die Brunnstube, damit vom Genuß des Wassers alle, die davon tranken,
für immer davon genug haben sollten. Aber kaum hatte er diese Untat begangen,
da stand plötzlich ein riesengroßer, zorniger Mann vor dem Unhold, den er noch
nie gesehen hatte. Der Mann sagte zu ihm, nun müsse er zur Strafe selber sterben,
und er starb vier Tage darauf. Der „ Löschbrunnen" ist heute nicht mehr.
Ganz in der Nähe der „Sausenburg" floß einst eine Quelle und bildete einen
kleinen See, dessen Wasser stets rein und spiegelblank war. Die Buben machten
sich ein Vergnügen daraus, Laub und Sand in den See zu werfen und das Wasser
aufzurühren, der sofort wieder klar und hell schimmerte. Einmal aber schlugen
die Buben ihr Wasser in den See ab, und ehe sie sich umsahen, stand schon die
gefürchtete Schloßjungfer hinter ihnen und schlug den Buben ihren schweren
Schlüsselbund so heftig um die Ohren, daß ihnen Hören und Sehen verging.
Gleich darauf blinkte der See wieder sauber und klar. Am „Schloßbrünnlein"
unterhalb der Sausenburg, an der alten Straße von Kandern nach Vogelbach,
können Sonntagskinder am frühen Morgen sehen, wie sich die weiße Schloßjungfer
an dem Brünnlein wäscht und ihre langen Haare strehlt.
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