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Schülin, Fritz (Herausg.): Brombach 786—1972. Beiträge zur Orts-, Landschafts- und
Siedlungsgeschichte. Verlag der Gemeinde Brombach. 1974. 1179 Seiten. Zahlreiche Abb.
im Text. Ein Einschub (Stammtafel Reich von Reichenstein). Preis DM 40,—.
Ein Team von 20 Mitarbeitern hat unter wesentlicher Beteiligung, stetem Antrieb und
übergreifender Redaktion durch Fritz Schülin dieses an seinem Thema gemessen ungewöhnlich
umfangreiche Buch zuwege gebracht. Man weiß nicht, was man mehr bewundern
soll, den Bienenfleiß und die Ausdauer so mancher Mitarbeiter, die umsichtige und durch
geglückte Gestaltung und Gliederung belohnte Redaktionsarbeit oder aber den Mut zum
Risiko, den der Verleger, die Gemeinde Brombach, aufgebracht hat.
Es hält schwer, bei einer Besprechung dieses weitgespannten Dorfbuches die Gewichte
auch nur halbwegs gerecht zu verteilen. Zu viele haben beigetragen, und manche kleine
Abhandlung kann nur als die Ernte vieljähriger Mühe richtig gewertet werden. Daher
möchte der Referent gleich im Vornhinein um Nachsicht bitten, daß er nicht jeden und
alles nennt und auswählt. Wer gleich mehr haben möchte, mag sich an das altüberkommene
Wort halten: Nimm und lies!
Ein Beitrag des Referenten (O. Wittmann) selbst möchte von Geologisch-Geographischen
her den Einstieg in den Siedlungs- und Geschichtsraum erleichtern, dem K. Hofmann
ein paar Tupfer aus der Pflanzenwelt aufsetzt.
Mit dem ersten großen Abschnitt über die Geschichte des Dorfes (199 Seiten) ist bereits
der Kern der Chronik angerissen und aufgebrochen: ein kleiner Streifzug durch die Frühgeschichte
(F. Kuhn), eine Reihe von Beiträgen zu Mittelalter und Neuzeit (Fr. Schülin).
Wir hören von Landnahme, Besitz und Gefällen, Rechten, aber auch Fronen, Gericht und
Strafen, von den Rechten der Grundherren, der Herren Reich von Reichenstein, des
Klosters St. Blasien, man schildert kriegerische und aufbauende Zeiten im Ablauf der
größeren Landesgeschichte. Hier sei auch auf das prächtige Faltblatt (im Schuber am Ende
des Buches) verwiesen; die ansprechend aufgemachte Zusammenstellung der Stämme und
Stollen derer von Reichenstein ist nicht nur beim Studium der Brombacher Chronik eine
große Hilfe. Zugleich zeigt sie im Spiegel der grundherrlichen Familie die Verflechtung
mit den Dörfern im Leimental und im Sundgau und mit dem benachbarten Inzlingen.
O. Reinacher widmet sich der Zeitgeschichte (hier Feldpostbriefe, Verlustlisten).
Von entsprechendem Gewicht ist auch der folgende große Abschnitt über das Dorf und
seine Bewohner (231 Seiten). Dabei sei besonders verwiesen auf die Zusammenstellung des
historischen Grundbuchs (A. Schöchlin auf 63 Seiten), der Dorfsippen und -geschlechter
(E. Schöchlin), in welcher die umfangreiche archivalische Substanz griffbereit verarbeitet
ist, Niederschlag vieljähriger und geduldiger Chronistenarbeit. Ch. Sorg verdanken wir
einen Bericht über Heimatvertriebene und Flüchtlinge, die ja das demographisch-sozio-
graphische Bild des Dorfes stark verändert haben, eingebettet in seinen größeren historisch-
kulturgeschichtlichen Hintergrund. Anekdotisches (H. Nübling, O. Reinacher) rundet ab.
Weitere Abschnitte des Buches handeln von der Gemeinde, ihren Aufgaben und Einrichtungen
(weitere 144 Seiten) mit Beiträgen von K. Hofmann, F. Leber, Fr. Schülin, vom
Bauernland und Wald (nochmals 101 Seiten, darunter auf 49 Seiten eine besonders einläßliche
Studie von Inge Gula über die Flurnamen; weitere Beiträge von W. Ludin,
Fr. Schülin).
Was wäre ein Dorfbuch über Brombach, brächte es nicht die folgenschwere und in
ihren Einzelheiten mitunter erregende Geschichte der Industrialisierung und der ihr entsprechenden
Entwicklung der Infrastruktur. Auf 342 Seiten hat eine Reihe kompetenter
Autoren (vornehmlich R. Feer, K. Hofmann) diese Entwicklung von der bäuerlichen
Gehöftesiedlung zum Industriedorf gezeichnet. Skizzierende Beiträge über den Bau der
Teiche und Wuhre, der Bahnlinie, der Energieverteiler schließen sich an.
Es versteht sich von selbst, daß Kulturgeschichtliches im weiteren Sinne Platz gefunden
hat, so örtliche Kirchengeschichte (P. Krauel, A. Kramer), Schulgeschichte (O. Streule), Vereinsgeschichte
. Ein Anhang gibt technische Hilfen (Urkunden, Statistiken, Zeittafeln,
Literatur- und Quellennachweise). Die Bebilderung (E. Agster) ist umfangreich und informativ
. Typo-Technik (E. Weber-Lörrach) und Repro-Technik verdienen besonderes Lob.
Seit ein gewisser Ercanpert ihm zustehende Pfründen der Kirche des hl. German in
Brombach („in Pramrahch in onere sancti Germani") dem Kloster St. Gallen vermachte
und darüber 786, also zu Karls des Großen Zeit, in Maulburg eine Urkunde aufsetzen
ließ und damit zugleich Kirche und alemannischer Gehöftesiedlung in Brombach ins
Licht der belegten Geschichte verhalf, ist viel Wasser die Wiese hinunter und viel Geschichte
in den Strom der Zeit geflossen. Hatten auch in manch vergangener Zeit die
Grundherren oft genug in der Gemeinde das Sagen, die alteingesessenen Geschlechter
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