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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 1/2.1976
Seite: 18
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0020
punkte im Anbau durch Nachfrage und Angebot, etwa vom verstärkten Wiesenbau
mit der Viehzucht im 16. Jhdt. zum Ackerbau zu und nach den Kriegszeiten, mit
größerer Nachfrage der Brotfrüchte, oder der Aptierung von brauchbarem Ackerland
zu Reben, setzten die fürstlichen Vorschriften und Erlasse Grenzen; aber
meistens waren die bäuerlichen Dickschädel härter als Gesetze, die mit eigenen
altüberkommenen Erfahrungen und Bräuchen sich durchsetzten. Statt auf nutzbarem
Ackerfeld Neusetzen anzupflanzen, sollte man nach fürstlichem Rat (1730)
statt mit „Söhnen", Einlegen der alten, abgehenden Rebstöcke am gleichen
Platz, neue, bessere, edlere Rebsorten pflanzen; Weingärten in ungünstigen Lagen
sollten zu Ackerfeld aptiert (abgerichtet) werden. Zur Schonung des Waldes, vor
allem der Junghölzer, wurde das Weiden der Geißen im Walde schon 1715 ganz
verboten, das galt vor allem für die Köhler. Später wurde — gelegentlich wie in
Brombach — und zu gewissen Zeiten, begrenzt der Weidegang im Wald für die
Geißen die „Kuh der armen Leute", welche sich keine Kuh halten konnten,
erlaubt. Um das knapp gewordene Holz in den stark angeschlagenen Wäldern zu
schonen wurde (1725) verordnet, um Gärten und Güter lebendige Häge zu
pflanzen. Den wirtschaftlichen Niedergang des Landes, Hunger und Elend der
Leute, nutzten einige Basler Geldherren zum billigen Erwerb von Gütern in den
stadtnahen Orten; darum mußte die Regierung einschreiten und verbieten, weiterhin
Reben an Gläubiger zu veräußern oder zu verpfänden, vor allem nicht an
Ausländer, vielmehr verpfändete Stücke wieder zurück zu kaufen. Gleichzeitig
verbot der Markgraf, bei Mißernten und zu Kriegszeiten Früchte und Vieh ins
Ausland zu verkaufen, da ohnehin schon zu viele Zinsfrüchte außer Landes zu
liefern seien. Aber all diese vereinzelten Maßregeln halfen nicht dem belebenden
Fortschritt; das bäuerliche Oberland des Markgrafen war in seinen altüberlieferten
Formen erstarrt. Die grundlegende Wende erforderte nicht nur technische Ratschläge
, sondern Wandlung und Erneuerung des gestaltenden Menschen, eine
überzeugende und starke Führerpersönlichkeit, wie sie dem Lande dann auch
vom Schicksal mit Karl Friedrich zuteil geworden ist.

Der wesentliche und entscheidende Umbruch und Neubeginn setzt mit dem
jungen Markgrafen Karl Friedrich, dem „Gesegneten", ein.

Dieser Fürst war in der Tat „von Gottes Gnaden" seinem Volke gesetzt worden,
einer der besten in der Zeit der absoluten Monarchie, hochgeachtet wegen seinen
Tugenden, seinem Fleiß und Einsatz zum Wohle der Untertanen, dem seine ganze
Kraft und Intelligenz galt. Nicht nur bei seinen Räten und Beamten am Hofe hatte
er sich das nötige Vertrauen erworben, sondern auch bei benachbarten Fürsten
Hochachtung, wie etwa bei Friedrich d. Großen; am meisten aber hatte er sich
die Liebe seines Volkes, vorab auch der Oberländer, die er oftmals besucht hat,
erworben. Seine vortrefflichen Führungseigenschaften mit Rechtssinn und Verantwortungsbewußtsein
wirkten als Vorbild bei d,er Aufnahme seiner durchdachten
und meist aus der Erfahrung gebotenen Gesetze. Deswegen fanden in
seinen Landen die Verlockungen der französischen Revolution, „Freiheit, Gleichheit
, Brüderlichkeit" nur bei wenigen, allzuwilligen „Jakobinern" einiger Vögte
und „Gscheitli" wie etwa bei dem Grether zu Mappach, dem Gräßlin zu Efringen,
dem Pfunder, Wirt im Waldhorn zu Grenzach, dem Posthalter Reinau auf der
Kalten Herberge u. a. m. Gehör, im allgemeinen aber keine Lust zum Aufstellen
von Freiheitsbäumen 7).

Nach dem frühen Tode seines Vaters, des Markgrafen Karl Wilhelm III.
(1709—38) führte seine Mutter die Regentschaft weiter, bis er 18-jährig, reif und
für seine Aufgabe mit reichen Erfahrungen und Erkenntnissen von Reisen nach
England, den Niederlanden und der Schweiz, ausgestattet, verantwortlich die

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