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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 1/2.1976
Seite: 24
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0026
Ursprünglich sorgte der Anbau von Flachs, „Lein", auf dem Büntenfeld
für die wichtigsten Bekleidungsstoffe, weißes Linnen für Hemden, Blusen, Röcke,
aber auch für „Handswälen" (Handtücher), Bett- und Tischtücher. Aber der
Flachsbau erlitt im 30jährigen Krieg seinen totalen Rückgang, wurde aber trotz
Wolle und später Baumwolle in unserem Gebiet immer noch und bis vor 50 Jahren
im Kleinen auf den Bünten für den eigenen Hausgebrauch angepflanzt. Daneben
fand auch der Hanf (seit etwa 1720) einige Beliebtheit wegen seinen gröberen
Fasern, die der Seiler benötigte.

Dazu Posselt: „Hanf und Flachs werden wenig, höchstens nur zu eigenen Bedürfnissen
gebaut, der allenfalsige Mangel aber aus den benachbarten Ämtern Badenweiler
und Hochberg ersetzt. Die meisten Vogteien auf dem Sausenberg.-Gebürge
wären zum Flachsbau am besten gelegen, weshalb auch vor etl. Jahren die Bürger
zu Neuenweg hierzu durch gnädigst unentgeltliche Abgabe des herrlichen Liefländer
(Livländer) Leinsamens aufgemundert wurden. Der Erfolg ist mir nicht
bekannt."

Karl Friedrich ließ also sogar Flachssamen aus Livland kommen (1755).

Die Beliebtheit der Faserpflanzen im Lande beweisen die zahlreichen „Ribi",
welche die Mühlen zu jener Zeit eingerichtet hatten, wo die im Wasser zuerst
aufgeweichten, „gerösten" Stengel zerschlagen, gebrochen und von den Fasern gelöst
, diese danach vom Hechelmeister oder zu Hause im „Kamm" gehechelt, gereinigt
, von den Frauen danach gesponnen und von den zahlreichen Webern im
Lande gewoben, dann auf den Wiesen von der Sonne weiß gebleicht und von den
Färbern geschönt wurden. Beim Hanf unterschieden die Vorfahren den „Mäschel"
(von masculinum = männliche Blüten) und den „Femel" (femininum = weibliche
Blüten), also Hanfstengel mit verschiedenen Blüten (zweihäusig).

Der Raps oder Lewat wird zu dieser Zeit auch schon als Kleine Zehntabgabe
genannt, er wurde auf gut gedüngtem Büntenfeld angebaut (1746 in Feldberg).
Vielseitiger wurde auch der Gemüsebau in den Krautgärten und Bünten oder
„Glänger" betrieben. Zu den üblichen Linsen, Bohnen, „Großbohnen" oder „Saubohnen
", Erbsen sind außerdem Gelbe Rüben, Kürbis und Weißkraut erwähnt.
Eine besondere Neuheit muß die Gurke gewesen sein: In Egringen beschwerte
sich der Vogt, daß ihm aus seinem Krautgarten „Cucumern" 13 gestohlen worden
seien; ebenso verlockten solche „Gugumern" im Pfarrgarten J. Br. und einige
Weiber von Wollbach, die solche im Vorbeigehen mitgehen ließen und angezeigt
worden sind 14).

Posselt: „Gartengewächse, das Weißkraut allein ausgenommen, werden viel zu
wenig gebaut. Die mittlere und niedere Volksklasse verachtet diese Speisen, die
diesen Leuten wie es scheint, nicht solid genug sind, denn ihre meiste und tägliche
Kost besteht nächst einer dicken Suppe in Mehlspeisen oder Sauerkraut mit geräuchertem
Schweinefleisch, wovon der Speck den meisten Teil ausmacht und
gewöhnlich 2—3 Zoll dick ist".

Feldfrevel sind schwer geahndet und bestraft worden. Schulkinder sollen in
der Schule gezüchtigt, andere Personen in die „Geige" auf den „Lasterstein" gestellt
und ihnen ein Stück des gestohlenen Gutes an den Hals gehängt werden, ohne
Ansehen der Person; außerdem erhielt eine Person unter 20 Jahren 15—20 Stockschläge
, die über 20 Jahren wurden 8—14 Tage ins „Hüsli" oder in den „Turm"
(Lörrach) gesperrt.

Die Bandeisen von der Hertinger „Geige" wurden vor 1930 dem Museum Kan-
dern übergeben.

So zeigte nun im Jahre 1768 Haltingen seine Kulturen an: auf ca. 212 ha
Ackerland (1699: 179 ha; 1960: 201 ha): Anbau: auf der Winterzeigen
(rd. 95 ha): Dinkel 29 ha, Weizen 5,4 ha, Roggen 32 ha, Mengegetreide (Roggen-
Weizen) 29 ha; auf der Sommerzeige (rd. 60 ha): Gerste 54 ha, Hafer 5,4 ha;
auf der Brachzeige (ca. 57 ha): Heidenkorn (Welschkorn) 18 ha, Speise- und

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