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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 1/2.1976
Seite: 26
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0028
Uralt überlieferte und bewährte Wasserrechte, die mit den Gewerben der Stadt
Basel schon seit dem 15. Jhdt. verbrieft sind, wurden mit den an der Wiese
liegenden Mühlen, Sägen und angrenzenden Mattenbesitzern der Nachbarorte
vertraglich geregelt. Aber auch hier nutzte der Bauer bis um 1800 die besten Matten
nur als Zinsmann der Grundherren, etwa die „Abtsmatten" und den „Nunnen-
brühl" zu Brombach. Die burgnahen Röttier „Hofmatten" wurden in der Fron
bewirtschaftet und vom herrschaftlichen Mattenknecht beaufsichtigt. Da allerorts
über zu wenig Weideplätze geklagt werden mußte, boten die „Streitmatten" oft
Ursache für dauernde „Irrungen und Spänne" zwischen Nachbarn, Herren und Gemeinden
, die zuweilen bis vor die Hofgerichte „appellierten", getragen wurden.

Posselt beschreibt 1790 den Wieswachs und Wiesenbau: „Hier ist die Schule der
mit dem besten Erfolg begleiteten Wiesenwässerung. Schwerlich wird in ganz
Deutschland eine Gegend zu finden sein, welche vornehmlich das Wiesental zwischen
Lörrach und Hausen an Wässerungsanstalten und reichem Ertrag des kostbarsten
Futters für das Rindvieh übertrifft, oder mit demselben nur verglichen
werden kann.

Dieses blühende Tal, ein wahres Tempe A5, ist, soweit es zum Oberamt gehört,

4 Stunden lang und an den schmälsten Orten l/i Std. breit. Der Wiesenfluß, ein
sehr reißendes, aber zur Wässerung unverbesserliches Wasser, durchschlängelt das
Tal und gibt ihm den Namen. Der Boden des Wiesentales, welches — Dorfschaften
und Gärten ausgenommen — ganz aus Matten besteht, ist großkiesig, das Flußwasser
aber so fett, daß dasselbe bei geringer Beihülfe allenthalben, wo es über
den Kiesboden zur Bewässerung geführt wird, durch den absetzenden fruchtbaren
Schlamm in kurzer Zeit den schönsten Grasboden erzeugt. Wenn z. B. eine
Matte durch vieljährige Bewässerung und den abgesetzten Schlamm sich dergestalt
erhöhet, daß die Wässerung nicht mehr über solche abfließen kann, folglich das
Wasser stehen bleiben und durch Fäulung den Graswachs verderben müßte, hebt
sie der Eigentümer, so weit nötig, sehr sorgfältig ab, das Wasser erhält dann wieder
seinen Abfluß, nach und nach setzt sich mit dem Schlamm, dem durch Heublumen
nachgeholfen wird, ein frischer Wasen an, und die Matten erhalten ihre
vorige Höhe wieder, wo inzwischen der emsige Besitzer mit den abgebrochenen
fetten Stücken seine Äcker und Weinberge trefflich zu verbessern weiß. Die
Wässerung selbst ist sowohl im Wiesental als in den übrigen Gegenden und selbst
auf den Gebürgen des OA unverbesserlich, obschon einfach eingerichtet und für
alle Landleute musterhaft. Da ist in den Tälern kein Bach und an den Bergen keine
Quelle, die nicht zur Mattenbewässerung benützt würde. In allen Gemeinden ist
jedem Mattenbesitzer der Tag und die Stunde, in welchem ihn die Wässerung
trifft, zugeteilt, dieser Austeiler geht auf die ganze Einwohnerschaft, und diese
beobachtet ihre Stunde wie Gold. Die Wässerungswuhren werden entweder bei
den Mühlen oder an anderen schickl. Plätzen eingerichtet und auf Kosten der
Interesenten unterhalten; auf gehörige Eröffnung der Abzugs- und Wässerungsgräben
aber wird samt und sonders der größte Fleiß und die pünktlichste Sorgfalt
verwendet.

Der Preis der Matten ist sehr hoch und steigt per Juchert von 600 fl bis auf
2 400 fl. Man darf sich aber hierüber nicht wundern, denn es sind weniger nicht
als 18 meistens stark bewohnte Ortschaften, welche in einer Strecke von höchstens

5 Stunden zwischen Tüllingen oder Lörrach und Hausen teils im Wiesental selbst,
teils an den angrenzenden Hügeln liegen, die auch ihr Mattland im Tale besitzen.
Gleiche Beschaffenheit hat es auch in den übrigen Tälern des Oberamts. Alles
eifert sich, den Wiesenbau auf den höchsten Stand zu bringen. Jedoch kommt die
Natur dem Fleiß auch sehr zu Hülfe, denn gewiß ists, daß die ganze Einrichtung
durch die Lage des Tales und die ausnehmende Fettigkeit des Flußwassers ungemein
erleichtert und befördert wird. Überall lächelt aber die Natur dem Landvolke
nicht so freundlich wie in diesem anmutsvollen Tale zu. So ist z. B. das Kanderner

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