http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0030
Die Rebe und ihr Bau erfuhr schon allezeit eine liebevolle Pflege und Fürsorge
, wohl schon seit der frühen Landnahme durch die Alemannen — die erstmals
urkundlich um 500 in der „Lex Burgundonium" bezeugt ist. Als die älteste
Kulturrebe wird der „Heunisch", „Hinsch", andernorts der „Riesling" vermutet.
Der Elbling, „s Alb", „Älbene" war in unseren Oberlanden Jahrhunderte lang
der „Weiße", ein Mengen wein von geringer Güte, daneben war aber mehr der
Rote, der Burgunder, bevorzugter angebaut (lt. Zehnt- und Zinsabgaben). 1571 ist
in Freiburg schon der Traminer und 1568 der Muskateller in Weingarten erwähnt.
Der „Musler" war als Lokalsorte in Wollbach bis heute beliebt. Von den Römern
wurde sowohl die Rebanlage in sog. Kammern, der „Kammerte" (Fln. in Efringen),
in Kreuzrahmen und Bögen, so daß das ganze Rebstück wie mit einer Decke
überzogen war, üblich wie auch das bis in unsere Zeit geübte Verjüngen der Rebstöcke
durch „Einlegen", vergraben der alten Rebstöcke. Karl d. Gr. setzte dem
Rebbau die ersten Verordnungen, welche vor allem nach Reinheit und Echtheit der
Weine strebten. Die bisherigen Weinschläuche wurden verboten und das Halten
von eisenbereiften Fässern angeordnet. Das übliche Traubenstoßen in den Herbst-
boggden mit „blutten" Füßen sollte mindestens mit sauberen Füßen geschehen.
Wein war im Mittelalter und danach schon immer die beste Einnahmequelle für
die Zins- und Zehntherren im Rebland, und deswegen wurde seinem Bau auch nach
Güte und Menge größte Beachtung geschenkt, die besten Lagen und Sorten bevorzugt
. Aber dem Rebbauer wurden gleichzeitig nicht die erforderlichen Hilfen und
Ratschläge für bessere Kulturen geboten. So blieb die Entwicklung des „beliebtesten
Kindes" im Markgräflerland wohl seit der Zeit und Ordnung Karl d. Gr. auf dem
gleichen Stand. Sicher hatte auch der aufgeschlossene Rebbauer nach besseren Sorten
und Lagen gesucht und seinen Bau mit Mist verbessert, schlechte, kalte Böden gemieden
und immer wieder verjüngt, aber den Fortschritt fand er nicht. Nun kam
mit dem jungen Markgrafen Karl Friedrich neues Leben ins Rebland. Von seiner
Reise nach Burgund und Genf brachte er von Vevey die neue Rebsorte, den
„Viviser", den Gutedel mit, welcher bis heute den Standartwein, den „Markgräf-
ler" bietet1T). Dort in den fremden hochentwickelten Rebgebieten lernte er auch
den rationelleren, fortschrittlichen Anbau kennen und verordnete in seinen Reblanden
die geordnete Zeilenführung und das Entfernen der Obst-Wildlinge aus
den Reben. Nach Frostschäden gebot er Vorsicht beim Nachschneiden der Ruten,
wobei der Bauer oft zu viel des Guten tue; es sei ratsam, auf jedem Zapfen mindestens
ein Auge zu belassen, damit die Besamung anschlagen könne, auf keinen
Fall soll er sich „unterfangen", die Ruten auf den Kopf abzuschneiden. Da und
dort wurden versuchsweise wieder „Neusetzen" auf lang schon aufgelassenen
Plätzen angepflanzt, wie etwa in Brombach, wo es schon 200 Jahre zuvor keine
Reben mehr gab und die Brombacher nur im Haagener Berg ihre Rebstücke bauten,
wo aber — nach Leutrum — nur „ein saurer Plimper" wuchs. Nun unternahmen
(1781) die eifrigen Brombacher einen neuen letzten Versuch und pflanzten an
einem sonnigen Hang, der sich für den Ackerbau weniger eignete, eine 30 Ju-
cherten (— ca. 11 ha) große Neuanlage, die aber inzwischen seit einigen Jahrzehnten
nach und nach wieder ganz aufgelassen worden ist.
Die Wein-Qualitäten und ihre Lage an den einzelnen Orten waren schon immer
landbekannt und wurden von 200 Jahren statistisch in 4 Klassen geordnet und
erfaßt. Zu den besten zählten die vorderen Weine von Grenzach bis Müllheim, zu
den minderen jene im vorderen Kander-, Wiese- und Eggener Tal. Danach wurde
auch der Bodenwert der Lagen veranschlagt; die Reben hatten schon allezeit den
höchsten Güterwert:
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