http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0032
beim O. Amt Badenweiler abgeholt werden. Vorgesetzte, Pfarrer und Schulmeister
sollten sich mit der Züchtung der „Seidenwürmer bis zur Raupe und
Puppe" befassen, die mit den Blättern des Maulbeerbaumes gefüttert werden.
Kinder und gebrechliche Leute möchten damit beschäftigt werden. Dazu wurden
Rezepte zum Pflanzen der Büsche und Bäume auf trockenen, gut gedüngten
Böden und zum subtilen Besprengen der Jungpflanzen geboten. Anfänglich war
sicher der gestrenge Wunsch und das „Wohlgefallen des Serenissimus an der Seidenzucht
" für alle Gemeinden und Vorgesetzten Befehl, später aber — lt. den Protokollen
der Ortsbereisungen — wurden nur noch vereinzelt Bäume auf Kirchhöfen
erwähnt; der Oberländer Bauer hatte dafür keine Zeit. Schon 1762 wurde
daher befohlen, daß Gemeinden, die keine Lust zum Maulbeerpflanzen haben,
anzuhalten seien, andere gute Bäume, Kern- und Steinobst, zu pflanzen, um taugliches
Obst zum Schnitzen und Dörren verwenden zu können. Die anfallenden
Kerne und Steine aus den Trestern möchten nach dem Trotten und Brennen für
die anbefohlenen Obstbaumschulen gesammelt werden, damit die schädlichen
Wildlinge zum Nachziehen aus den Reben verschwinden. Schüler oder lernwillige
Jungbauern sollten von gegeigneten Schulmeistern oder gar vom Basler Hofgärtner
Ehrler (oder Ehret ?) im Schneiden, Pfropfen und Okkulieren unterwiesen
werden. Baumfrevler wurden hart bestraft, bis zu 6 Wochen „Schellenwerk"
(Fronarbeit).
Uber den Stand des Obstbaus berichtete OAmtmann Posselt 1790: „Unter allen
Obstarten werden die Kirschen am stärksten, das übrige Obst aber nicht hinlänglich
gepflanzt. Die Kirschen werden teils nach Basel und ins Elsaß verkauft,
teils daraus der bekannte Kirschengeist gebrannt, welcher weit und breit verführt
und damit viel Geld gewonnen wird. Man sieht im Rötelischen ganze Ackerfelder
mit diesen Obstbäumen gleich einer Waldung bepflanzt. Der Vorteil ist
doppelt. Einmal nützen sie durch ihre Früchte, in der Tat aber ebensoviel durch
ihren Schatten, den sie auf die Äcker werfen. Ich besorgte das Gegenteil, mehrere
Vorgesetzte belehrten mich aber, daß ihr Ackerland, des hitzigen Bodens wegen, des
Schattens ebenso bedürfe als der Sonne, damit durch jenen die Feuchtigkeit in dem
steinigten Boden zum besseren Gedeyen der Früchte, zumal in trockenen Jahren,
länger erhalten und nicht sobald von der Sonne verzehret werde. In der Tat eine
unverkennbare Würkung, die für diese Gegenden sehr wichtig und der Aufmerksamkeit
anderer Landleute unter gleichen Umständen gewiß würdig ist. Die
Kirschenernte ist nichts weniger als unbedeutend. So ziehen die Inwohner von
Weil in einem fruchtbaren Jahr nur allein aus verkauften Kirschen einen Erlös
von 1000 fl. Mehrere benachbarte Gemeinden treiben den nämlichen Handel, und
hierunter ist der aus gebrannten Kirschengeist fließende beträchtliche Gewinst noch
nicht begriffen. Zu loben ist der Eifer der Landleute in Vermehrung der Nußbäume
, denn das Brennöl ist sehr teuer."
Dazu einzelne, vorliegende Angaben von Gemeinden:
In Haltingen hatten die Bauern (1777) zum Experimentieren mit (zahmen)
Kastanien- und Maulbeerbäumen weder „Zeit noch Lust". Dagegen sammelten
die Schulkinder fleißig gute Obstkerne zum Verkauf für den Basler Hofgärtner.
Die angelegte Baumschule wurde inzwischen wieder aufgegeben und Zugbäume
weiter in den Reben gezogen (!).
Der Binzener Kirchhof war dagegen mit Maulbeeren bepflanzt; sicher wurden
auch seinerzeit, wie amtlich verordnet, hier Obstbäume am Straßenrand nach Lörrach
und Kandern im Abstand von 36 Schuh gepflanzt. Haagen und Brombach
meldeten eine Baumschule, woraus die im harten Frostwinter 1788 eingegangenen
Versuchsbäume ersetzt worden sind.
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