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Im Jahre 1753 hatte Karl Friedrich eine neue Beschälordnung erlassen. Er
gebot, die „krüppelhaften Bauernhengste oder Klepper" abzuschaffen. Schöne und
tüchtige Landpferde zu züchten und zu halten, war des Fürsten Anliegen. Dazu
bezorgte er 1806 einige spanische Hengste zur Kreuzung.
Schmiedegesellen sollten sich auf ihrer Wanderschaft auch mit der Pferde-
Chirurgie befassen, etwa beim „Carlsruher Curschmied". Im Rebland hielten sich
vor allem die Müller, Fuhrleute und wohlhabende Bauern einen Pferdezug.
Haltingen registrierte 1780: 45 Pferde neben 20 Zugochsen; 1806: 80 Pferde
und 24 Zugochsen; Binzen, 1780: 15 Pferde und 35 Ochsen; 1806: 24 Pferde und
70 Ochsen; Haagen, 1780: 8 Pferde und 39 Ochsen; Hertingen, 1816: 36 brauchbare
, 18 bald brauchbare Pferde und 3 Fohlen; zusammen 57 Pferde. (Sh. auch die
hinten angeschlossenen Viehtabellen von 1715, 1780, 1806!)
„Die Schafzucht wird lange nicht so stark wie in der unteren Markgrafschaft,
jedoch so weit betrieben, daß in jedem Orte des Reblandes und Wiesentales Schafe
gehalten werden, in der guten Absicht, von solchen die nötige Wolle zu der täglichen
Kleidung zu ziehen. Die Wolle wird braun gefärbt, welches in der Kleidung
die Nationalfarbe beider Geschlechter ist. Schaftriebsgerechtigkeiten findet man hier
nicht, dann der dem Lammwirt Reinau zu Kaltenherberg verpachtete herrschaftl.
Schaf trieb, der von dem ehemaligen Friedlinger Hof gut herreicht; dieser betrifft
nur einige Gemarkungen, und da diesem Mangel bei den immer höher steigenden
Preisen der Feldgüter nicht abgeholfen werden kann, ist es der meines wenigen
Dafürhaltens der Vermehrung der Schafzucht im Reblande für immer im Wege
steht. — Ein anderes ist es auf dem Walde, denn der Wälder hat vor dem Rebländer
den großen Vorteil voraus, daß er seine meist im Sundgau von starkem
Schlag erkauften Schafe auf seine Bergweiden treiben kann, wo sie sehr gute
Kräuter und gesundes Wasser finden, bald fett und dann von den Metzgern wohl
bezahlt werden. Das kann der Rebländer ihnen nicht nachtun, er hat den Trieb
für die Schafe nicht, und die Bänne sind hier viel zu sehr angebaut und meist zu
klein dazu. Anzahl der Schafe im Spätjahr 1789: 9981; 1790: 9924 Stück." (Posselt
; 1790)
Im Jahre 1770 hatte der Lörracher Landvogt von Wallbrunn (1748—1772) der
Regierung eine neue Schäferordnung nach dem Vorbild Württembergs vorgeschlagen
, wo die Schäfer mehr von ihrem Geschäft verstünden. Vor allem sollte das
Pferchen zur besseren Auswertung des Dungs eingeführt werden. 1789 veranlaßte
der Markgraf den Kauf von Widdern und Mutterschafen von den berühmten
Merion-Herden in Spanien, die allerdings nur zum Teil die lange Reise über die
Pyrenäen überstanden haben. Das Bestreben, damit die Schafherden aufzuzüchten,
sahen die Bauern (1800) nach einem Bericht des Lörracher Landvogts von Kalm
„noch mit stieren Augen" an. Doch ließ er um diese Zeit auch eine größere Anzahl
der spanischen Widder ins Oberland kommen, wo vor allem der Tegernauer Vogt
Hug seinem Streben entgegenkam. Gleichzeitig gab er Anweisungen über das
Pferchen, den Austrieb, die Beschaffenheit des Grases, über das Wasser zum
Tränken, das Salz und über die Schur. Doch sollten sich die Bauern in acht nehmen,
die angestellten Schäfer nicht nach Oberländer Art an den „Wein zu gewöhnen,
sondern ihnen eine ordentliche Bauernkost zu verabreichen". Nur gelernte Schäfer,
und nicht etwa Sau-Hirten und Hütebuben durften gedungen werden. Der
Tegernauer Schäfer aus dem Unterland entpuppte sich aber bald als „Windbeutel",
dem man zwar mit der befohlenen Heirat seiner „braven Braut" aus Feldberg
bessern wollte, was aber bei ihm wie bei seinem Kameraden, einem ebenso wenig
tauglichen Verwandten, gelungen ist.
Doch allenthalben ist die Schäferei besonders im Kleinen Wiese-Tal gediehen.
Dem eigentlichen Auftreten der Schafräude sollte durch rechtzeitiges Erkennen
der Krankheit entgegenwirkt werden mit verordneten Mitteln und der Art zur
Heilung; „Schmierschäfer" hätten mit der schädlichen Tabaklauge mehr Schäden,
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