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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 1/2.1976
Seite: 66
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0068
Die Landeskultur bis zur Industrialisierung

Die Landeskultur als Erbe der vorausgegangenen Entwicklung war noch im
18. bis in das 19. Jahrhundert hinein mit ihrer Produktion mit einem hohen
Satz am Sozialprodukt beteiligt. Für die damalige Zeit wird berichtet, daß in
den Markgräflich-Baden-Durlachischen Oberlanden, also in der Markgrafschaft
Hachberg, der Landgrafschaft Sausenburg und den Herrschaften Rötteln und
Badenweiler „bey 60 000 Menschen leben und bey 100 000 Morgen Land kultiviert
werden."

Die landwirtschaftliche Nutzfläche des Gebietes ist seither in ihrem Umfang
standortbedingt und wenig verändert worden. Ihre Bewirtschaftung ist jedoch
vollkommen veränderten Bedingungen unterworfen. Dies ergibt sich aus dem Vergleich
der Einwohnerzahlen des Gebiets. Diese betrugen: damals 60 000, 1939
93 252; 1961 waren es 133 199.

Über das Grundsätzliche der damaligen Wirtschaftspolitik wird berichtet: „Die
Vergrößerung des wahren reinen Ertrags der Grundstücke ist die wichtigste
Angelegenheit des Menschen und des Bürgers in diesem Leben. Davon hängt die
Bevölkerung der Länder, und die Vervielfältigung der Freuden der Menschen
einzig und allein ab."

Und weiter: „Welchem König und Fürsten soll nicht daran gelegen seyn, sein
Land so zu regieren, daß die Kultur der Felder blühender wird, und die Anzahl
der Äcker in der guten Klasse sich immer vermehret! Hier sehen sie, die Väter der
Völker, die untrügliche Quelle von unaufhörlich wachsenden Reichthümern für
ihre Untertanen und für ihre Kassen offen."

Mit diesen Verlautbarungen aus vergangener Zeit mögen wir uns seltsam
und in Verbindung mit unseren eigenen nostalgischen Neigungen zur Erlangung
oder Verbesserung der Lebensqualität im modernen Sinne bewußt werden.

Es soll hierzu nur noch vermerkt werden, daß die Landeskultur für die damalige
Zeit (Ende des 18. Jahrhunderts) mit entsprechenden Förderungsmaßnahmen
auf den höchstmöglichen Stand gebracht worden ist.

Obwohl der Produktionswert der Landschaft damit erheblich verbessert
worden ist, reichte auch dies nicht aus für die stetig wachsende Bevölkerung. Die
Folge hiervon waren Auswanderungswellen, wie solches in manchen Ortschroniken
verzeichnet ist.

Die Landeskultur in der Nachkriegszeit

Die wahrhaft hochgerühmte Bedeutung der Landeskultur für die Gesamtwirtschaft
des 18. Jahrhunderts verminderte sich bereits im Verlauf des 19.
Jahrhunderts und nahm weiterhin ab bei verschiedenartigen politischen Konstellationen
. Nach Beendigung des zweiten Weltkriegs begann eine neue Phase der
wirtschaftlichen Entwicklung, in welcher die Landeskultur und mit ihr die Landwirtschaft
ihre Bedeutung, die sie vor dem Krieg mit der „Erzeugungsschlacht"
als alleinige Ernährungsgrundlage noch gehabt hatte, vollkommen verlor. Mit der
Entwicklung des wirtschaftlichen Aufschwungs in der Nachkriegszeit sank der
Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zum Bruttosozialprodukt von rund 6
Prozent auf 5 Prozent in der BRD. Dieser mag in unserem Bereich noch etwas
höher liegen, ist aber dem gleichen Trend ausgesetzt.

Mit dieser Entwicklung war immanent eine wesentliche Veränderung des
Verhältnisses der Lohnkosten zu den Produktenpreisen verbunden. Es soll hierzu
nur vermerkt werden, daß in dem Zeitraum von 1952/53 bis 1966/67 die
Löhne, welche in den landwirtschaftlichen Buchführungen veranschlagt werden
mußten, auf das Vierfache stiegen und seither weiter gewachsen sind; die Produktenpreise
, welche der Landwirt erhielt, verblieben dagegen zum großen Teil auf

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