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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 1/2.1976
Seite: 71
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0073
Zur Sicherung möglichst hoher Erträge ist neben der Düngung mit Handelsdüngern
(künstliche Düngemittel) eine Bekämpfung oder Verhinderung von Schädlingen
und Krankheiten der Kulturen erforderlich. Es stehen hierfür laufend eine
Reihe von Pflanzenschutzmitteln zur Verfügung. Hinzu kommen noch, als eine
Errungenschaft unserer Zeit verschiedene Unkrautbekämpfungsmittel. Es werden
damit eine ganze Reihe von Wirkstoffen in den Haushalt der Natur ausgebracht,
deren Eigenschaften exakt bestimmt und in der Nutzanwendung kontrolliert
werden müssen. Es ist das weite Gebiet der biologischen Wissenschaften auf deren
Forschungsergebnissen der Landwirt und Winzer mit praktischer Nutzanwendung
angewiesen ist. Es sind alles in allem kurzfristig und langfristig wirksame Maßnahmen
, die wir mit der Verwendung der verfügbaren Mittel erreichen wollen.

Bei den kurzfristig wirksamen Maßnahmen handelt es sich um die alljährlichen
Pflegemaßnahmen mit der Düngung und dem Pflanzenschutz, mit unmittelbarem
Einfluß auf den jeweiligen Stand der Kulturen. Diese werden somit kaum vernachlässigt
. Bei den langfristig wirksamen Maßnahmen wird der Zustand des
Bodens beeinflußt, dessen Veränderungen sich erst langfristig auswirken können.
Solche werden oft nachlässig behandelt. Es sind die organischen Bestandteile des
Bodens, welche in wichtige Merkmale der natürlichen Fruchtbarkeit oder der
„Alten Kraft" der Böden in Form von Humus schon lange bekannt sind. Weil
diese laufend verbraucht werden, müssen sie dementsprechend wieder ersetzt werden
. Es geschieht dies am besten mit möglichst großen Misthaufen (Stallmist). Weil
in manchen Bereichen die Versorgung mit Stallmist in Verbindung mit neuen
Fruchtfolgen knapper geworden ist, müssen wir uns nach neuen Humusquellen
umsehen. Die Kompostierung des immer reichlicher anfallenden Mülls bietet die
Möglichkeit hierzu. Wir sollten uns mehr als bisher dieser Verfahren bedienen.
Es könnte sehr wohl auch auf dem Konto Erholung der Landschaft gutgeschrieben
werden.

Bei der kritischen Betrachtung der Neuordnung der Landschaft als Produktionsbasis
kann kein Argument vorgebracht werden, daß damit etwa der Umweltschutz
mißachtet oder verletzt worden wäre.

Wirken und Wesen

Im Zeitraum von rd. 100 Jahren ist in Deutschland der Anteil der landwirtschaftlichen
Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung von rd. 70 °/o, zuerst allmählich
und zuletzt nach dem 2. Weltkrieg, sprunghaft auf höchstens 10 °/o zusammengeschrumpft
. Dies ist die Entwicklung und das Schicksal aller hochzivilisierten
Länder. Für unseren Bereich wurde als typischer Durchschnitt ermittelt,
daß in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum 1939 noch 45 °/o der Erwerbstätigen
und 1973 nur noch 11 —12 °/o mit ihren Familienangehörigen in der Landwirtschaft
und dem Weinbau beschäftigt waren. Es ist damit insgesamt auch ein
andersartiges Wirken in der Form der Erwerbstätigkeit und damit als Element
des Wesens unserer Bevölkerung verbunden.

Die Sehnsüchte unserer Heimatsucher von Hebel über Burte bis heute galten
und gelten alle der Bedeutung von Sinn und Zweck, der Gestaltung und Form
unserer ureigenen Art in der Verbindung mit der Heimat und ihrer Natur. Der
Landwirt und Winzer, der die Landschaft pflegt und die Weinberge in Ordnung
hält, ist schließlich nicht deren schlechtester Repräsentant. Aber auch er muß sich
im Fortgang der Entwicklung neuer Formen bedienen. Manch altehrwürdige
Traditionen und Tugenden verlieren dabei an Bedeutung. Es ist vielleicht ein
tragischer Vorgang, daß immer mehr Menschen in einem mechanisierten Produktionsprozeß
der verschiedensten Art eingeordnet werden, und immer weniger
sich mit der natürlichen Tätigkeit des Menschen, der Hege und Pflege der Landschaft
in selbständiger Verantwortung befassen können.

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