http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0083
Von Otlingen ins Kandertal „im Blaue zue"
Zweck. Die Geschichte mag mit dem Leben der Steinzeitmenschen beginnen, welche
ihre Behausungen als Werkstätten und Bergwerke in dem Felsen eingerichtet
hatten, um mit dem Jaspis als Feuerstein ihre Werkzeuge herzustellen. Sie mag
fortgesetzt werden bis in unsere Zeit hinein, mit allem, was hierüber bekannt ist —
zur Beantwortung der Frage, wie es weitergehen soll.
Unsere letzte Station ist Pfaffenweiler. Für diese Ortschaft soll die Inschrift
auf einem Denkmal gelten, welches nach Vollendung des planmäßigen
Rebenaufbaus hierfür als Markstein in der Geschichte des Dorfes errichtet worden
ist.
„Gott will, daß Menschen nach seinem Bilde menschenwürdig leben — dies kann
umso erfolgreicher werden, in dem Maße es gelingt, die Erfüllung ihrer irdischen
Bedürfnisse über die Grenzschwelle des bloßen Vegetierens anzuheben — das ist"
Grund, sich um den Weinbau in Pfaffenweiler zu mühen".
(Ausspruch Pfarrer Deichelbohrer, 1953—1966)
„Not, Armut und Mißernten führten im 19. Jahrhundert zu Auswanderungen.
1853 zogen 132 Bewohner nach Nordafrika. Die Gemeinde mußte den Auszug
ihrer Kinder durch Abholzungen auf dem danach benannten Gewann „Afrika"
finanzieren. Schwer war das Los in der Fremde, und die Hoffnungen zerrannen
in Tränen und Bitterkeit, wie uns Briefe und Hilferufe berichten."
Brot brachte den Winzern die Rebflurbereinigung auf Flächen von über 100
Hektar, in den Jahren 1955—1970. Hand in Hand ging der Neubau ertragreicher
Pfropfreben und die Entwicklung genossenschaftl. Kellerwirtschaft und Vermarktung
. Diese Existenzsicherung war nur möglich durch große, insbesondere finanzielle
Opfer in Zuversicht und Einigkeit."
Mit ihrem würdigen Pfarrherrn ist das große Werk gelungen. Obwohl ein immer
kleiner werdender Teil der wachsenden Einwohnerschaft als Landwirte und
Winzer direkt an dem Aufbauwerk beteiligt ist, wird es von allen als stolze Er-
Sl
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