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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 1/2.1976
Seite: 114
(PDF, 32 MB)
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Im Kleinen Wiesental in der Holl
das letzte strohgedeckte Haus (1956)

zu flitzen und beim Eisen mit den Eisknechten auf den großen Eisflößen, die sie
abgeschrotet hatten mit der Axt, zum Ufer zu fahren. Und wieder waren die
Pferde dran, um die schweren Pritschewagen zum Eiskeller zu fahren.

Auch das Gaststättengewerbe war ja mit der Landwirtschaft gekoppelt, selbst
auf dem Hochblauen hielt man Kühe und Pferde sowieso, obwohl dort der alte
,Xaveri', der Urgroßvater des jetzigen Wirts, sein Heu in Sehringen, die Gäste
und Lebensmittel in Badenweiler holen mußte. Er war sich bis ins hohe Alter
seiner Unentbehrlichkeit als Fuhrmann bewußt und pflegte zu sagen: ,Jo, wenn die
der Xaveri nit hätte, derno müeßte unseri Kurgäscht Dannezapfe fresse!' — Apropos
Kurgäste: auch sie waren — trotz aller Belastung durch die schwerfällige
Mode — naturverbundener als heute. Ließen sie sich doch jeden Morgen um 4
vom Hausknecht (auch das gab es noch) ziemlich heftig wecken, um ja den
Sonnenaufgang vom Turm aus nicht zu verpassen, denn dieses Erlebnis gehörte
zumindest zum guten Ton. Im Schloß Bürgeln — damals auch noch ein renommiertes
Hotel, wenn auch schon vom Alter erheblich angekratzt — war natürlich
auch Landwirtschaft; oft saßen wir über dem Stall in der Bude beim Pferdeknecht,
der aus Obereggenen stammte und so schön Trompete blasen konnte! Lustig
wurde es zum Abend, wenn Scharen von Fledermäusen durch die dunklen Gänge
kreischten und auf der Jagd nach Ungeziefer pfiffen. Man nannte sie scherzhaft
nur die ,Bürgler Schwalben'.

Doch schon vor dem 1. Weltkrieg, 1911, kam das erste Auto nach Mülle und
mußte gleich bei dem Eisenbahnunglück im Sommer seine Bewährung ablegen.
Der Länge nach wurden die Tragbahren mit Verletzten über das Allwetterverdeck
gelegt und ins Spital gefahren. Auch der junge Großherzog Friedrich II.
kam natürlich schon mit dem Auto, einer dunklen Limousine, statt dem Kennzeichen
eine Krone auf dem weißen Schild. Bemerkenswert war seine ,Päpe', die
ähnlich wie die Schweizer PTT-Fahrzeuge einen harmonischen Dreiklang von sich
gab. Das veranlaßte einmal meinen Onkel, der Feuerwehrkommandant für Unter-

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