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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 1/2.1976
Seite: 132
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0134
Erläuterungen:

Die Art und Beschaffenheit der Arbeitsgeräte im bäuerlichen Betrieb hat sich
noch zu keiner Zeit zuvor so gründlich gewandelt wie seit der letzten Jahrhundertwende
und vor allem seit der Motorisierung der Fuhrwerke, Maschinen und vieler
Geräte. Damit sind bereits auch schon die Begriffe und Namen der Tätigkeiten im
Jahreslauf, auf dem Hof und Feld, bei den Jungbauern schon weitgehend vergessen
.

Mit diesem ersten Beitrag und Versuch soll als Anregung zum weiteren Sammeln
der versinkenden Begriffswelt aus dem bäuerlichen Leben unserer Landschaft ein
Anfang gemacht sein, der sich jederzeit ergänzen läßt, wechseln doch oft Namen
und Art der Arbeitsweise und -geräte vom Rebland bis zum „Wald".

Namen der Geräte und ihr Einsatz rund um die Ernte: Sägese (1) mit Frucht-
gschirrli (im Kl. Wiesental: Fruchtbögli), mit Sägeseblatt (a), das am Warb (c) angeschraubt
ist, alle Jahr auf den Heuet neu gekauft und vor jedem Schnitt auf dem
Dengelstock geschärft wird. Das Fruchtgschirrli (b), ein ursprünglich mit einem
Tuch, später mit einem feinen Drahtgeflecht bespannter, senkrecht abstehenden
Bogen-Rahmen, der oben am Warb angeschraubt ist. Die Handheben am Warb:
unten s Chrückli (d), in der Mitte der Schieber (e).

Das hölzerne Fuetterfaß (2), gefüllt mit Wasser, in dem der Wetzstein steht,
wird am Hosenbund auf dem Rücken eingesteckt.

d Sichle (3) hat noch immer beim Ernteschnitt ihre Bedeutung, nachdem sie von
der Segese beim Schneiden abgelöst worden ist; vor allem bedient sich die Schnitterin
damit beim Wegnehmen der Mahd und Auftragen der Zettli, der Schwaden.
Mit dem Hüflireche (6) werden die Zettli dann auf kleine Hüfli, Schöchli, gerecht
und diese danach mit der Aatraggable (4) auf Garbenbündel über die bereitgelegten
Band, Ernbängli (5) gesammelt. Die Garbenbänder bestanden ursprünglich aus
Wied (Weidenruten) und Stroh, später aus geflochtenem Seegras, an dessen Ende
sich das hölzerne „Chlösli" befand. Weizen und Roggen wurden an den stehenden
Halm angemäht, Gerste und Hafer vom Stehenden weg nach außen geschnitten.
Gerste wurde angeschlagen, mit alter Segese umgeschlagen, alles auf Zettli gelegt,
mit dem Rechenstiel umgekehrt und mit dem Rechen gehäufelt. Die Winterfrucht
— Weizen und Roggen — dagegen wurde nur mit der Sichel gehäufelt. Die Frucht
blieb 1 Tag liegen, nur bei später Ernte einen halben Tag. (Hermann Kübler,
Egringen).

Kunstvoll war auch der Flegel, ma. Pflegel (7), gebaut: oben auf dem lindenhölzernen
Stiel war das Haupt mit der weißbuchenen oder schweinsledernen Öse (a)
und der Chappe (b), aus zähem Schweinsleder, mit ledernen Bändern verbunden
und verschraubt.

Das Fruchtmajhe von Hand mit der Segese erleichtert seit einigen Jahrzehnten
der Bindemajher, der nach dem Schneiden das Binden gleichzeitig besorgte.
Diesem Gerät folgte bald der Mähdrescher, der mäht und gleich drischt. Er wird
von ein paar Nachbarn angeschafft und benutzt, erleichtert die schwere Erntearbeit
und spart viel Zeit.

Nach dem Binden wurden die Garben zum Trocknen zu Vieren, Sechsen oder
Achten in Haufen zusammengestellt, bis sie das Gespann mit dem Leiterwagen
heim in die Scheune holte.

Der Erinnerung wert ist auch das bald schon vergessene Brauchtum um die
Ernte: Bei der „Sichelhänggi" wurde auf dem Hof von der Familie mit allen
Erntehelfern der Erntedank festlich mit einer Mahlzeit gefeiert, nachdem die
letzten Halme mit einem „Vatterunser"-Gebet geschnitten, die zum „Ähribüscheli"
oder -hämpfeli gebunden, heimgebracht worden sind und in der Stube, entweder
im „Ähritüpfi" (1782) oder an der Stubenwand, ihren Ehrenplatz eingenommen
haben. — Schon vor dem ersten Sensenschnitt zog der Mähder seine Chappe
vor dem reifen Feld ab (Haltingen; 1782).

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