http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0146
In der Tüllinger Gemeindts Rechnung samt Beylagen pro 1768 (Stadtarchiv
Lörrach C. IX/50.6) erscheint der Name M. Abt zu wiederholten Malen, so auch
handschriftlich unter dem Arbeitsvertrag mit den Steinbrechern in Steinen. Als
Beilage No. 18 ist der Voranschlag des M. Abt für den Tüllinger Brunnen, als
Beilage No. 20 der Arbeitsvertrag des Meisters mit der Gemeinde (Akkord) und
als No. 23 die Quittung über die erhaltene Bezahlung beigeheftet. Diese Schriftstücke
folgen hier am Ende im Wortlaut als Anlage 1 (vgl. dazu auch Wittmann
1976). Wir beachten dabei im Original die für ihre Zeit flotte Schrift des Meisters
(Abb. 2), wir übersehen gern seine Unbekümmertheit hinsichtlich der Rechtschreibung
, wir freuen uns an der trotz des trockenen Stoffs oft anschaulichen
Darstellung, so wenn er die Abweissteine des Tüllinger Brunnens ihrer Form
wegen als „förmliche Zuckerhiet" beschreibt.
Auskünfte waren auch zu gewinnen aus der Schliengischen Schaffney Rechnung,
deren einschlägige Seiten mir liebenswürdigerweise von den Archives de l'Ancien
Eveche de Bäle in Porrentruy in Photokopie überlassen wurden (hier Anlage 2).
In der Schaffney Rechnung 1763/64, p. 32 wird eine Verfügung vom 2. 12. 1762
angeführt, wonach M. Abt „zum Hintersäß aufgenommen" wurde, in der
Rechnung 1776/77, p. 9 wird der Tod des M. Abt und seiner Ehefrau angezeigt
(14. 2. 1776 bzw. 3. 11. 1775).
In den Belegen unterzeichnet jeweils handschriftlich „Matheus Abt Steinhauer
und Maurer Meister zu Istein". Die Belege geben uns Auskunft über Arbeiten,
die M. Abt in den Jahren 1773 und 1774 in der Fürstl. Vogtei Schliengen ausgeführt
hat. Wir lernen ihn dabei als einen vielseitigen Handwerker kennen, der in
diesen Jahren für seinen Auftraggeber ausgeführt hat: Steinhauerarbeiten (neuer
Brunnen), Gipser- und Stukkateurarbeiten im Schlössli, ebendort Zimmer- und
Dachdeckerarbeiten („Schlitzlöcher in den Walben" gebrochen), Maurerarbeiten
an Herden und Öfen (wofür 2 Gesellen und ein Handlanger in Rechnung gestellt
sind), Schmiedarbeit (am Brunnen), Tiefbauarbeiten (Bohren und Verlegen von
Deichein, Verlegen von Dohlen). Besonders interessant ist der Voranschlag für
den neuen, achtseitigen Brunnentrog aus Hauinger Sandstein im Park des Schlössli
(15. 6. 1773), den wir ihm damit zuschreiben können (vgl. unten).
2
Im südlichen Markgräflerland beobachten wir zwei Areale mit spätbarocken,
quadratischen Brunnenstöcken aus Buntsandstein, fast durchweg mit aufgesetztem
Obelisken und abgeschlossen durch eine große Sandsteinkugel („Chugele-
brunne"). Die beiden Areale, eines um Blansingen, das andere um Tüllingen,
schneiden sich nicht und sind als Relikte einer ursprünglich weiteren Verbreitung
anzusehen (Wittmann 1975). In diesen beiden Arealen haben folgende Obelisken
ein Reblaubdekor:
Dorf-Brunnen in Blansingen (1767) auf drei Seiten,
Dorf-Brunnen in Tüllingen (1769) nur auf der Vorderseite,
Rumpel-Brunnen in Hertingen (1779) 8) nur auf der Vorderseite.
In Tüllingen hat M. Abt mit Name und Herkunft signiert („Mathäus Abt von
Istein 1769"), in Blansingen nicht. Der Vergleich zeigt, daß beide Obelisken mit
ihrem Dekor von der gleichen Hand sind, was jetzt durch Archivalien bestätigt
ist.
Der Blansinger Brunnen (Obelisk 1767, Abb. 3, 4, 5) hat einen zentralständigen
Stock in einem 8-seitigen, undatierten Trog (Grundriß Wittmann 1975, Abb. 1/3
auf S. 12). Zur Datierung der einzelnen Bauteile, vor allem des Stocks, vgl.
Wittmann (1975, S. 20—21; vgl. hier Anmerkung 1). Die Steine wurden geliefert
von Salomea Häusler in Steinen (Stock und Bodenplatten), von Sebastian Schöch-
lin und Friedlin Ziegler in Hauingen (Wandplatten u. a.), von Johann Eckenstein
144
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0146