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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 1/2.1976
Seite: 147
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0149
Der Obelisk wurde 1952 rekonstruiert, als Ganzes neu gehauen (vgl. Anmerkung
2). Eine Fotografie aus der Zeit vor der Rekonstruktion (Abb. 6) erlaubt die
Kontrolle. Der Obelisk zeigt Felderung, alle Ränder sind scharriert, unten sind
die Ecken abgesprengt, aber Müschelchen fehlen.

Die Vorderseite (Ostseite) des Obelisken (Abb. 6) zeigt unten eine nach rechts
offene Rocaille, die das badische Wappen einschließt und deren Öffnung ein
kleines Müschelchen vorgesetzt ist. Unmittelbar der Rocaille entwächst der sich
dann sofort verzweigende Stamm der Rebe, wobei die Zweige sich fünfmal
verschlingen und von ihnen mehrere belaubte Seitenzweige ausgehen. Die Rebblätter
sind sorgfältig gemeißelt, ebenso die insgesamt fünf Trauben, die an
diesen Zweigen hängen. Die obersten Zweigenden unterfassen die Krone. Die
Nordseite zeigt ein rocailleartiges, symmetrisches Gewinde mit einer modernen
Inschrift („Stadt Lörrach") ebenso die Südseite („Erneuert 1952"), die Schrift ist
stilecht gehalten. Im untersten Teil des Westfeldes (Abb. 1) sieht man zwei sich
mit ihren Enden überkreuzende Zweige, der linke mit Blattwerk und runden
Früchten, über ihm das Winkelscheit, der rechte mit schmalen, dicken, seitlich
etwas eingerollten Blättern, über ihm der geöffnete Zirkel. Das Reblaub versinnbildlicht
den besonderen Charakter von Dorf und Landschaft, Winkelscheit und
Zirkel verweisen auf den Beruf des Meisters. Im rundlichen Feld ist die genannte
Signatur des M. Abt.

Die seitlichen Rocailles mit ihren modernen Inschriften sind natürlich eine
Zutat der Rekonstruktion (vgl. Anmerkung 2). Man darf aber annehmen, daß
am originalen Obelisken in diesen Rocailles die Initialen von Vogt und Gemeinschaffner
angebracht waren, wie in Blansingen auch:

Im Vergleich zeigt sich, daß in Blansingen ein primitiverer, vierteiliger und
mehr untersetzter, in Tüllingen ein auffallend schlanker, fast überhoher, monolithischer
Obelisk vorliegt, daß wir in Blansingen auf jeder der drei gegen vorn
gerichteten Seiten je einen Rebzweig, in Tüllingen dagegen nur auf der Vorderseite
einen sich auch sogleich verzweigenden Rebstock haben. Beidemal verschlingen
sich die Zweige nach oben und tragen auf der jeweiligen Vorderseite
die Krone. Blansingen (1767) und Tüllingen (1769) haben also kein identes Dekor,
stimmen aber in der Gesamtkonzeption überein, sowie in der Leichtigkeit und
Eleganz in der Ausarbeitung der Zweige. Schon aus dem Formvergleich war daher
zu folgern, daß auch der Blansinger Obelisk eine Arbeit des M. Abt ist, die dem
Tüllinger Obelisken zeitlich nur wenig vorausgeht. Die Archivalien haben diese
Annahme bestätigt.

Auch den seitdem etwas ausgebesserten Blansinger Trog dürfen wir M. Abt
zuschreiben (vgl. Anmerkung 1). Dafür spricht auch der in den Felderecken
anzutreffende, runde, diagonal zum Feld halbierte Knopf, wie er auch im Trog
des M. Abt im Schliengener Schloßpark vorkommt.

Es fällt auf, daß in den Archivalien nie ein Hinweis auf das Dekor erscheint,
nur im Akkord vom 15. 2. 1768 (Anlage 1) heißt es, was „von Steinhauer Arbeit
erforderlich ist, Es mag Namen haben, Wie es Will, Alles nach dem Riß" zu verfertigen
. Ob und wo solche Risse, die doch zur Genehmigung des Bauvorhabens
den markgräfl. Behörden vorgelegt werden mußten, archiviert sind, konnte ich
nicht in Erfahrung bringen. Daß die künstlerische Seite des Auftrags nicht erwähnt
wird, entspricht aber durchaus der Übung der Zeit, welche zwischen handwerklicher
Arbeit und Kunst am Werk kaum einen Unterschied machte und nur die Arbeitsleistung
bezahlte.

Anders als Blansingen und Tüllingen erscheint uns der Hertinger Brunnen (1779;
Rumpel-Br. bei Haus 67). Der Stock steht symmetrisch außen an der Langseite

FM (Fridlin Meyer)
V (Vogt)

HJL (Hanns Jakob Linder)
GS (Gemeinschaffner)

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