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Heimat die lieblichen Putten und Engelsköpfchen vor Augen waren oder gar die
ekstatisch erhobenen Heiligengesichter, wird an den primitiven Masken wenig
Freude empfunden haben. Seiner Kunst muß er sich bewußt gewesen sein, sonst
hätte er nicht am Tüllinger Brunnen signiert.
Es erscheint nicht unwahrscheinlich, daß M. Abt auch an anderen öffentlichen
Bauvorhaben beschäftigt war, dafür spricht seine Tüchtigkeit, aber darauf verweist
auch die gleichzeitige Anwesenheit seines jüngeren Bruders Antonius aus Böhmenkirch
. Man möchte an größere Barockbauten denken wie den Neubau von Bürgeln
(1762), an das Lieler Schloß (drittes Viertel des Jahrhunderts), das neue Langhaus
in Bellingen (zwischen 1760 und 1770), in Rheinweiler wohnte sein Bruder. Möglicherweise
haben solche Bauten ihn und seinen Bruder sogar in unsere Heimat gezogen
. Doch fehlt dafür bislang jeder Nachweis. An Arbeit hat es ihm in der
zunehmend baufreudigen zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sicher nicht gefehlt
(vgl. Wittmann 1971).
Anmerkungen:
(1) Ansdirift des Verfassers: Prof. Dr. Otto Wittmann, D-7850 Lörrach, Schulstraße 44
(2) Die Dischinger sind ein auch heute noch in Kirchhofen-Ehrenstetten verbreitetes
Geschlecht.
(3) Aus dieser Familie stammt auch die Ehefrau Valeria des nachmals berühmten Basler
Chronisten Christian Wurstisen (ScbülinlSchäfer 1961, S. 296).
(4) Nur vermutet sei, M. Abt habe die M. A. Grenie auf seiner Wanderschaft in Istein bei
deren Verwandten kennengelernt. Er mag sie aber auch anderswo kennengelernt haben
und ist dann durch sie nach Istein gekommen.
(5) Bei dem Paten Franz Anton Streich dürfte es sich um den F. A. Streich aus Huttingen
handeln (17.1. 1729 bis 15. 1. 1771). Das Geschlecht Senft ist heute noch in Schliengen
und Umgebung ansässig. Da Maria Ursula allen Kindern Patin war, dürfte sie eine
Tante gewesen sein.
(6) Der Akkord liegt der gebundenen Rechnung nicht mehr bei, ist auch in der Abrechnung
für 1766 nicht enthalten.
(7) Nur zwei Jahrzehnte später werden im Oberamt Rötteln nur noch 4 Steinhauer in
Hauingen, 1 in Höllstein, 3 in Schopfheim genannt (Markgräflerland NF. 6 (37).
1975, S. 350—352).
(8) Die Jahrzahl 1775 (Wittmann 1975, S. 26, 28—29, Abb. 10 c) hat sich durch die aufgefundene
Rechnung als falsch gesehen erwiesen, richtig ist 1779.
(9) Pierre-Francois Paris, Architekt, Ingenieur und Bauunternehmer, aus einer Handwerkerfamilie
von Besancon stammend und dort am 1. 1. 1721 geboren, tritt am 27. 8.
1750 in Porrentruy in den Dienst des Fürstbischofs. Er erhält am 13. 1. 1752 die
Ernennung zum Geometrielehrer, wird im Juli 1759 Hofgeometer, am 23. 2. 1763
Directeur des Ponts et Chaussees, am 20. 5. 1765 Kammerrat und Baudirektor, am
3. 11. 1777 Titl. Hofrat. Als der Prinz während der großen Revolution nach Biel verzieht
, wird P. F. Paris Vorsitzender des Regentschaftsrates. Mit nur kleiner Mannschaft
erwehrt er sich 1792 des Ansturms von 600 Landleuten, findet aber dafür bei
Hof keine Unterstützung. Nach 42 Dienstjahren mußte er Hals über Kopf aus Porrentruy
flüchten. Danach verliert sich für immer jede Spur. Der Stadt Porrentruy hat
er an der Grande Rue ihre schönsten Bauwerke geschenkt, das Hospital (1761 —1765),
das Hotel de Ville (1762—1764) und das Hotel des Halles (1766). In Delemont hat er
zusammen mit Paolo Antonio Pisoni die Kirche St. Marcel (1762—1773) gebaut
(nach Amweg 1937, p. 85—88).
Literatur
Amweg, G. (1937): Les arts dans ie Jura bernois et ä Bienne. /. Porrentruy (speziell p.
85—88).
Eble, E. (1970): Ortssippenbuch Istein und Huttingen. Badische Ortssippenbücher 24.
Grafenhausen (bzw. Deutsche Ortssippenbücher, Reihe A, 49).
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