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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 188
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-03-04/0006
Zum Geleite

Mir wolle und solle alemannisch schwätze

An meiner Vorzimmertür im Freiburger „Basler Hof, dem regierungspräsidialen
Dienstsitz, steht auf einem Schildchen angeschrieben: „Do kannsch au
alemannisch schwätze". Nachdem das bekannte Hamburger Nachrichtenmagazin
solches letzthin nebst Foto aller Welt kundgetan hat — dazu noch mit freundlicher
Kommentierung — kann ich mich an dieser Stelle völlig ungehemmt äußern.
Ich kabe tatsächlich nicht nur liebhaberisch seit meiner Amtsübernahme eine, wie
ich hoffe, selbstbewußte Pflege der Mundart betrieben und gefördert. Das hat mir
hin und wieder durchaus ironische staatspolitische Anzapfungen eingetragen:
Folkloristisches käme ja immer noch gut an bei den Leuten — etcetera.

Nun ist ja, wie wir neuerdings sogar dem Kulturteil unserer Tageszeitungen
entnehmen können, die Mundart „wieder im Kommen". Um so notwendiger erscheint
es mir, daß das Thema „Mundart und Hochdeutsch" in diesem Heft eine
vertiefte Betrachtung erfährt. Übersicht und Abgrenzungen sind unerläßlich.

Es hat mich vor einigen Jahren gezielt getroffen, als der Maire von Colmar
Joseph Rey — dort ein Sprecher der alemannischen Landschaft — mir ungeschminkt
erklärte, wir sprächen dort auf der badischen Seite allesamt ein abge-
schlurftes Stadtdeutsch und hielten das noch für alemannisch. Bei der qualitativen
Verkümmerung des Alemannischen in unserem badischen Bereich empfinden tatsächlich
die Nachbarn die Bundesgrenze nachgerade auch als Sprachgrenze: den
soziologischen Folgerungen müssen wir uns stellen. Ich kann mich dieser Erkenntnis
nicht entziehen.

Andererseits ist mit einer Primitivierung, Vergammelung und Verniedlichung
des Alemannischen der Sache nicht gedient. Schließlich ist eine saubere und völlig
unfeindselige Abgrenzung zum Hochdeutschen unerläßlich.

Wir feiern Hebels Alemannische Gedichte als den überzeugendsten Ausdruck
einer dichterischen alemannischen Aussage. Man sollte darüber nicht vergessen, daß
seine im „Schatzkästlein" vereinten Kalendergeschichten hochdeutsch geschrieben
sind — der „Kanitverstan" brachte ihm den Weltruhm. Hebel wußte warum.

Mit diesen gezielten Andeutungen — mehr maße ich mir nicht an! — möchte
ich in das Programm dieses Heftes einführen. Womit ich mich gleichzeitig als überzeugter
Verbündeter der „Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland für Geschichte und
Landeskunde" bekennen darf.

Nit luck lohn!

Dr. Person, Regierungspräsident

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