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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 243
(PDF, 38 MB)
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doch sinnvoll, sich an guten Mundartsprechern, die über ein intaktes Sprachsystem
verfügen, zu orientieren und ihre Sprechweise in einer Grammatik darzustellen.
In der Anwendung darf man aus den oben genannten Gründen nicht kleinlich
sein. Dabei können örtliche Besonderheiten vernachlässigt werden, andererseits liegt
es gerade im Wesen der Mundart, daß sie regional verankert ist. Sowohl in der
Grammatik von Karl Stucki, „Schweizerdeutsch" vom Jahre 1921, sowie in der
neuesten Sprachlehre des Schweizerdeutschen Grüezi mitenand von Artur Baur
nehmen die Verfasser ihren Ausgang vom Zürichdeutschen, also von einer Einzelmundart
. Dieses Buch ist 1969 bereits in 3. Auflage erschienen. Es ist in Lektionen
eingeteilt. Auf ein Lesestück folgen eine Darstellung grammatischer Eigenheiten
(im Vergleich mit der Schriftsprache) und Worterklärungen.

Weniger als Lehrgänge gedacht, sondern als Nachschlagewerke sind die vom Bund
Schwyzertütsch angeregten und herausgegebenen „Grammatiken und Wörterbücher
des Schweizerdeutschen", wovon schon mehrere Bände, z. T. in 2. und 3.
Auflage, vorliegen, die von ausgewiesenen Wissenschaftlern verfaßt sind. Das
„Zuger Mundartbuch" als Beispiel enthält zuerst eine kurzgefaßte Grammatik,
dann folgt das Wörterbuch: zuerst Mundart-Schriftdeutsch, dann Schriftdeutsch-
Mundart. Die für den Hausgebrauch bestimmte Baseldytsch-Sammlig von Fridolin
und Peter Pee (2. Auflage 1965) bringt den Wortschatz zuerst in Sachgruppen
(z. B. Kinderstube, Huus und Huushaltig, Faasnacht usw.) nachher die alphabetischen
Verzeichnisse Mundart-Hochdeutsch, Hochdeutsch-Mundart. Die „Limmat-
blüten" (aus dem Wortschatz der fünften Landessprache), ein Zürcher Gassenwörterbuch
in 2 Bänden, waren die Bestseller der Jahre 1965 und 1966.

Ich erwähne diese Publikationen und natürlich Müllers Freiburger ABC (es sind
längst nicht alle), nur, um zu sagen, daß man auch in einem Lande, wo Mundart
noch allgemeine Umgangssprache ist, nach einer Norm sucht als Grundlage für
eine Verbesserung und Erhaltung der Regionalmundarten. Noch viel dringender
wären ähnliche Arbeiten in Baden, insbesondere wenn wir daran denken, auch
in der Schule den Sinn für die Mundarten zu wecken. Die Lehrer, wenn sie dieser
Aufgabe gerecht werden wollen, brauchen dringend solche Handreichungen. Ich
denke dabei auch an die Pädagogische Hochschule, an der — was Freiburg angeht
— durchaus Bereitschaft besteht, noch mehr in der Richtung zij tun. Man
müßte einmal für eine kleinere Region eine solche Grammatik in Auftrag geben:
ist sie einmal da, lassen sich die Verschiedenheiten von Ort zu Ort leicht nachtragen
. Dabei wäre in erster Linie an den Lehrer zu denken. Der Schüler hat mit
der schriftdeutschen Grammatik, die sich ja in einem bedauerlichen Übergangszustand
befindet, genug zu tun. Für die Schüler sind besondere Übungsbücher zu
schaffen; als Beispiel erwähne ich die „Glarner Sprachschule", Mundartsprachbuch
für die Mittel- und Oberstufen der Glarner Schulen. Es enthält Übungen zur Aussprache
, zur Wortlehre, Wortschatzübungen und Stilübungen. Die Schreibweise,
auf die ich noch allgemein zurückkomme, folgt im wesentlichen den Grundsätzen
der „Schwyzertütschen Dialäktschrift"; Vereinfachungen gehen nirgends auf Kosten
der Eigenart der Mundart, denn so heißt es im Vorwort: „Wenn die Schule sich
nicht ihrer Pflicht erinnert und mithilft, der Vermischung und Verplattung unserer
Glarner Mundart zu wehren, schreitet das Eingemeinden in jene färb- und charakterlose
Allerweltssprache der Großstadt Zürich immer weiter." Der tendenziöse
Hieb ist als Abwehr des Kleinen gegen den Großen durchaus verständlich.

In den meisten Übungen steckt der Vergleich mit der Schriftsprache. Er soll den
Schüler im Gebrauch beider Sprachformen festigen, denn er wird seiner Lebtag
beide brauchen: die Mundart im Mündlichen (und dies ausschließlich, er wird sie
kaum je schreiben, gelegentlich lesen, wozu er in der Schule angeleitet wurde), die
Schriftsprache im Schriftlichen, er wird sie selten als Hochsprache sprechen, nur
mit Welschen und Ausländern, doch er hört sie täglich in den Massenmedien.

Die Situation in Baden ist nicht identisch, aber das passive Verstehen der Mundart
kann bei einiger Anleitung bei Schülern wohl vorausgesetzt werden. Eine
vergleichende Methode drängt sich hier erst recht auf.

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