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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 323
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-03-04/0141
gedacht zu haben, so ladet der Unterzeichnete, von verschiedenen Seiten aufgefordert
, alle Diejenigen zur Unterzeichnung ein, welche an einer einfachen und
gemütlichen Feier auf E. E. Zunft zu Safran, wo die nötigen einleitenden Schritte
getan sind, teilnehmen wollen". Die Frage taucht auf: warum hat Basel, wo
Hebels Eltern sich zusammengefunden hatten, wo er selbst geboren und auch in
die Schule gegangen war, warum hat Basel, das er in seinen Gedichten gepriesen
und in einem Brief an Gustave als seine Heimat bezeichnet hat, 1860 keine
öffentliche Gedenkfeier veranstaltet? Die Stadt stand eben in jenen Tagen im
Banne des 29. Eidgenössischen Musikfestes, das in ihren Mauern vom 6.—9. Mai
stattfand und mit Konzerten und gesellschaftlichen Veranstaltungen die Bürgerschaft
in festliche Stimmung versetzte. Eidgenössisches Fühlen verdrängte für den
Augenblick das Gedenken an Hebel. Trotzdem fiel Burckhardts Anregung nicht
ins Leere. Er selbst berichtete später über diesen Abend: „Als der 10. Mai heranrückte
, war man in Basel in großer Bewegung wegen eines abzuhaltenden Musikfestes
. Als warmer Verehrer des alemannischen Dichters glaubte ich, den Tag nicht
dürfen vorbeigehen zu lassen, ohne daß auch in Basel Hebels gedacht werde. Von
den Sängervereinen wurde ich kurz abgewiesen, weil sie mit dem Musikfest
beschäftigt waren. Da entschloß ich mich, auf eigene Faust eine Einladung zu
erlassen zu einem bescheidenen Abendessen auf der Zunft zu Safran, in der
Hoffnung, daß besonders ältere Männer sich gerne an einer einfachen Gedenkfeier
beteiligen werden. Diese Hoffnung ging in Erfüllung, es fand sich eine fröhliche,
ungezwungene, sehr gemischte Gesellschaft ein. Ich gab einige Notizen über die
Lebensschicksale des Gefeierten und erwähnte zum Schlüsse, daß Hebel die Absicht
ausgesprochen habe, für einen fleißigen Hausener Knaben ein Stipendium zu
stiften, auch dafür zu sorgen, daß den alten Mannen am Sonntagabend ein
Schoppen Wein verabreicht werde, daß er aber an der Ausführung dieses Vorhabens
verhindert worden sei, indem er durch das Falliment eines Bankiers in
Mannheim seine Ersparnisse eingebüßt habe. Hieran schloß ich den Wunsch, da in
Schopfheim eine Stiftung beabsichtigt sei, um den ersten Punkt zu verwirklichen,
so könne von uns aus der zweite befriedigt werden, wenn auch nicht jeden Sonntag,
so doch am Hebeltag. Das Wort „Hebelschoppen" wurde an diesem Abend
geprägt". Der Berichterstatter der Basler Nachrichten wußte ergänzend zu melden,
wie verschiedene Redner in poetischer und prosaischer Form Hebel gepriesen
hätten. Auch Friedrich Becker, der Herausgeber der „Festgabe" war darunter.
Er hatte an der „Zentral-Hebelfeier" in Hausen teilgenommen und regte nun an,
die Basler Hebelfreunde möchten sich an der dort „veranstalteten Hebelstiftung"
beteiligen. Der Vorschlag fand wenig Anklang. Als aber das Wort „Hebelschoppen
" fiel, wurde es „mit unendlichem Beifall" aufgenommen. Ähnlich weiß
ein Teilnehmer an diesem Abend zu erzählen: „Bei einer einfachen Mahlzeit
fanden sich eine Anzahl von Verehrern Hebels zusammen, um in heiterer Gesellschaft
den Geburtstag des gemütlichen Sängers zu begehen, wie man etwa im
häuslichen Kreis das Geburtstagsfest eines geliebten Familienhauptes feiert. Und
wenn auch er, dem das Fest galt, nicht persönlich in unserer Mitte weilte, so war
sein Geist unter uns, denn die Schöpfungen dieses Geistes lebten ja und leben
fort in unser aller Herzen. Und daß wirklich Hebels Geist unter uns war, das
zeigte sich aufs deutlichste in dem plötzlichen Auftauchen des Gedankens, durch
Stiftung eines Hebelschoppens einen Plan, den der Dichter gefaßt, aber nicht zur
Ausführung hatte bringen können, ins Leben zu rufen. Kaum ausgesprochen,
wurde dieser Gedanke mit dem größten Beifall begrüßt; als er in weiteren Kreisen
bekannt wurde, fand er überall den freudigsten Anklang". 54 Herren hatten an
dem Essen teilgenommen, gegen 500 Franken ergab die Unterzeichnungsliste. Am
selben Abend noch wurde eine Kommission gewählt, und einer der Kommissionsherren
sammelte nun bei Freunden und Bekannten „als Kapuziner", wie er sagte,
bis eine Summe von 2000 Fr. beisammen war. Es war Prof. Chr. Friedr. Schoen-
bein, ordentlicher Professor für Physik und Chemie, der dann auch die Hebelkommission
bis 1867 präsidierte.

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