http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-03-04/0163
Prüfung vieler Entwürfe vereinigte sich endlich das Karlsruher Comite, welches sich
unterdessen durch den anwesenden Herrn Münzwardein Kachel, den Direktor der Kunstakademie
Schirmer, Herrn Oberbaurat Fischer und Herrn Oberzollinspektor Göll verstärkt
hatte, mit dem Mannheimer Comite dahin, den von den Herren Münzrat Kachel und
Oberbaurath Fischer vorgelegten Entwurf mit dem von Xaver Reich modellirten und von
Bildhauer Fechtig galvanoplastisch ausgeführten Brustbilde Hebel's auszuführen und die
Leitung und Überwachung der Ausführung in Karlsruhe zu übernehmen. Mancherlei
unvorhergesehene Störungen verzögerten die Vollendung des Werkes zu unser aller Bedauern
weit über die festgesetzte Zeit hinaus . . .
Soviel aus der Rede Behaghels zur Entstehungsgeschichte des Grabmals. Der
nächste Redner, Pfarrer Junker, gab ein Lebensbild Hebels; er rechtfertigte die
Idee der Grabmalserstellung mit folgenden Worten:
Oder hätten wir vielleicht den unförmlichen Stein, der dem Suchenden die Todesbehausung
des verehrungswürdigen Mannes mühsam verriet und der lange genug ein
Stein des Anstoßes gewesen ist nicht nur dem persönlichen Freunde Hebel's, wenn seine
Wanderschritte ihn hierher geleiteten, sondern jedem Genossen edlerer Bildung, dem's
Wunsch und Bedürfniß ist, große und über ihr Zeitalter hinauslebende Männer nach Gebühr
geehrt zu sehen, noch länger wie eine Anklageschrift gegen uns zeugen zu lassen, den
Vorwurf einer unzeihbaren Lässigkeit noch länger auf uns nehmen sollen? . . . Mit der
Nachäffung, nur geschäftig zum Selbstruhme, hat übrigens unser Werk, obwohl es in eine
denkmalsüchtige Zeit gefallen ist, nichts gemein . . . Und wenn nun das Denkmal selbst, in
seiner würdigen Ausstattung, frei von marmorner Lobpreisung, alles Prunkes entbehrt, und
nur darauf angesehen sein will, daß es den Anspruch auf einfache Kunstmäßigkeit befriedige
; so ist das gerade die Weise, in der man einen einfachen Mann ehren muß .. .
Wenn der späte Leser die Einweihungsreden soweit hinter sich gebracht und
immer wieder von dem „einfachen Stein" oder dem „unförmlichen Stein" hat
sprechen hören, der Hebels Grab bis 1859 bezeichnet haben soll, ist recht neugierig
darauf geworden, ein Bild vom alten und vom neuen Grab bzw. Grabmal
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