http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-03-04/0176
Walter Roshardt, Illustration zu „Die Vergänglichkeit"
„Schwetz lisli, Ätti, bis mer über d'Bruck do sin, und do an Berg und Wald
verbey!" Aber selbst wenn dem nicht so wäre: der Wald gehört sozusagen in die
persönliche „Ikonographie" Hoffmanns, und er hätte sich dann nur die Freiheit
genommen, aus sich selbst heraus das Bild zu schaffen, das dem Text, wie er ihn
verstanden hat, entspricht. Er sieht den Illustrator ohnehin als Partner des Autors
(und des Lesers!) und nicht als Diener: „Es ist seine Sache, im Text Ungesagtes
oder was der Sprache nur unvollkommen gelingt, mit seinen Mitteln hinzuzufügen,
bloß Angedeutetes aufzugreifen und weiterzuspinnen . . . Die Illustration ist also
für mich angesiedelt zwischen Verdichtung und Paraphrase." 17)
Solches Paraphrasieren ist keine Verfälschung des Textes, der ja unangetastet
bleibt; es ist vielmehr die persönliche Auseinandersetzung mit dem vom Dichter
Gegebenen und damit erst die eigentlich künstlerische Illustration.
Paraphrase in diesem Sinn ist auch die Zeichnung zur „Vergänglichkeit". Das
Ochsengespann fährt zwischen hohen Stämmen hindurch. Die vordersten unterteilen
mit ihren Senkrechten rhythmisch die ganze Bildfläche und überschneiden
die sich vom Abendhimmel abhebende Zackensilhouette der entfernteren Tannen,
deren Schwärze sich nach unten verdichtet. Ruhe und Erhabenheit ist in dieser
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