http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0064
Förderung von Hand mit
Muldenkippern. Wehr 1955
(Aufn. G. Albiez)
zell über „Die Lehre vom Gyps als einem vorzüglich guten Dung zu allen Erd-
Gewächsen" in Süddeutschland Allgemeingut. Ihre Wirkung beruht darin, daß
Gips in wässeriger Lösung manche Minerale, etwa alkalihaltige Silikate, leicht
aufschließt. Karbonate werden in leichter lösliche Sulfate umgewandelt. Die
Krume wird aufgelockert, was zu einem reicheren bakteriellen Bodenleben führt.
(Carle, 1965, S. 664-680).
Besonders zum Klee-Anbau erwies sich die Gipsdüngung als in hohem Maße
geeignet. Sie brachte eine Vermehrung der Kleefläche, eine Verbesserung der Wiesen
und ein starkes Anwachsen des Futterbestandes. Dies ermöglichte erst die
Züchtung gewisser Viehrassen, z. B. der Simmentäler. Staatlich geförderte Versuche
brachten vermehrte Gipsverwendung in der Landwirtschaft, und dies ermöglichte
die Inbetriebnahme von 15 Gipsgruben im badischen Oberland (Ettwein,
1923, S. 138). Die staatliche Hilfe bestand u. a. darin, daß die Gipsgruben von
der bis 1885 erhobenen Bergsteuer (5 °/o des Reingewinns) befreit wurden. Mit der
Einführung der Gipsdüngung begann die Abkehr von der Brache.
Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts behandelte man die Pflanzendüngung rein
empirisch. Erst 1840 schuf Justus v. Liebig auf wissenschaftlicher Basis eine neue
Düngelehre. Diese brachte einen steilen Aufstieg der auf Kalisalzen, Phosphaten
und Nitraten beruhenden Kunstdüngung. Gegenüber diesen hochwertigen Düngemitteln
geriet der Düngegips immer mehr ins Hintertreffen, so daß eine Grube
nach der andern stillgelegt werden mußte. Viele Gipslager waren so unrein, daß sie
nur als Düngegips, nicht aber als Baugips genutzt werden konnten. Für Anhydrit
gab es in unserer Gegend bisher keine Verwendung. Erst in unserem Jahrhundert
gehen wesentliche Gipsmengen in die Zementindustrie. Hier dient eine Gipszugabe
von 5—6°/o zur Verlängerung der Abbindezeit. Neuerdings spielt die Herstellung
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