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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 274
(PDF, 36 MB)
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auch Steine (des Oberen Muschelkalkes) gebrochen und auf dem Steinschiff verfrachtet
. Damit verfügte man auch für den Gips über eine ausgezeichnete Verkehrslage
. Am selben Berg sei noch eine sog. hintere Grube gewesen (Ebner 1957,
S. 6).

In den Wirren des 30jährigen Krieges wurden die Gipsgruben verlassen. Erst
ab 1775 erschloß der Kanderner Geometer C. P. Erhardt ein mächtiges Gipslager
im Grenzacher Buchswald am Unterberg und weiter unten in den Reben. Es war
wegen Unkenntnis so lange ungenutzt geblieben. Erhardt berichtete, der Gips
eigne sich sowohl als Düngergips als auch als Absorbens für das Vieh, das in den
Apotheken verkauft wurde; auch zum Vergipsen und zu Estrich sei der Gips zu
gebrauchen. Der Absatz dürfte günstig sein, weil der Gips für Basel jetzt weit
hergeholt werden müsse. Zum Gipsführen seien Fäßle nötig. Die Bauern kauften
meist den billigeren groben Gips und pochten ihn selbst. Bei den Aufschlußarbeiten
wurden alte Arbeitsgeräte (Fimmel = Keile) gefunden, die beweisen, daß hier
früher ein Gipsbruch betrieben wurde. Nach umfangreichen Untersuchungsarbeiten
verlieh die Herrschaft endlich am 17. 2. 1778 an Jakob Hartmann in
Grenzach und den Gipsermeister Johannes Keller einen 6jährigen Pachtvertrag.
Hartmann errichtete einen Ofen zum Gipsbrennen. Er lieferte aber auch Rohgips
an den Basler Gerichtsherrn Ritter, der in Kleinbasel eine Tabakmühle als Gipsmühle
herrichtete. 1780 wurde die Gipsgrube gemeinsam an den Gerichtsherrn
Ritter und den Vogt Jakob Hartmann auf 10 Jahre verliehen {Ebner 1957, S. 9
und 20).

Die beiden Pächter teilten die Grube, die sie nun getrennt im Untertagebetrieb
bearbeiteten. In einer Gemarkungskarte von Grenzach von 1778/83 scheinen am
Unterberg oberhalb vom Schloß Bergbauhalden und ein Gipsbruch eingetragen zu
sein (Disch 1971, Abb. 15). 1789 mußte der Bergingenieur Erhardt das Stehenlassen
von Pfeilern anordnen, um Raubbau vorzubeugen und die Sicherheit gegen
Einsturz zu gewährleisten. 1795 waren 3 Gruben in Betrieb: die nördlichste war
die von Ritter, die mittlere gehörte dem Altvogt Jakob Hartmann und Jakob
Haberer, die südlichste dem jetzigen Vogt Jakob Friedrich Hartmann. Die jährliche
Gipsförderung wurde mit z. Z. 1 500 t angegeben. Den Grenzacher Gipsgrubenbesitzern
(außer Ritter) sollte der Bau einer Gipsmühle in Grenzach vorgeschrieben
werden. Ferner sollten sie einen gemeinsamen Stollen vortreiben, von
dem aus jeder sein Eigentum abbauen könnte.

Das Bergamt Sulzburg schlug vor, die Gipsgruben künftig nicht mehr nur
auf einige Jahre zu verpachten, sondern als Erblehen zu vergeben, um das Interesse
an einwandfreier Bergmannsarbeit zu fördern und zu größeren Investitionen
zu ermuntern. Daraufhin erhielt der Gerichtsherr Rudolf Ritter am 16. 5. 1795 ein
Erblehen für sein Gipsgrubenfeld; ebenso wurden am selben Tag die Lehensbriefe
für Johannes Blatner und Jakob Richter von Grenzach ausgestellt. 1796 verkaufte
Ritter sein Grubenfeld an Benedikt Sarrasin von Basel. Zu dieser Zeit wurden
die Gipsgruben wegen der Kriege nur schwach betrieben. Erst 1852 wird anläßlich
einer Ortsbereisung von einer in Betrieb stehenden Gipsgrube berichtet.
(Ebner 1957, S. 35 ff und 338). Heute erinnern nur noch 2 zugemauerte Stollen
in der Rebgasse und am Burgackerweg sowie einige Straßennamen an diesen einst
wichtigen Erwerbszweig.

lb) Wyhlen:

Auch Wyhlen hatte 2 verschiedene Gipsgruben: die eine lag in der Büschelmatt
hinter dem damaligen Kloster Himmelspforte am Weg nach Rührberg; die andere
wurde in den Buttenhalden westlich von dem zu Herten gehörenden Markhof
betrieben.

Das Gipslager hinter dem Kloster Himmelspforte wurde vom Adlerwirt Fridolin
Weber in Wyhlen entdeckt. Er erhielt darauf 1795 vom K. K. Vö. Bergrichter

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