http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0072
1901 wurde der Betrieb in öflingen eingestellt, weil die Gipssteine ausgingen.
Ein Probestollen brachte nur verlehmten und unbrauchbaren Gips. Mehrfach kam
es zu Brüchen, die aber nur z. T. bergbaulich bedingt waren. Wegen der Stillegung
verzichtete Gockel 1904 auf das Lehen. 1908 kaufte Adolf Senger von Wehr
die stilliegende Gipsgrube von der Witwe Emil Gockel sen. Die Inbetriebnahme
verzögerte sich jedoch bis 1911 wegen der Gefahr des Wasserentzugs zu Ungunsten
der Fabrik Herose, deren Quelle nur 18 m nördlich vom Gipsstollen lag. Schließlich
übernahm die Breisgauer-Portland-Cementfabrik Kleinkems die Verantwortung
für die Wasserversorgung Herose, da sie anscheinend an Gipslieferungen
interessiert war. Von Senger ging der Betrieb über an die „Gipswerk öflingen
GmbH".
1912 erwähnt der Großh. Bergmeister in seinem Befahrungsbericht, daß der
400 m von der Gipsmühle entfernte Stollen 90 m nach SW führe und der Gips nur
als Zementgips brauchbar sei. Eingestellt waren 6 Arbeiter. Als Sprengstoff verwendete
man Donarit und Ammonkarbonit, zum Zünden Sprengkapseln. 1913
erreichte der Stollen 120 m Länge; er mußte jedoch wegen toniger Firste teilweise
gesperrt werden. Das Werk öflingen blieb im Ersten Weltkrieg in Betrieb. 1919
vereinbarte die Fa. „Gipswerk öflingen, Georg van Eyck" mit dem Zentralverband
christlicher Fabrik- und Transportarbeiter: 8-stündige Arbeitszeit und Löhne
von 1,7 bis 1,0 M/Std. für die Mühle und 1,8 bis 1,1 M/Std. für die Grube, ferner
Urlaub: ab 1-jähriger Tätigkeit = 2 Tage, steigend bis zu 6 Urlaubstagen ab
5-jähriger Tätigkeit. 1922 wurde eine neue Arbeitsordnung eingeführt. Ein von
Gebhardt geplanter Stollen II südlich dem von 1912 wurde nicht ausgeführt, weil
Hackelsberger wegen Bergsturzgefahr Einspruch erhob. Die bad. geologische Landesanstalt
riet deshalb 1929 von einem südlichen Abbau ab. Gebhardt vertrat
jedoch die Ansicht, daß bisher in öflingen nur der minderwertige Kopfgips gewonnen
worden sei, während guter Gips in tieferer Lage zu erwarten sei; ein
Schacht von 16 m Tiefe sei nur in Gips gestanden. Allerdings wären die Abbaue
dann unter das Niveau der Wehra gekommen, so daß erhebliche Wasserschwierigkeiten
zu erwarten waren. Daher blieb das Werk öflingen endgültig stillgelegt.
le) Wehr:
Rechtsgrundlage für die Gipsgewinnung in Wehr war ein Lehen von 14 ha 57 ar
in den Gewannen Wolfenholz - Steinacker - Hegerütte. Es war 1877 an Emil
Gockel verliehen worden. Dieser erbaute eine Gipsmühle unterhalb der Einmündung
des Haselbaches in die Wehra, wo eine günstige Wasserkraft nutzbar gemacht
werden konnte. Die Grube bestand aus einem Netz rechtwinkliger Abbaustrecken
von 3 bis 4 m Höhe. Wirtschaftliche Erfolge ermöglichten Gockel 1891
den Kauf des benachbarten öflinger Gipswerks, das aber immer nur Nebenbetrieb
blieb. 1902 förderte Wehr noch 3 000 t Gips. Mit 1903 folgten schlechte Jahre,
die zu einer Verminderung der Belegschaft auf nur 5 Mann zwang. Von nun an
ermöglichen die jährlich dem Bergamt vorzulegenden Betriebspläne die Verfolgung
der Betriebsentwicklung. Der Stollen war nur 150 m von der Gipsmühle
Wehr entfernt. Für den Wasserabfluß diente ein alter Stollen. Ein neuer
Förderstollen wurde geplant.
Die Gipsmühle Wehr hatte folgenden Maschinen-Stammbaum: Rohgips - Ofen -
Steinbrecher - Kettentransport - Kollergänge - Röstpfannen. Die 5 Kollergänge
wurden als horizontallaufende Champagner-Gänge bezeichnet. Die Kapazität
der Gipsmühle betrug 12,5 t Baugips pro Tag. Abfallgips wurde zu Düngegips
gemahlen, wobei jährlich etwa 500 t anfielen.
Die Grube wurde bei den bergamtlichen Befahrungen immer als vorbildlich
bezeichnet. Nach dem Tode von Emil Gockel sen. ging das Werk an Emil Gockel
jun. (1905). Die Förderung war rückläufig: sie sank von 3 000 t in 1906 auf
2 000 t in 1907. Die Belegschaft war auf 2 Mann abgesunken. Der Düngegips
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