http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0073
wurde immer mehr von hochwertigeren Kunstdüngern verdrängt. Steigende Löhne
(1906 = 3,30 M/Tag — 1907 = 4,14 M/Tag) und geringe Bautätigkeit erschwerten
den Betrieb. 1910 arbeiteten wieder 4 Mann. Für die Bohrarbeit
standen 2 alte englische Handbohrmaschinen für 2 Mann, sowie 2 m lange Stoßbohrer
zur Verfügung. Der neue, 1904 begonnene Stollen wurde erst 1911 mit dem
alten durchschlägig. 1912 wurde das Werk an die Süddeutsche Gipsindustrie GmbH
in Karlsruhe verpachtet. 1913 schrieb das Bergamt neue Maße für die Abbaue
vor: Breite maximal 6 m, Höhe 6 m. Der alte Stollen rutschte durch ein Erdbeben
zu, so daß nur noch der neue betrieben werden konnte.
Dann kam der Erste Weltkrieg und mit ihm Einziehungen aus der Belegschaft.
1916 mußte das Werk stillgelegt werden. Bei der Wiederinbetriebnahme nach 3
Jahren war der Stollen nur noch auf 100 m befahrbar und mußte aufgewältigt
werden. Auch sonst war viel zu reparieren. 1919 verunglückten der Bergmann
Gustav Ritter und der Betriebsführer Georg Finkenbeiner durch Steinfall tödlich.
1920 begann man wieder einen neuen Stollen, den nördlichsten. 1921 gab die
Süddeutsche Gipsindustrie GmbH das Werk Wehr an die Gipswerke öflingen,
Georg van Eyck ab. Der neue Stollen erreichte 1922 mit 150 m Länge guten Gips.
1926 war das Gipswerk Wehr in den Besitz der Fa. Albert Gebhardt in Tiengen/
Hochrhein übergegangen. Dies brachte einige technische Verbesserungen: so verwendete
man zur Herstellung der Sprengbohrlöcher jetzt Preßluft-Bohrhämmer
und als Sprengstoff Chloratit 3. Die Belegschaft war von der Knappschafts-Versicherung
befreit und gehörte damit zur Kranken- und Invaliden- bzw. Angestelltenversicherung
.
1932 wurde ein neues Sprengstofflager für 100 kg Chloratit 3 und 1.000
Sprengkapseln in der Grube eingerichtet. Dies war das wirtschaftlich schlechteste
Jahr der 1930er Jahre mit einer Förderung von 2.119 t Rohgips. Der Brand
Die später abgebrochene alte Schmiede mit dem Stollenmundloch der 5 UmSohle.
Sehringen 1955 (Aufn. G. Albiez)
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