http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0099
Das bestätigte sich auch bei einer Untersuchung der Brunnen, die systematisch
über das ganze Markgräflerland hin vorgenommen wurde (Wittmann 1975).
Diese interessanten Stücke von Kleinarchitektur treten allerdings im Markgräflerland
erst gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts auf. Da sind zunächst die großen
vierseitig-monolithischen oder mehrteilig-achtseitigen Tröge aus Buntsandstein (seit
1747), dann die barocken Rundsäulen und spätbarocken Vierseitstöcke gleichen
Materials (seit 1741). Sie stammen, soweit bisher Archivmaterial ausgewertet
wurde, aus dem Bereich Hauingen-Steinen. Nur die Rundsäulen im nördlichen
Landesteil sind aus Buntsandstein der Emmendinger Vorberge (Heimbach, Bleichheim
). Hier im Norden tritt auch der oligozäne Britzinger Sandstein in Konkurrenz
, mit frühklassizistischen Rundsäulen seit 1768.
Hier sei noch einmal die Gewinnung der Bohnerzjaspisse aufgegriffen. Schon
im Mittelalter ging ihr Absatz nach Freiburg, Waldkirch, Idar und Oberstein. Für
das 16./17. Jahrhundert glaube ich ihre Verwendung sogar in der Florentiner
Intarsienkunst nachweisen zu können (Wittmann 1975). Von seltenen Versuchen
(Steinacker bei Vögisheim) abgesehen gab es keinen speziellen Abbau auf Jaspis.
Er fiel vielmehr bei dem sicher seit mehr als 1200 Jahren betriebenen Bohnerz-
bergbau an. Als kieseliges Material mußten die Knollen bei der Aufbereitung der
Erze ausgehalten werden und wanderten auf die Halden. Aus ihnen haben schon
die mittelalterlichen Balierer ihre Rohsteine ausgeklaubt. Es waren walnuß- bis
kcpfgroße Knollen. Solche Gruben lagen bei Auggen, Mauchen, Schliengen mit
Altingen, Liel, Hertingen, Tannenkirch, Holzen (vgl. Wittmann 1955). Im 18.
Jahrhundert hätte die markgräfliche Obrigkeit am liebsten die Steine selbst verkauft
und seit Gründung der Badischen Hof Schleiferei in Karlsruhe (1782) strebte
die Verwaltung nach einem Monopol. Aber der Schwarzhandel über die Bergleute
blühte fröhlich weiter (vgl. ausführlich bei Metz 1965, S. 196—199). Die Hofschleiferei
hatte besondere Bedeutung während der diplomatischen Bemühungen
um das Zustandekommen des neuen Großherzogtums, denn sie lieferte die dafür
nötigen „kleinen Geschenke". Nach der Konstitution des neuen Landes erlahmte
das Interesse des Landesfürsten.
Einen Einblick in die Bedeutung des Gewerbes gibt eine „Consignation über
die Vorraths-Steine, welche zur fürstlichen Hofsteinschleiferei gehören" (nach
Metz 1965, S. 173; GLA. Abt. 237, Nr. 4463): „Jaspis aus dem Altinger Stollen
bei Schliengen: 244 Stück roth und gelblich zu Stockknöpf und Cabinettstücker,
22 Stück ganz rothe zu Stockknöpf und Wappensteinen, 1 rothes Stück zu einer
großen Tabatiere. Jaspis aus dem Oberamt Rötteln: 2 große Stücke weißgestriemt
zu Vasen, 68 Stück weißgestriemte und gelbe zu Tabatieren und Etuis, 95 zu Cabinettstücker
. 13 fleischfarbene Jaspis vom Altinger Stollen und aus dem Hertinger
Wald zu Tabatieren."
5 Ausblick ins 19. Jahrhundert
Auch im 19. Jahrhundert geht die Gewinnung der wichtigsten Bausteine weiter
wie bisher. Die unverkennbare Ausweitung der Bebauung auf dem Dorf hat sogar
zu weiterer Ausbreitung des Gewerbes geführt. Darüber hinaus ist aber das 19.
Jahrhundert durch das Einströmen fremder Bausteine gekennzeichnet. Das beginnt
schon bald nach der Jahrhundertwende (Schopfheim 1806) mit den Brunnen
aus Solothurner und Laufener Stein (Malm). Gegen die Jahrhundertmitte erscheint
im städtischen Bauwesen, vereinzelt auch auf dem Lande, der Molassesandstein
des Schweizer Mittellandes, vor allem der Berner Sandstein. Nach dem
Kriege 70/71 tritt der helle Vogesensandstein (Buntsandstein) der Zaberner Senke
ins Bild. Gegen das Jahrhundertende wird der buntrote Schilfsandstein des
Keupers (Kraichgau) Mode. Vgl. im einzelnen Wittmann (1971, S. 31—39).
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