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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 306
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0100
Im Markgräflerland entstehen neue Abbaue im Zusammenhang mit dem Straßen
- und Bahnbau und dem sich ausweitenden Hochbau, so Brüche im Melanienkalk
des Alttertiärs (Luginsland, Steinacker, Buchholz bei Kleinkems), auch in
den Kalksandsteinen und Konglomeraten des Unteroligozäns (Schliengen, Istein,
Efringen u. a.). Im Schwarzwald, wo bisher die Steingewinnung ohne Bedeutung
war (das Schwarzwälder Haus ist ein Holzhaus), werden Brüche für Gleis- und
Straßenschotter und Splitt eröffnet. Erst im 20. Jahrhundert folgen die Rohstoffbetriebe
der Chemieindustrie (Kleinkems, Istein).

Eine ausführliche Behandlung der Entwicklung der Steinindustrie ist daher nur
im Zusammenhang mit der Geschichte der Industrialisierung und der Infrastruktur
wirklich sinnvoll und wird daher hier nicht vorgenommen.

6 Nachwort

Uber mehr als 4000 Jahre erstreckt sich die hier skizzierte Geschichte der Steingewinnung
im Markgräflerland. Man mag sich fragen, ob sie Höhepunkte hatte.

Meist ging es nur um die Befriedigung des Alltagsbedarfs. In der Jungsteinzeit
mußten, mühsam genug, Rohstoffe gewonnen und bereitgestellt werden zur Herstellung
lebensnotwendiger Steingeräte: Klingen und Schaber, Stichel und Bohrer,
Sägen und Pfeilspitzen. Gegen Ende der prähistorischen Zeit, als Metallwerkzeuge
die entwickelten Steingeräte ablösten, hatten nur noch ganz spezielle Handwerkszweige
steinernes Gerät nötig: Reiber, Mörser, Mühlsteine, also Gerät zur Zerkleinerung
von Erzen und Töpfereizuschlägen, von Getreide und Ölfrüchten.

Mit den Römern kommt der Steinbau zu uns. Wohlgesetzte und gefugte Mauerwerke
, anspruchsvolle Wand- und Bodenverkleidungen, Gewölbekonstruktionen,
Bildwerke verlangten nach Bausteinen, die dieser hochentwickelten Technik genügten
. Erst jetzt entsteht ein richtiges Steinhauergewerbe, das seine Rohsteine
in dauernd unterhaltenen Gruben zutage förderte und aufarbeitete. Steinsägen
wurden an gefällsreichen Wasserläufen installiert, um die Platten und Quader zu
sägen und zu schneiden. Einen Höhepunkt des römischen Steinhauergewerbes
dürfen wir für die antoninische Zeit bei uns annehmen.

Der mit dem 11. Jahrhundert einsetzende Burgenbau, also die Ausrüstung
politisch-wirtschaftlicher Verwaltungs- und Machtzentren, auch Sicherung für den
neu aufblühenden Bergbau, bedeutet jeweils örtlich für einige Zeit eine neue
Blüte des Gewerbes. Die Dörfer blieben im Schatten dieser baulichen Anstrengung:
Holz/Lehmbauten genügten dort dem Bedarf, nur die Kirchen bildeten Akzente
und waren Steinbauten. Größere städtische Zentren fehlten in unserem Gebiet.

Erst veränderte gesellschaftliche Bedingungen brachten auch auf dem Dorf einen
Wandel. Mit dem 16. Jahrhundert kommt der Steinbau, zunächst mit Dinghöfen,
Zinsscheunen, Mühlen, bald danach, wenigstens im Markgräflerland, auch für die
Bauerngehöfte. Aber dieses Bauen blieb ohne Höhepunkte baulicher Expansion und
stilbedingter Wünsche. Viel zu sehr waren die wirtschaftlichen Möglichkeiten an
die politischen Zeitläufte gebunden. Kriege und in ihrem Gefolge Zerstörung und
baulicher Zerfall wechselten nur zu häufig mit kurzfristigen Zeiten wirtschaftlicher
Erholung (vgl. Grafik Abb. 16 in Wittmann 1971, S. 42).

Die Bevölkerungsexplosion gegen Ende des 18. Jahrhunderts führte zusammen
mit dem Auftauchen erster Fabriken auch auf dem Lande an allen Ecken und
Enden zum Bauen im Dorf und schließlich zum Ausbau im Außenbereich, wodurch
sich ein bisher nicht gekannter Bedarf an Bausteinen anmeldete. Neue Steinbrüche
entstehen, alte weiten sich aus.

Im 19. Jahrhundert ändert sich das Bild grundlegend, weil nun im Gefolge
einer sich immer mehr vervollkommnenden Infrastruktur Konkurrenz aus der
Fremde ins Spiel tritt. Aus weitem Umkreis strömen neue Bausteine ins Land,
vor allem in die Städte, so daß das bisher autarke Versorgungssystem ins Wanken
gerät. Eine liberale Wirtschaftspolitik läßt dieser Entwicklung freien Lauf, bis

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